EX-BIZ White warnt vor neuer Finanzkrise


(C) Marius Watz, symbolisch, 2007, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Der kanadische Ökonom William R. White (war u.a. an der University of Windsor und der University of Manchester), der etwa auch in der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) war, hatte nun vor einer dramatischen Schieflage des weltweiten Finanzsystems gewarnt. Gegenüber "Welt am Sonntag" gab er zu verstehen, dass die Verschuldung in den G20 (Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer) heute um etwa 30 Prozent höher ist als in 2007. Laut White sei es kaum vorstellbar, dass diese Schulden bedient und zurückgezahlt werden - das ganze System könne unter dieser untragbaren Last an Schulden zusammenbrechen, heißt es. Er machte auch die Zentralbanken wegen deren ultra-lockeren Geldpolitik mit verantwortlich.

Auf der anderen Seite kam in der "Welt am Sonntag" Dennis Snower, ein amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und etwa auch Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, zu Wort. Auch dieser hatte hier vor den Folgen der offenen Geldschleusen der Zentralbanken gewarnt. Heute lebe man weiterhin mit der Gefahr, dass die sog. systemrelevanten Banken und Schattenbanken (auch "Schattenbanksystem" genannt) mit Hilfe des ultra-billigen Geldes riskante Geschäfte machen. Sie könnten die risikobehafteten Kosten nicht vollständig tragen und müssten letztlich - wieder mal - durch die Steuerzahler "gerettet" werden.

William White (der auch bei der kanadischen Zentralbank "Bank of Canada" aktiv war), der ehemalige Chef-Volkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), zweifle laut eigenen (zitierten) Worten daran, ob die Zentralbanken überhaupt noch handlungsfähig sind. Er könne nicht direkt sagen, ob man es überhaupt noch schaffen wird, "die Weltwirtschaft zu stabilisieren, bevor es zu einer ganz großen Krise kommt", schreibt man. Laut White bewege man sich auf einen Punkt zu, wo wir nichts mehr machen können. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, also der Ex-Arbeitgeber von White, warnte kürzlich davor, dass das umfangreich geschaffene billige Geld und die niedrigen Zinsen in Europa und Nordamerika viele Investoren in riskante Anlagen drängten. "Das Phänomen erinnert an die Situation vor der Finanzkrise", hieß es.

Im vergangenen Jahr hatte der BIZ-Generaldirektor Jaime Caruana die Staats- und Regierungschefs der EU (Europäische Union) aufgefordert, sie müssten eine Banken-Union beschließen. Die BIZ wolle für eine solch zu erreichende zentralisierte Bankenunion eine einheitliche Aufsicht sehen. Ferner sollte die Einlagensicherung auf Ebene der Eurozone vereinheitlicht werden, drittens sei ein gemeinsamer Abwicklungsfonds nötig, hieß es im Juni 2012. Caruana hatte Druck gemacht, dass die politischen Führer nun endlich handeln müssten, um so "die Märkte zu beruhigen". Caruana war zuvor auch von Juli 2000-2006 Vorsitzender der spanischen Zentralbank "Bank von Spanien". Ebenfalls ist er Mitglied der einflussreichen Group of Thirty, neben u.a. Paul Volcker oder Mario Draghi, die von der US-amerikanischen Rockefeller-Stiftung gegründet worden war.

Anfang des Jahres hieß es durch die Mutter des weltweit etablierten Zentralbankensystems - die BIZ - durch Caruana, man sehe weiterhin keinen Grund zur Entwarnung. "Die Euro-Krise ist noch längst nicht vorbei. Es ist immer noch möglich, dass die Euro-Krise erneut ausbricht und sich verschlimmert. Für Entwarnung ist es definitiv zu früh", wurde er im Handelsblatt (Februar 2013) zitiert. Auch sei die weitere Konsolidierung der Staatshaushalte notwendig, forderte er. Anm: Haushaltskonsolidierungen sind alle Maßnahmen, die auf eine Verringerung der öffentlichen Schulden, eine Entzerrung der Tilgungsstrukturen und/oder eine Reduzierung der Zinslasten abzielen, um einen Haushaltsausgleich herbeizuführen.

Literatur:

The Tower of Basel: The Inside Story of the Central Bankers Secret Bank

  
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