(C) SlinterMan, 2011, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Schon mal was vom sog. "Welternährungspreis" gehört - von einigen auch als "Nobelpreis für Ernährung und Landwirtschaft" bezeichnet? In der Vergangenheit hat die Verleihung des Preises eher keinen größeren medialen Anklang gefunden. Preisträger neigen dazu, landwirtschaftliche Insider zu sein - darunter zahlreiche Wissenschaftler.
Im vergangenen Jahr wurde der Preis an den Wasserspar-Pionier (Mikrobewässerung) Daniel Hillel verliehen. In diesem Jahr ging er auch an "Monsanto und Syngenta" - Marc Van Montagu, Mary-Dell Chilton und Robert Fraley. Der letztgenannte Fraley (Ph.D. in Mikrobiologie / Biochemie) hatte seine gesamte Karriere bei Monsanto verbracht. In 1981 wurde er als einer der ersten Molekularbiologen angeheuert, mittlerweile ist er dort auch Chief Technology Officer.
Dr. Marc Van Montagu kommt aus dem belgischen Gent. Zum Ph.D. wurde er in Organische Chemie / Biochemie an der Universität Gent. Er ist Gründer und Vorsitzender des Instituts für Pflanzenbiotechnologie Outreach (IPBO). Montagu, der mit Jozef Schell (belgischer Molekularbiologe) den Mechanismus des Gentransfers zwischen Agrobacterium tumefaciens und Pflanzen entdeckte, entwickelte die Transformation durch Agrobacterium tumefaciens, die heute bei der Herstellung von transgenen Pflanzen weltweit eingesetzt wird.
Die angeführte, ebenfalls diesjährige Preisträgerin, Dr. Mary-Dell Chilton (kommt aus Indianapolis, Indiana), eine wesentliche Begründerin der Pflanzenbiotechnologie, machte ihren PH.D. in Chemie an der University of Illinois. Sie ist bei Syngenta Biotechnology aktiv. Chilton gründete 1984 das Syngenta-Biotech-Forschungszentrum im Research Triangle Park und ist heute ein Distinguished Fellow der Wissenschaften von Syngenta Biotechnology Inc.
Die diesjährige Preisverleihung des "World Food Prize" soll am 17. Oktober in Des Moines, Iowa erfolgen. Gleichzeitig findet das sog. Borlaug Dialogs International Symposium statt. Die Preisträger des Welternährungspreises (World Food Prize) erhalten 250.000 US-Dollar. Dass Fraley, der hochrangige Mitarbeiter des Konzerns Monsanto, den Preis erhält, hatte kurze Zeit nach der Bekanntgabe für Kritik, speziell auch aus europäischen Gefilden, gesorgt. Kürzlich wurde bekannt, dass Monsanto im Jahr 2008 fünf Millionen US-Dollar an jene hinter dem Preis steckende Stiftung überwies.
Ins Leben gerufen wurde der World Food Prize durch Dr. Norman Borlaug, wesentlicher Initiator der sog. "Grünen Revolution" in den Entwicklungsländern. Borlaug wurde damals auch Mitarbeiter bei der Erforschung zur Steigerung der Weizen-, Mais- und Bohnenerzeugnisse der Rockefeller-Stiftung. Ominös erscheint an der Verleihung des "Welternährungspreises" auch der Name selbst. Das oft genmanipulierte Saatgut von Monsanto wird auch im großen Stil für die Produktion von Agrotreibstoffen eingesetzt oder für Viehfutter verwendet - was nun nicht wirklich direkt etwas mit der "Bekämpfung des weltweiten Hungers" zu tun hat.
Experten hatten in der Vergangenheit angeführt, dass dieser Anbau eher Platz wegnimmt für die "echte" Nahrungsmittelproduktion. Ebenfalls wird dadurch das sog. Landgrabbing gefördert. Zahlreiche Kleinbauern, etwa in Afrika oder Lateinamerika, können sich das teure, zum Teil patentierte und per Lizenzen verhökerte Gensaatgut meist sowieso nicht leisten, zumal die Pflanzen obendrein noch "chemiesüchtig" sind. Vielmehr wäre es angebrachter, den klassischen agroökologischen Anbau zu fördern, womit sich natürlich aber weniger Gelder zusammensaugen ließe.
Zurückblickend auf den "World Food Prize" wäre ebenfalls zu erwähnen, wenn man sich die Liste des nebulösen "Rates" der Stiftung zu Gemüte führt oder die Liste der sog. "Sponsoren", dass die "Gewinner" des Preises eher nicht überraschend wirken. Im Rat sitzen bspw. George H.W. Bush und andere erfolgreiche Politiker, Akademiker und Geschäftsleute, deren Lebensläufe in vielen Fällen eng mit dem Nahrungs- und Agrobusiness verbunden sind.
