AI: Wegen Attacken Schulbildung tausender Kinder in Nigeria gefährdet


Boko Haram

Die NGO Amnesty International (AI) mit Sitz in London teilte mit, dass es vermehrt Angriffe auf Schulen oder ähnliche Örtlichkeiten speziell im Norden von Nigeria gab, welche seit rund einem Jahr ausgeführt werden und an Brutalität weiter zunahmen. Dies gefährde die Schulbildung in den betroffenen Regionen, schreibt man in einem kürzlich veröffentlichten Bericht zur Sache. Laut diesen Informationen wurden im laufenden Jahr mindestens 70 Lehrpersonen und eine große Anzahl Schüler getötet und rund 50 Schulen seien zerstört worden - weitere 60 mussten schließen.

In dem Bericht von AI beklagt man eine zunehmende Gewalt bei gefahrenen Angriffen. In den Vorjahren 2010/2011 habe es Angriffe auf Schulgebäude gegeben, als diese leer standen. Seit Anfang 2013 würden die Angriffe aber zielgerichteter und brutaler ausgestaltet sein. Die meisten Attacken wurden laut AI im nigerianischen Bundesstaat Borno festgestellt, also in einer Hochburg der islamistisch-terroristischen Gruppierung Boko Haram. In betroffenen Regionen dieses Bundesstaats können etwa 15.000 Kinder nicht mehr die Schule besuchen, heißt es.

Die Regierung von Nigeria rief man dazu auf, es müsse einen deutlich besseren Schutz für Schulgebäude geben. Bei einem Angriff Ende September 2013 auf ein Studentenwohnheim der Hochschule für Landwirtschaft (College für Agrarwissenschaft) im Gujba Distrikt des Bundesstaates Yobe erschossen mutmaßliche Boko Haram Mitglieder bis zu 50 schlafende Studenten und zündeten die Unterrichtsräume der Hochschule an.

In anderen Irritationen gab es nur wenige Tage zuvor Meldungen, wonach es über 140 Todesopfer nach einem Angriff gab. Als Soldaten verkleidete bewaffnete Personen hatten im Bundesstaat Borno zahlreiche Häuser niedergebrannt. Fliehende Menschen seien auch an einem errichteten Kontrollposten der mutmaßlichen Boko-Haram Mitglieder erschossen worden. Anfang September hatte die nigerianische Armee laut eigenen Angaben vermeldet, man habe mindestens 50 Kämpfer der islamistischen Sekte Boko Haram getötet. Jene Aktion stand im Zusammenhang mit einem im Vorfeld vollzogenen Angriff auf einen Markt in der Stadt Gajiran, bei dem durch die Boko Haram zahlreiche Zivilisten getötet wurden.

Im Verlauf der vergangenen 12 Monate gab es immer wieder Angriffe. Anfang August hatten wohl Sektenmitglieder im Nordosten von Nigeria rund 60 Menschen getötet, als ein Angriff auf eine Moschee gestartet worden war. Durch die Armee selbst hatte man bereits seit einigen Monaten eine neue Offensive gegen Boko Haram gestartet. Man vermutete hinter diesem Angriff einen Racheakt, da sich Bürgerwehren gebildet hatten, welche der Armee beim Aufspüren und der Festnahme von Mitgliedern der Sekte helfen sollten. Für den Nordosten Nigerias gilt der Ausnahmezustand, seit die Armee im Mai jene neu forcierte Offensive startete. Zuvor berichtete man durch die Armee, dass der Vize-Chef von Boko-Haram (Momodu Bama alias Abu Saad) getötet worden sei.

Offiziell weiß man über Boko Haram im Öl-Land Nigeria, welches unter starker Korruption zu leiden hat, recht wenig. Bis zum Tod des Chefs Ustaz Mohammed Yusuf war das HQ (Hauptquartier) in Maiduguri (Hauptstadt des Bundesstaates Borno). Yusuf war in Polizeigewahrsam ums Leben gekommen, möglicherweise wurde dieser Opfer einer außergerichtlichen Hinrichtung, was die Sekte jedoch nicht schwächte, eher wurde sie stärker und begann sich weiter zu radikalisieren. Offene sichere Erkenntnisse über die hinter-gelagerte Führungsebene sind nicht bekannt. Man betreibt seitens der Sekte auch keine offene Propaganda, wie andere Frontgruppen, etwa Al-Kaida. Spekuliert wird, dass möglicherweise nicht mal Angehörige von Boko Haram genau wissen, wo die Sekte anfängt und wo sie aufhört. In der Vergangenheit hatte es auch Medienberichte gegeben, wonach Boko Haram durch lokale Politiker unterstützt worden war.

Straftaten wie Bankraub oder andere Dinge wurden in der Vergangenheit auch im Namen der Boko Haram begangen, was sich letztlich aber nur recht schwer nachweisen lässt, ob Trittbrettfahrer oder tatsächlich Mitglieder der Terrorgruppe daran beteiligt waren. Die Armee selbst geht generell recht ruppig vor, wobei auch eher nicht beteiligte als Kollateralschäden ausgemacht wurden, was wiederrum der Sekte nutzt, da sich neue aufgebrachte Individuen rekrutieren lassen. Die Armee ist auch dank westlicher Unterstützung recht gut ausgestattet, wobei dort sicherlich von der Psyche her gleichermaßen Individuen aktiv sind, welche sich auch bei Boko Haram hätten austoben können.

Da auch China in Afrika weiter an Einfluss gewonnen hatte, wurde durch den US-Präsidenten Barack Hussein Obama im Sommer ein neuer Weg eingeschlagen, man wolle seitens der USA Afrikas Energiesektor mit Milliarden fördern. Im kommenden Jahr soll ein Gipfeltreffen der Länder südlich der Sahara abgehalten werden. Obamas Plan mit dem Titel "Power Africa" sehe diesen Informationen zufolge Investitionen mit einem Umfang von sieben Milliarden US-Dollar zur Stabilisierung der Energieversorgung auf dem afrikanischen Kontinent vor. Zu den Nutznießern der US-amerikanischen Investitionen sollen Äthiopien, Ghana, Kenia, Liberia, Nigeria und Tansania gehören.

Mit diesem Plan wolle man offiziellen Darstellungen zufolge auch Afrikas enormes Energiepotenzial ausschöpfen, darunter neue Entdeckungen riesiger Öl- und Gasreserven. Die Geothermie-, Wasserkraft-, Wind- und Solarenergie soll ausgebaut werden, damit mehr Menschen Strom haben - zuletzt hatten etwa zwei Drittel der Menschen südlich der Sahara keine Stromversorgung. Laut jüngsten Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) müssten aber mehr als 300 Milliarden US-Dollar investiert werden, damit so bis 2030 allen Afrikanern südlich der Sahara Zugang zur Energieversorgung verschafft werden kann.

Mit Blick zurück auf Nigeria hieß es Mitte September 2013, dass Bewohner des nigerianischen Niger-Deltas ein Angebot des Ölkonzerns Shell über Entschädigungszahlungen für Ölverschmutzungen zurückgewiesen hatten. Um die 15.000 Bewohner der Fischergemeinde Bodo im Bundesstaat Rivers fordern Entschädigungen für Ölkatastrophen, welche das Gebiet im Jahr 2008 verschmutzt hatten. Shell hätte umgerechnet rund 35 Millionen Euro angeboten, jeder Bewohner hätte also um die 1300 Euro erhalten. Der für die Bewohner agierende Martyn Day von der Londoner Anwaltskanzlei Leigh Day gab zu verstehen, dass dieses Angebot des Ölkonzerns "vollkommen lächerlich und beleidigend für die Gemeindebewohner" sei.

  
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