Wegen Inflation: Experten sehen Anstieg bei Tariflöhnen


(C) Wolfgang Staudt, 2008, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

In Deutschland könnten als Reaktion zur anziehenden Inflation wohl die Tariflöhne steigen, erwarteten nun Ökonomen laut Handelsblatt. Demnach sei die Ära der zurückhaltenden Lohnabschlüsse vorbei. Die Zahl der Arbeitslosen war in den vergangenen Jahren deutlich gefallen, in einigen Regionen und Branchen sind Fachkräfte knapp geworden und verschiedene deutsche Politiker forderten vermehrt Lohnsteigerungen in Deutschland, gab zur Thematik der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, zu verstehen.

Diese verschiedenen Faktoren erhöhten demnach auch die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften. Krämer glaubt, dass die Tariflöhne in diesem Jahr um 3,0 Prozent zulegen werden, womit die Inflation um ca. 1,6 Prozent deutlich übertroffen werden kann. Auch der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, ist der Auffassung, dass es eine positive Entwicklung bei den Löhnen geben wird. Dem Handelsblatt sagte Horn: "Im weiteren Jahresverlauf dürften die Gehälter wieder stärker zunehmen, so dass im Jahresdurchschnitt ein reales Plus von etwa ein Prozent herauskommt".

Was demnach auch notwendig sei, damit so die Binnennachfrage in Deutschland, insbesondere der private Verbrauch, stimuliert werden kann. Als Hintergrund wird gesehen, dass die Kaufkraft der deutschen Arbeitnehmer in 2013 womöglich erstmals seit der Weltwirtschaftskrise 2009 nicht mehr zunehmen wird, was auch Daten des Statistischen Bundesamts nahelegten.

Im laufenden Jahr waren die Bruttomonatsverdienste einschließlich der Sonderzahlungen von April bis Juni zwar um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, doch hatten sich die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum genauso stark erhöht. Dadurch wurden die Lohnerhöhungen komplett von der Inflation wieder aufgezehrt. Im 1. Quartal 2013 waren die Reallöhne in Deutschland mit 0,1 Prozent erstmals seit Ende des Jahres 2009 wieder geschrumpft.

Für den vergleichsweise geringen Anstieg der Nominallöhne hätten niedrigere Sonderzahlungen gesorgt, erklärte man kürzlich durch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Ohne derartige Zahlungen legten die Bruttomonatsverdienste demnach um 1,9 Prozent zu. Im Durchschnitt gesehen habe ein Arbeitnehmer in Vollzeit im zweiten Quartal 3447 Euro brutto monatlich verdient. Der "normale Arbeiter" kann von derartigen Löhnen jedoch nur träumen. Die höchsten durchschnittlichen Gehälter wurden speziell im Bereich Banken und Versicherungen gezahlt (4535 Euro), im Bereich der Energieversorgung (4522 Euro) und im Bereich Information und Kommunikation (4485 Euro).

Im Durchschnitt gesehen verdienten Personen im deutschen Gastgewerbe mit 2013 Euro brutto am wenigsten. Am stärksten waren laut dem Statistischen Bundesamt die Einkommen geringfügig Beschäftigter im zweiten Quartal 2013 gestiegen, was wohl auch damit zusammenhing, dass dortige Verdienstgrenze für Minijobs von 400 auf 450 Euro erhöht wurde. Die Einkommen der Teilzeit-Beschäftigten stiegen im Schnitt um 2,6 Prozent, die von Vollzeit-Beschäftigten um 1,2 Prozent.

Im September waren die Verbraucherpreise um 1,4 Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vorjahresmonat – im Vergleich zum August 2013 bleiben die Verbraucherpreise jedoch den vorläufigen Ergebnissen von Ende September zufolge gleich. Der Preisanstieg bei den Nahrungsmitteln lag bei um die 4,7 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die genaueren Daten wolle man durch das Statistische Bundesamt am 11. Oktober veröffentlichen.

  
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