KfW sieht deutsche Dauerstagnation


(C) Jesus Climent, 2009, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Der Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe (größte nationale Förderbank der Welt) glaubt, dass in Deutschland das wirtschaftliche Wachstum dauerhaft niedriger ausfallen könnte als gewohnt. Gegenüber Welt am Sonntag teilte der KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner mit, dass das deutsche Potenzialwachstum auch wegen der demografischen Alterung von aktuell rund 1,4 auf 0,2 Prozent pro Jahr zurückfallen kann. Dies sei das Ergebnis einer angestellten Untersuchung zur Thematik.

Jörg Zeuner von der KfW (ehemals KfW Bankengruppe; Anstalt des öffentlichen Rechts) führte zu der noch unveröffentlichten Untersuchung aus, dass das Potenzialwachstum selbst bei einem eher verhalten optimistisch dargestellten Basisszenario bis 2030 auf 0,6 Prozent fallen wird. Für dieses Szenario nahm man als Grundlage, dass die deutsche Erwerbsbeteiligung von aktuell rund 69,5 auf 72,5 Prozent im Jahr 2030 steigen könnte. Auf der anderen Seite würde jedoch die Erwerbslosenquote von 5,3 auf 4,5 Prozent sinken.

In weiteren Annahmen sieht man eine Erhöhung der deutschen Investitionsquote von 17,4 auf später 20 Prozent, eine Zuwanderung (netto) von jährlich rund 100.000 Menschen und einen spekulierten Beitrag von möglichen Zugewinnen bei der Produktivität zum Wirtschaftswachstum von im Durchschnitt 0,8 Prozent im Jahr. Zeuner geht davon aus, dass man das potenzielle Wachstum in Deutschland trotz der Alterung leicht steigern können wird - von 1,4 auf 1,6 Prozent.

In einer Annahme dazu heißt es, die deutsche Erwerbsbeteiligung könnte auf 73,5 Prozent und damit auf ein skandinavisches Niveau ansteigen. Auf der anderen Seite würde sich dann die Erwerbslosenquote sukzessive auf vier Prozent verringern und die Investitionsquote steige auf 23 Prozent. Die hier dargestellte Zuwanderung (netto) liege bei 200.000 Menschen jährlich und der Wachstumsbeitrag durch die gesteigerte Produktivität erhöhe sich auf ein Prozent.

Der ehemalige Mitarbeiter beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und KfW-Chefökonom Zeuner sieht mit Blick auf eine "eindimensionale Strategie" zur Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums in Deutschland, dass diese zum Scheitern verurteilt ist. Einen Bedarf zum Handeln sehe man bei den Investitionen, dies auch beim Staat selbst. Zeuner meint, dass eine der wichtigsten Prioritäten die erhöhte Zuwanderung sei, was demnach durch einen entsprechenden Indikator angezeigt wird.

Zeuner war im vergangenen Jahr als KfW-Chefvolkswirt auf Dr. Norbert Irsch gefolgt. Dieser verabschiedete sich nach über 30 Jahren in den Ruhestand. Der KfW-Vorstandsvorsitzende Dr. Ulrich Schröder, ehemals auch Mitglied des Vorstandes der WestLB, begrüßte es, dass Zeuner neuer Chefvolkswirt werden wird, da es sich bei diesem um einen "kompetenten Ökonomen und ausgewiesenen Kapitalmarktexperten" handele, der sich speziell auch mit den Effekten der Globalisierung befasst. Zeuner war auch bei der VP Bank, Vaduz/Liechtenstein oder in verschiedenen Aufgaben beim Internationalen Währungsfonds in Washington eingebunden.

  
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