zeigt: Adelbert Delbrück im Jahr 1882

In dem Band 136 der "Kritischen Studien zur Geschichtswissenschaft", wo der Autor Morten Reitmayer (u.a. auch "Elite. Sozialgeschichte einer politisch-gesellschaftlichen Idee in der frühen Bundesrepublik") auf die Bankiers im damaligen Kaiserreich eingeht, finden Sie ein Sozialprofil und Habitus (o.a. "Charakter") der deutschen Hochfinanz vor. Man behandelt die Berliner Bankiers und Provinzbankiers genauso wie am Anfang des zweiten Kapitels die Hierarchien der ökonomischen Macht und die konzentrischen Kreise der Hochfinanz. Nachfolgend nimmt man sich den damaligen Privatbankiers und den Leitern der Aktienbanken an, im vierten Kapitel nimmt man die jüdischen Großbankiers unter "die Lupe" - behandelt hier gleichermaßen auch die Hochfinanz und den Antisemitismus (vgl. "Antisemitismus bis 1945; eine mit Nationalismus, Sozialdarwinismus und Rassismus begründete Judenfeindlichkeit") - und schwenkt im fünften Kapitel auf die "Etablierten und Aufsteiger" um.
Nachfolgend werden im sechsten Kapitel auch Familienleben und soziale Verflechtungen, wie abschließend auch die Hochfinanz (bez. i.d.R. "eine Gruppe von Bankiers im Establishment, die dank ihres wirtschaftlichen Einflusses politische Macht angehäuft hat") in der Politik behandelt. Anbei gehen wir kurz aus diesem Werk auf die Delbrücksche-Thematik (vgl. deutsche niedersächsische Familie; bet. Banken wie "Delbrück, Leo & Co.", Deutsche Bank o.a. "Delbrück Bethmann Maffei AG".) ein, welche im Buch (zum Kaiserreich) im gesamten Verlauf entsprechend behandelt wird und der folgende Anriss nur ein "Leckerli" darstellt.
Die Gründer der Deutschen Bank (heutiger Sitz im deutschen Frankfurt am Main; Universalbank) kamen damals aus Berlin, Hamburg, Stuttgart, Köln, Frankfurt am Main, Leipzig, Breslau, Bremen und sogar Warschau. Die Initiative zur Gründung war speziell von Bankiers aus Berlin - besonders auch von Adelbert Delbrück - ausgegangen, also dem Chef des Bankhauses Delbrück Leo & Co. - aus dessen Fusion mit der Gebrüder Schickler & Co. im Jahr 1910 Delbrück Schickler & Co. hervorgegangen war. Das 1857 gegründete Bankhaus Delbrück, Leo & Co. sollte maßgeblich an der Entstehung der Deutschen Bank teilhaben. Der Name des Privatbankiers (Gottlieb) Adelbert Delbrück (geb. 16.01.1822 - verst. 26. Mai 1890) ist untrennbar mit ihr verbunden. Schließlich ist etwa auch noch das Bankhaus Mendelssohn & Co. (Privatbankhaus mit Sitz in Berlin, das 1795 gegründet und 1939 in die Liquidation gezwungen wurde) zu erwähnen, welches eine feste Institution des damaligen Bankplatzes von Berlin war.
Damals spann sich um die Deutsche Bank und deren ersten Aufsichtsratsvorsitzenden Adelbert Delbrück (Delbrück, Leo & Co.) zwischen 1870 und 1872 ein Netz von Bankgründungen. Man hatte sich in 1872 an der Gründung der AG (Aktiengesellschaft) für Boden- und Communalcredit in Elsaß-Lothringen beteiligt, zusammen mit der Württembergischen Vereinsbank. Delbrück, Leo & Co. hatte sich auch mit dem Schaaffhausen'schen Bankverein damals derart verbunden, dass das Kölner Institut an der Gründung der Deutschen Bank teilnahm und einen Sitz in deren ersten Aufsichtsrat übernahm.
Der Schaaffhausen'sche Bankverein (Köln) war eine Bank und die erste als Aktiengesellschaft bzw. überhaupt als juristische Person organisierte Privatbank in Deutschland. Adelbert Delbrück selbst arbeitete damals auch als eine Art "Promoter" bei einer ganzen Reihe von "Bankvereinen" und "Unionsbanken", wo er teils auch den Aufsichtsratsvorsitz oder dessen Stellvertretung übernahm. Diese kapitalmäßig miteinander verflochtenen, in unterschiedlichen deutschen und österreichischen Städten niedergelassenen Häuser - und zur gleichen Zeit weitere Banken gründend - sollten in einer durchaus strengen Arbeitsteilung ein deutsches Bankennetz bilden.
Als Zentrale für das Delbrücksche Bankenimperium sollte damals die Deutsche Unionsbank in Berlin, mit einem für damalige Verhältnisse üppigem Aktienkapital von rund 36 Millionen Mark, fungieren. Die, wie angemerkt, angeordnete Arbeitsteilung sollte wohl auch speziell dazu dienen, einen Schutz vor Konkurrenzkämpfen zu bilden, da zur damaligen Zeit das noch fragile Netz hätte schnell auseinanderreißen können - in wessen Mitte sich die "Spinne" Delbrück befand.
Von einem eher umfassenderen und zusammenhängenden Feld der sogenannten "Hochfinanz" kann mit Blick auf den deutschsprachigen Raum frühestens seit den 1870er Jahren gesprochen werden. Bis dahin gab es in einzelnen deutschen Städten reiche Bankiers, wie bspw. in Frankfurt am Main Amschel Mayer Rothschild, deren Macht sehr weit über die Heimatstadt hinausreichte. Im weiteren Verlauf hatte es bis 1901 gedauert, bis neben den lokalen Zusammenschlüssen von Bankiers, ein im damaligen ganzen Reich organisierter Interessensverband des Kreditgewerbes gegründet worden war.
Mehr im Buch:
Bankiers im Kaiserreich; M. Reitmayer
Ergänzend ggf. auch (Rückblick - Verlauf):
Der Bankier - Hermann Josef Abs; L. Gall
In anderen historischen "Belangen" taucht der Name "Delbrück" auch an weiteren, teils "höchst interessanten", Punkten der Geschichte auf. Der britische Ökonom, Historiker und Schriftsteller Antony C. Sutton (ebenfalls Autor von "Wall Street and the Bolshevik Revolution" engl.) geht in seinem Buch - welches mittlerweile auch in deutscher Sprache vorliegt und den Titel "Wall Street und der Aufstieg Hitlers" trägt - unter anderem auf die Finanzierung der Nationalsozialisten (NSDAP) ein.
Sutton (der etwa auch in seinen Publikationen auf die bei der Yale University domizilierte Vereinigung Skull and Bones eingeht) hatte auch ein weiteres Werk zur "bolschewistischen Sache" verfasst und zeigt dort ebenfalls, "interessante" Verflechtungen auf. In dem Buch ("Wall Street und der Aufstieg Hitlers") heißt es im Zusammenhang, es finden sich natürlich noch deutlich mehr Verknüpfungspunkte darin, mit "Delbrück" unter anderem:
Eine damals getätigte Banküberweisung (Beleg im Buch abgedruckt) von Anfang März des Jahres 1933, von der AEG an die Delbrück Schickler & Co. in Berlin, gibt eine Anweisung, 60.000 Reichsmark auf dem Konto der Nationalen Treuhand für Hitlers Verwendung zu hinterlegen. Ebenfalls wurde damals ein Gesamtbetrag von drei Millionen Reichsmark von "renommierten Firmen" und Geschäftsleuten gespendet, durch ein Konto bei der Delbrück Schickler Bank "gewaschen" und nachfolgend gelangte das Geld in die Hände von Rudolf Heß (war ein deutscher Politiker; NSDAP), zur Verwendung durch Hitler und die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei). Diesem Geldtransfer folgte damals dann der "berühmte" Reichstagsbrand (Auftragsarbeit?), nachfolgend die Aberkennung der Verfassungsrechte in Deutschland und die Konsolidierung der Macht durch die Nazis.
Die Zahlungen an Hitlers Strukturen im damals letzten Schritt auf dem Weg zum diktatorischen Nationalsozialismus wurden auch durch die Privatbank Delbrück Schickler abgewickelt. Die Bank war zur damaligen Zeit eine Tochter der Metallgesellschaft AG ("Metall"), eines industriellen Riesen, der größten Nichteisenmetallfirma in Deutschland und der beherrschende Faktor im Welthandel für Nichteisenmetall (bez. alle Metalle außer Eisen; wie Kupfer, Aluminium, Zink, Bronze, Messing).
Die Hauptaktionäre der Metall waren damals die I.G. Farben (seinerzeit das größte Chemieunternehmen der Welt mit Sitz in Frankfurt am Main – u.a. Bsp: wie die "I.G. Auschwitz - "1941 in Kattowitz gegründet" - 1942 erbaute I.G. Auschwitz das firmeneigene KZ Buna/Monowitz.) und die British Metal Corporation. Unter den Papieren der Nürnberger Prozesse befinden sich die Originalüberweisungsbelege aus den Bankabteilungen der I.G. Farben und anderer Firmen zur Delbrück-Schickler-Bank in Berlin, wobei die Bank von der Dresdner Bank und anderen Banken von der Überweisung der Gelder auf ihr Konto der Nationalen Treuhand unterrichtet worden war. Dieses Konto wurde damals von Rudolf Heß speziell auch für Ausgaben der nationalsozialistischen Partei während der Wahl verwendet.
Mehr im Buch:
Wall Street und der Aufstieg Hitlers; Sutton
Ergänzend ggf. auch:
Hitlers Bankier - Hjalmar Schacht; J. Weitz
Wer Hitler mächtig machte; G.G. Preparata
Die Nazi-Wurzeln der "Brüsseler EU"
Der obig angeführte (Gottlieb) Adelbert Delbrück, Mitbegründer der Deutschen Bank, - um an dieser Stelle ein wenig "in die Zukunft" vorzustoßen - ist der Urgroßonkel des heutigen SPD-Politikers Peer Steinbrück. Der eigentliche Urpatriarch der Delbrücks war jedoch dessen Onkel Johann Friedrich Gottlieb Delbrück (1768-1830), ein preußischer Theologe und Pädagoge. Schon vor dem Studium hatte Friedrich den Reformpädagogen Johann Bernhard Basedow (deutscher Theologe, Pädagoge, Schriftsteller und Philanthrop der Aufklärung) kennengelernt. Damals, im „Jahre 1786“ verbrachte er nach heutigem Kenntnisstand "viel Zeit" in seiner Gesellschaft. Der angeführte Basedow hatte auch die sogenannten "Illuminati-Prinzipien" (w.d. Illuminatenorden; auch "die Erleuchteten") gelehrt, war aber scheinbar selbst nicht Mitglied des Ordens.
Aus der "erleuchteten Familiendynastie" der Delbrücks entsprang nachfolgend unter anderem etwa auch Max Delbrück (1906–1981) hervor, ein Genetiker, der in 1981 in den USA (Pasadena; Kalifornien) verstarb. Nach ihm ist auch in Deutschland (Berlin) das sog. Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin benannt (MDC). Delbrück hatte damals etwa ab 1932 auch am Kaiser Wilhelm Institut (KWI) für Chemie in Berlin-Dahlem gearbeitet - ein weiteres wichtiges KWI - für Zellphysiologie - wurde 1930 von Otto Warburg und der Rockefeller-Stiftung gegründet. Das benannte MDC wurde u.a. als Nachfolgeeinrichtung des Zentralinstituts für Molekularbiologie (ZIM; außeruniversitäres Forschungsinstitut der Akademie der Wissenschaften der DDR) gegründet.
Mehr unter:
Peer Steinbrücks "erleuchtete" Dynastie
Max Delbrück Centrum: Hohe Verluste?
