(C) DRDO GOV IND, 2012, Bild: Wikipedia (PD; IND GOV)

Indien hatte nun die ballistische Rakete vom Typ Agni-5 (V) ein weiteres Mal getestet, welche auch Kernwaffen tragen kann. Der Sender NDTV (New Delhi Television) teilte mit, die Reichweite der Rakete betrage mehr als 5000 Kilometer (die Reichweite ist als "Geheim" klassifiziert; Experten gehen von 5,500–5,800 km aus). Im April vergangenen Jahres hatte man den ersten erfolgreichen Test vollzogen. Damals hatten dortige Medien nebulös angemerkt, die Rakete sei in der Lage "Peking zu erreichen". Sie könne auch von einer mobilen Rampe und damit praktisch von jedem Ort aus gestartet werden.
Die Entwicklungsarbeiten wurden in 1983 gestartet, die Agni V (Drei-Stufen-Rakete) ist rund 50 Tonnen schwer und 17 Meter hoch - der Gefechtskopf wiegt um die 1,5 Tonnen. Die Streitkräfte von Indien verfügen offiziellen Informationen zufolge über diverse Trägermittel für die nuklearen Gefechtsköpfe, wie etwa ballistische Agni- und Prithvi II Raketen unterschiedlicher Reichweite. Ebenfalls arbeite man an U-Boot-gestützten Raketen, die nukleare Gefechtsköpfe tragen könnten. Das Atom-U-Boot aus eigener Produktion, die "Arihant", soll bald die ersten Seetests absolvieren.
Offiziell sollen insg. fünf Atom-U-Boote gebaut werden. Teststarts der ballistischen Raketen des Typs K-15, mit denen diese U-Boote bestückt werden, wurden bereits von Seeplattformen vorgenommen. Im April 2012 kam es zum erfolgreichen Erstflug der Agni V, Pakistan testete eine Woche später eine atomwaffenfähige Mittelstreckenrakete mit vergrößerter Reichweite namens Shaheen-1A.
Seit dem Jahr 1974 ist Indien inoffizielle Atommacht. In 2012 standen offiziell den strategischen Streitkräften (Strategic Forces Command) 84 Nuklearsprengköpfe zur Verfügung. Bis heute hat Indien (Mitglied in der Vereinigung von aufstrebenden Volkswirtschaften BRICS - steht für: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet, verzichtet jedoch laut seiner Nukleardoktrin offiziell auf den nuklearen Erstschlag.
Im vergangenen Jahr hatte, wie angemerkt, fast eine Woche nach dem indischen Test Pakistan eine atomwaffenfähige Rakete getestet. Die Mittelstreckenrakete vom Typ Hatf IV Shaheen-1A wurde damaligen Angaben zufolge erfolgreich abgefeuert. Zur Reichweite der Rakete machte die pakistanische Armee zunächst keine Angaben, Militärexperten zufolge könnte das Geschoss mit einer Reichweite von 2500 bis 3000 Kilometern aber unter anderem Ziele in Indien treffen.
Zum pakistanischen Raketenarsenal zählen Kurz-, Mittel-, und Langstreckenraketen. Indien und Pakistan führten seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 drei Kriege gegeneinander. Seit der atomaren Bewaffnung beider Länder Ende der 1990er Jahre gibt es auf beiden Seiten immer wieder Raketentests. 2002 standen die beiden Rivalen wegen Gebietsansprüchen auf die umstrittene Kaschmir-Region kurz vor einem Atomkrieg.
Zur im vergangenen Jahr durch Indien abgefeuerten Rakete Agni V (Agni ist Hindi und heißt Feuer) gab der Chef der für die Entwicklung von Militärtechnologie zuständigen Behörde (DRDO), V.K. Saraswat, zu verstehen: "Ich verkünde den erfolgreichen Start der Agni V, ein historisches Ereignis, das unser Land stolz macht". Damals merkte die Presse, wegen der erfolgreichen Entwicklung dieser neuen Rakete (atomare Langstreckenwaffen), auch an, man hätte nun den Rückstand (mit russischer Hilfe) auf China, Großbritannien, Frankreich, Russland und die USA verkürzen können. Die Langstreckenrakete könnte mit ihrer Reichweite Experten zufolge theoretisch jegliche Ziele in ganz China und verschiedenen Ländern Europas treffen. Laut offiziellen Angaben sei die Rakete aber ein "länderunspezifisches" Abschreckungsmittel.
Seitens Chinas hatte man damals eher gelassen auf den Raketentest reagiert. "China und Indien sind keine Rivalen, dafür aber Kooperationspartner", so der Außenamtssprecher Liu Weimin. Auf der anderen Seite war hingegen ein Leitartikel der staatlichen "Global Times" deutlicher: Indien dürfe demnach seine Stärke nicht überschätzen, schrieb man. In "absehbarer" Zukunft habe Indien im "allgemeinen Wettrüsten" mit China keine Chance. Peking kündigte ein chinesisch-russisches Marine-Manöver an, betonte zugleich aber, dass es in keinem Zusammenhang mit dem indischen Raketentest stehe.
Anfang des Jahres hatte bei der jährlichen Militärparade zum Tag der Republik in Neu Delhi der 13. indische Präsident Pranab Mukherjee Pakistan davor gewarnt, die Freundschaft seines Landes nicht als gegeben zu sehen. In der Rede hieß es etwa: "Wir glauben an Frieden an der Grenze und sind stets bereit, eine Hand in der Hoffnung auf Freundschaft auszustrecken, doch diese Hand sollte nicht als selbstverständlich angesehen werden". Bei der diesjährigen Militärparade von Indien hatte man auch erstmals die Langstreckenrakete Agni V präsentiert. Umgerechnet rund 370 Millionen Euro hatte sich Neu-Delhi offiziell die Entwicklung der Rakete kosten lassen.
Tessy Thomas, die Projekt-Direktorin für die Agni-IV Rakete bei der "Defence Research and Development Organisation" (DRDO) von Indien stellte damals die erste weibliche Wissenschaftlerin dar, welche ein Raketenentwicklungsprojekt begleitete. Sie war zuvor auch schon am Agni-III Raketen-Projekt beteiligt. Danach ging es als Projektdirektorin bei der Agni-V weiter, im DRDO; Advanced Systems Laboratory von Hyderabad (Indien). Der indische Premierminister Manmohan Singh verlautbarte ("Indian Science Congress") im Januar vergangenen Jahres (2012), die Dame Thomas sei ein Beispiel dafür, dass auch eine Frau in einer typisch männlichen Bastion entschlossen „werkeln“ könne.
Heute werden die außenpolitischen Ziele Indiens auch durch das Bemühen, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu erlangen, charakterisiert. Hierbei zieht Indien China (beide BRICS) als Vergleichsmaßstab heran und strebt eine Statusaufwertung an. Indien beanspruchte auch wegen seiner Größe und zivilisatorischen Bedeutung denselben Rang wie China, welches anerkannte Atommacht mit ständigem Sitz im UN-Sicherheitsrat ist. Indien betreibt eine erhebliche konventionelle Aufrüstung; China und andere asiatische Staaten tun dies ebenfalls.
Das Militär von Indien besteht fast nur aus Freiwilligen, eine Wehrpflicht gibt es nicht. Die offiziellen Streitkräfte sind die drittgrößten der Welt. Sie umfassen etwa 1,3 Millionen Soldaten, von denen 1,1 Millionen im Heer, 150.000 bei der Luftwaffe und 53.000 bei der Marine sind. Dazu kommen 800.000 Reservisten und etwa 1,1 Millionen Mann in vor allem bei internen Konflikten eingesetzten paramilitärischen Verbänden. Zählt man die Letzteren hinzu, hat nur das Militär von China eine größere Truppenstärke.
