Ökonom Koo: Fed sitzt in der Falle


(C) Tim Evanson, 2012, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0)

Laut dem Ökonomen Richard C. Koo sei die Entscheidung des US-amerikanischen Federal Reserve Systems, das sog. Tapering (Reduktion) weiter aufzuschieben, ein klares Zeichen dafür, dass man sich in einem Teufelskreis bewege - aus steigenden Zinsen und einer schwächelnden Wirtschaft. Koo ist auch Chefvolkswirt der jap. Nomura Holdings. Er wird laut Medienberichten zur Fed-Thematik zitiert: "Das ist eine Quantitativ-Easing-Falle, die sich die Fed selber gebaut hat".

Koo hätte dies etwa dadurch feststellen können, indem er sich die Entwicklung der Zinsraten der zehnjährigen US-Staatsanleihen ansah. Dortige Renditen waren in den Wochen vor der Ankündigung (einen Ausstieg aus den Anleihekäufen zu unternehmen) der Federal Reserve gestiegen - demnach bis auf drei Prozent. Nach der Entscheidung wären die Zinsen nicht auf zwei Prozent oder darunter gefallen, sondern haben sich laut Koo bei 2,5 Prozent festgesetzt. Was demnach bedeuten würde, dass der nächste Zinsanstieg der zehnjährigen Papiere leicht über die Marke von drei Prozent gehen könnte.

Dies würde laut Koo wiederrum die konjunkturelle Erholung bedrohen, wie in den zinssensiblen Branchen "Autos" oder "Immobilien". Der Markt selbst könne sich zwar einige Zeit, laut Koo Monate, in Sicherheit wiegen, doch sobald die Konjunkturdaten eine Besserung anzeigen, werde die Thematik um ein Ende des billigen Geldes wieder von vorne losgehen. Womit die Zinsraten wieder anziehen und "kaltes Wasser" über die Erholung gekippt wird, glaubt der Ökonom. Am Ende wird die Fed wieder gezwungen sein, das sog. Tapering zu verschieben, oder sogar ganz abzusagen. Koo hatte bereits vor geraumer Zeit vor einer von ihm benannten "On-Off"-Situation gewarnt. Musste jedoch einräumen, dass er nicht glaubte, dass eine solche Situation so schnell eintreten würde.

Koo glaubt, dass die Fed für diese gefahrene Politik bezahlen werden muss. Solche nun forcierten Probleme hätte es ohne das Quantitative Easing-Programm niemals gegeben. Über eine Hyperinflation mache er sich aktuell eher keine Sorgen, wobei Koo meint, dass die hohen Zinsen die Erholung und die Inflation gleichzeitig im Keim ersticken werden. Er sprach jedoch nicht nur die USA an, auch Japan und Großbritannien, welche seiner Ansicht nach ebenfalls in der "QE-Falle" sitzen. Koo meint dazu, dass jene auf Jahre hinaus nicht dazu in der Lage sein werden, den Märkten das billige Geld zu entziehen. Jene QE-Geldpolitik wäre zwar einfach einzuführen, aber man könne sie nur schwer wieder beenden.

Person: Koo ist Chefökonom am Nomura Research Institute in Tokio, welches zur Nomura Holdings gehört. Nomura Holdings kaufte im September 2008 das Asiengeschäft sowie die Investmentbanksparte der insolventen Lehman Brothers in Europa und im Nahen Osten. Koo gilt als Experte für Konjunkturforschung. Studiert hatte er an der US-amerikanischen University of California (Berkeley). Nachfolgend promovierte er an der Johns Hopkins University von Baltimore. Danach hatte er bei der Federal Reserve Bank of New York gearbeitet. In 1984 wechselte er zum Nomura Research Institute.

  
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