DE: Depressionen bei Arbeitnehmern haben stark zugenommen


(C) Thomas Lieser, 2009, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Wie im aktuellen DAK-Gesundheitsreport dargestellt wird, sind psychische Probleme immer öfter auch Auslöser von Krankschreibungen der Arbeitnehmer in Deutschland. Depressionen haben stark zugenommen. In den vergangenen zwölf Jahren waren die durch psychische Erkrankungen verursachten Fehltage auf Arbeit um 83 Prozent angestiegen.

Durch den deutschen Gewerkschaftsbund hieß es kürzlich zur Thematik, dass auch die gesteigerte Arbeitsleistung ein Grund für die Zunahme von stressbedingten Ausfällen sei. Fast die Hälfte der in einer entsprechenden Umfrage mit einbezogenen Personen hatte eine wöchentliche Arbeitszeit von 45 Stunden angegeben und rund 60 Prozent der befragten Personen klagte über eine ständige Erreichbarkeit - etwa durch das Internet oder mobile Endgeräte wie Smartphones.

Durch die DAK-Erhebung von befragten Versicherten konnte man ebenfalls aufzeigen, dass eine ständige Erreichbarkeit oft anfälliger für Depressionen macht. Jeder Mensch hat seine eigenen Leistungsgrenzen und wenn diese erreicht sind, wird er meistens krank. Grund für die Zunahme der Depressionskrankschreibungen könnte auch sein, dass Arbeitnehmer heute vermehrt, eben wegen jener gesehenen psychischen Probleme, arbeitsunfähig gestellt werden, früher wurden meist andere Diagnosen, wie Rückenschmerzen, gestellt.

Experten hatten in der Vergangenheit zur Entwicklung angeführt, dass Arbeitgeber eine bessere Unternehmenskultur entwickeln und für ein besseres Betriebsklima sorgen sollten, um derartige Ausfälle zu kompensieren. Laut dem Gesundheitsreport würde das häufig in Medien dargestellte Burnout (chronische Erschöpfung) kein Massenphänomen sein, Depressionen (eine psychische Störung mit Zuständen psychischer Niedergeschlagenheit) kommen achtmal häufiger vor.

Aus einer Umfrage der DAK-Gesundheit ging im Sommer 2013 hervor, dass mehr als jeder dritte Arbeitnehmer trotz psychischer Probleme auf Arbeit geht - speziell weil diese auch Nachteile im Job sahen, würden sie ihre Probleme offenbaren oder sich krankschreiben lassen. An dieser Befragung hatten 3000 Männer und Frauen teilgenommen. Trotz einer öffentlichen Debatte sei das Thema Depressionen und Burnout für viele ein Tabu.

Rund 65 Prozent der hier befragten Personen gab zu verstehen, dass ein Arbeitsausfall wegen vorhandener psychischer Probleme ("seelische Leiden") unangenehmer sei, als eine Krankschreibung wegen körperlicher Symptome. Depressionen, Angststörungen und andere seelische Leiden waren der, dieser Umfrage nach, offiziell dritthäufigste Grund für Fehlzeiten auf Arbeit. Rund dreizehn Prozent aller Fehltage gingen im ersten Halbjahr 2013 auf diese Diagnosen zurück.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) würden weltweit sogar über 350 Millionen Menschen unter Depressionen zu leiden haben. Dies teilte man im vergangenen Jahr zum sog. "Welttag der seelischer Gesundheit" mit. Psychische Erkrankungen, speziell auch Angsterkrankungen und Depressionen sowie Alkohol- und andere Suchterkrankungen, gehören demnach zu den häufigsten. Durch die UN-Organisation (WHO) forderte man Ärzte auf, diese sollten auf Zeichen von Depressionen bei ihren Patienten achten, speziell bei Kindern und Jugendlichen.

Laut WHO wären Frauen zu etwa 50 Prozent häufiger von einer Depression betroffen als Männer. Dies demnach auch aus dem Grund, wegen der "postnatalen Depression" - welche eine von fünf Müttern nach der Entbindung trifft. Anderen Untersuchungen zufolge verschweigen Männer auch häufiger als Frauen seelische Leiden. Wie die WHO mitteilte, wären die Hauptursachen bzw. wichtige Risikofaktoren für z.B. Depressionen speziell auch finanzielle Probleme, Arbeitslosigkeit sowie Katastrophen und Konflikte. Man machte auch auf den Zusammenhang zwischen Depressionen und Suiziden (Selbsttötungen) aufmerksam. Fast eine Million Menschen würden sich deswegen jährlich weltweit das Leben nehmen.

Mit Blick zurück auf Deutschland hieß es im vergangenen Jahr, dass psychische Erkrankungen beim Arbeitsschutz fast keine Rolle spielen würden. Den damaligen Angaben zufolge berücksichtigte man das Thema der psychischen Belastungen nur bei jeder neunzigsten Besichtigung (Gewerbeaufsicht) von Betrieben, was aus einer Antwort des deutschen Bundesarbeitsministeriums auf eine "Kleine Anfrage" hervorging. Durch das Ministerium gab man auch zu verstehen: "Die bisherigen Konzepte greifen hier nicht". Laut einer damals publizierten Studie der Bundespsychotherapeutenkammer verdoppelte sich der Anteil der Fehltage wegen Burnouts oder Depressionen seit dem Jahr 2000 und betrug bereits im vergangenen Jahr 12,3 Prozent.

Für Depressionen können natürlich auch noch weitere Faktoren verantwortlich sein, wie bspw. die Ernährung. So kam vor einigen Jahren eine Studie zu dem Ergebnis, dass auch eine vollzogene einseitige Ernährung vorwiegend aus industriell verarbeiteten und fettreichen Lebensmitteln das Risiko dafür steigern kann, an einer Depression zu erkranken. Wer sich abwechslungsreich und ausgewogen ernährte, konnte das Depressions-Risiko senken, schrieben die Studienautoren vom University College London. Man hatte Daten von 3500 Londoner Beamten mittleren Alters ausgewertet.

Ebenfalls kann Schlafmangel das Depressionsrisiko erhöhen, auch bei jungen Menschen - was bereits mehrere Studien zeigten. Eine davon ging speziell auf Schlafmangel bei Jugendlichen ein – könnte möglicherweise auch bei Erwachsenen gelten, welche von der New Yorker Columbia-Universität erstellt worden war. Man hatte die Schlafgewohnheiten von 15.659 Schülern unter die Lupe genommen. Bei Jugendlichen, welche regelmäßig erst nach Mitternacht schlafen gingen, lag die Gefahr, an Depressionen zu erkranken, um 24 Prozent höher als bei jenen, die vor 22:00 Uhr schlafen gingen.

Diesen Studienergebnissen zufolge läge für die "Nachteulen" auch das Risiko von Selbstmordgedanken um gut zwanzig Prozent höher. Der Studienautor James Gangwisch gab zu den Ergebnissen zu verstehen: "Unsere Ergebnisse passen zu der Theorie, dass Schlafmangel ein Risikofaktor für Depressionen ist". Als Empfehlung gab er mit auf den Weg, dass ausreichend guter Schlaf als Präventivmaßnahme oder Therapie bei Depressionen eingesetzt werden kann. Die tatsächliche Umsetzung könnte für viele Menschen jedoch schwer werden, da sie sich speziell auch durch das Fernsehen "in die Nacht mitziehen" lassen.

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