(C) Enrique Dans, 2013, Bild: flickr (CC BY 2.0; per Wikipedia)

Gegen den kanadischen Hersteller und Vermarkter von mobilen Kommunikationssystemen, BlackBerry, zog nun eine Reihe von Aktionären des Unternehmens Konsequenzen und man will mit einer Sammelklage aktiv werden. Man fühle sich von deren Seite her durch BlackBerry hinters Licht geführt und fordert Entschädigungen für entstandene Kursverluste ein.
In der Sammelklage, welche in Montreal eingereicht wurde, heißt es unter anderem, die zu optimistischen Angaben zum Verkauf von neuen Smartphones mit dem System Blackberry 10 hätten falsche Hoffnungen geweckt und nachfolgend für Anleger Verluste von hunderten Millionen Dollar bedeutet. Als sich von BlackBerry getäuscht sehen sich Anleger, welche von Ende September 2012 bis 20. September 2013 Aktien von dem Unternehmen kauften.
Durch eine Anwaltskanzlei der Klägerseite hieß es Medienberichten zufolge, dass Management von BlackBerry habe in seinen Mitteilungen an die Börse fahrlässig wie auch wissentlich dargestellt, dass die Geräte mit dem neuen OS (Betriebssystem) weltweit gut bei Kunden ankämen, die finanzielle Lage des Unternehmens sei "solide". Im September laufenden Jahres hatte BlackBerry schließlich einen Verlust von fast einer Milliarde Dollar im dritten Quartal ausgewiesen.
Zudem wurde die Streichung von 4500 Stellen angekündigt, was rund 40 Prozent der Beschäftigten sind. Aus der Sammelklage kann zitiert werden, dass durch das Management von BlackBerry fast ein Jahr lang Erklärungen abgegeben wurden, welche eher "auf Prophezeiungen als auf Fakten beruhten". Zahlreiche Anleger, welche in diesem Zeitraum in BlackBerry investierten, hätten somit hunderte Millionen Dollar verloren.
Erst kürzlich hatte BlackBerry mit ganzseitigen Anzeigen um das Vertrauen seiner Kunden geworben. Anzeigen wurden etwa in der Washington Post (USA) oder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Deutschland) geschaltet. Man könne weiter auf BlackBerry zählen und man habe "umfangreiche finanzielle Reserven" und sei schuldenfrei, hieß es u.a. darin. Doch seit der Etablierung von iPhones von Apple und des Google-Betriebssystems Android hatte BlackBerry immer stärker auf dem Markt der Smartphones zu kämpfen. Analysten schätzten, dass der Vorsprung der Konkurrenten mittlerweile uneinholbar ist.
Im Vorfeld berichteten US-Medien, dass die beiden Gründer von BlackBerry eine Übernahme des Unternehmens in Erwägung ziehen würden - was zum deutlich günstigeren Aktienpreis sicherlich durchaus vorstellbar wäre. Laut Unterlagen für die US-Börsenaufsicht SEC hieß es, dass Mike Lazaridis und Douglas Fregin "die Möglichkeit zur Abgabe eines gemeinsamen Gebots" untersuchen. Das kanadische Unternehmen BlackBerry hatte im September laufenden Jahres auch eine Absichtserklärung mit einem Investorenkonsortium unter Führung des kanadischen Fonds Fairfax Financial Holdings (größter Anteilseigner von Blackberry) unterzeichnet.
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Ende September berichtete man mit Blick auf Deutschland, dass der kanadische Smartphone-Hersteller Blackberry offenbar gute Geschäfte mit deutschen Behörden macht. Demnach hätten sich 20 Behörden, darunter neun der 14 Ministerien, die Hochsicherheitsvariante des Blackberry-Modells Z10 bestellt. Im August laufenden Jahres hieß es, Blackberry könnte schon bald verkauft werden. Man prüfe laut damaligen Angaben des kriselnden Smartphone-Pioniers "strategische Optionen". Man hätte auch eine Partnerschaft mit anderen Firmen oder den Verkauf in Betracht gezogen. Ein Sonderausschuss mit Mitgliedern des Verwaltungsrates von Blackberry sollte nach Lösungen suchen.
Im Sommer - genauer Ende Juni 2013 - hieß es erneut, dass BlackBerry (vormals Research in Motion) nicht aus der Krise kommen würde. Man konnte zwar kurzzeitig wieder unter dem deutschen Chef Thorsten Heins in die Gewinnzone zurückkehren, doch danach schrieb man wieder rote Zahlen. Der Verlust im ersten Quartal 2013 des im April begonnenen Geschäftsjahres betrug demnach 84 Millionen Dollar, hieß es im Juni. Noch von Januar-März laufenden Jahres hatte ein Plus von rund 98 Millionen Dollar für Hoffnung gesorgt. Kurze Zeit später, Ende Juli, teilte BlackBerry mit, man habe 250 Mitarbeiter (Testabteilung für Neuprodukte) am kanadischen Firmensitz Waterloo entlassen. Offiziell hieß es bezgl. der Entlassungen, man wolle dadurch den Kurswechsel im Unternehmen weiter fortführen und die "Effizienz" steigern.
Das Gesamtjahr 2012 musste BlackBerry mit einem Verlust von 646 Millionen Dollar abhaken, trotz des Plus von 98 Millionen Dollar im letzten Geschäftsquartal. Der deutsche BlackBerry-Chef Thorsten Heins, ehemals auch bei der Siemens AG aktiv, gab im März 2013 zu verstehen: "Wir haben bei Blackberry im Laufe des Jahres zahlreiche Änderungen vorgenommen, und diese haben es dem Unternehmen erlaubt, im vierten Quartal Gewinne zu erzielen". Ende Januar laufenden Jahres teilte er mit: "Von jetzt an wird aus RIM Blackberry [...] Es ist eine Marke, es ist ein Versprechen". Damals sahen Analysten das neu eingeführte Betriebssystem als letzte Chance für Blackberry.
In den USA verkündete man durch das Pentagon (US-Verteidigungsministerium) im November vergangenen Jahres, dass die Mitarbeiter sich bald ein neues Smartphone aussuchen können werden. Der Exklusiv-Vertrag mit dem Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) sei aufgelöst worden. Damals hieß es durch das Ministerium, man habe bereits andere Smartphone-Produzenten wie Apple um Angebote gebeten. Unter anderem in den Vereinigten Staaten hatten das Militär und Nachrichtendienste die Blackberrys von RIM lange Zeit aus Sicherheitsgründen bevorzugt, weil etwa auch Emails verschlüsselt übertragen wurden.
Im vergangenen Jahr gab es wohl auch diverse technische Probleme. Im September hieß es Medienberichten zufolge, dass Nutzer der Blackberry-Smartphones auf mehreren Kontinenten erneut mit technischen Problemen zu kämpfen hatten. Durch RIM (Research in Motion - der ehemalige Name des Unternehmens, neu: "BlackBerry") teilte man im September 2012 mit, die Probleme seien wieder gelöst worden. Man machte damals keine genaueren Angaben zu der Zahl der betroffenen Nutzer, erklärte hingegen nur, dass "bestimmte Nutzer in Europa, dem Nahen Osten und in Afrika" betroffen waren. Schon im Oktober 2011 hatten Millionen Blackberry-Besitzer in Europa, im Nahen Osten, Afrika, Indien, Brasilien, Chile und Argentinien unter größeren technischen Problemen gelitten.
Irritationen gab es im Juli/August 2012, als Medienberichte darauf eingingen, dass Regierungsstrukturen aus Indien wohl eine Möglichkeit gefunden hatten, per Blackberry-Endgeräte verschickte und gleichzeitig verschlüsselte Geschäfts-E-Mails zu überwachen. Dies wäre laut "Spiegel" auch möglich gewesen, ohne dass der Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) den dortigen indischen Behörden die Verschlüsselungs-Codes aushändigte. Einen dazugehörigen Quellbericht hatte damals die Agentur Dow Jones Newswires verbreitet, man bezog sich auf Angaben des höchsten zivilen Vertreters im indischen Telekommunikationsministerium.
Bereits im Jahr 2010 gab es Ärger mit Indien. Hier ging es um staatliche Einsicht in verschlüsselte Nachrichten über Blackberry-Telefone. Behörden von Indien hatten dem Hersteller eine Frist gesetzt den Zugriff auf die Kommunikation über die Telefone zu ermöglichen. Würde dies laut damaligem Stand August 2010 nicht geschehen, müsse die Regierung von Indien die verschlüsselten Messenger- und E-Mail-Dienste sperren lassen. Im Vorfeld hatte auch Saudi-Arabien die Blackberry-Dienste kurzzeitig abgeschaltet. Unter anderem in Indien sind Telekommunikationsunternehmen rechtlich dazu verpflichtet, den Geheimdiensten Zugang zu sämtlichen Telefondienstleistungen zu gewähren.
