DE: Kein Handlungsbedarf wegen steigender elektromagnetischer Strahlung


(C) monkeyc, 2006, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Trotz weiter zunehmender elektromagnetischer Strahlung sieht man durch die Bundesregierung in Deutschland wohl derzeit keinen Handlungsbedarf in diesen Feldern einzuwirken. Der Mobilfunkmarkt in Deutschland ist dabei mittlerweile ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, künftig sollen auch verstärkt bargeldlose Bezahlmöglichkeiten genutzt/etabliert werden. Laut "Statista" gab es in 2012 Außenumsatzerlöse im Mobilfunkmarkt von rund 26 Milliarden Euro. Die Anzahl der Mobilfunkanschlüsse lag diesen Daten zufolge im zweiten Quartal 2013 bei über 113 Millionen.

Eine sog. "Kleine Anfrage" hatte man seitens der Fraktion "Die Linke" zur Thematik gestellt. In der Antwort schreibt die Bundesregierung unter anderem, dass man die Veränderungen bei den drahtlosen Kommunikationstechniken beobachtet. Ebenfalls hätte man ein entsprechendes Forschungsvorhaben durchgeführt, wobei dieses durch die Regierung angestoßene Forschungsvorhaben keinen Handlungsbedarf erkennen ließ. Die Exposition (ein Faktor, dem eine Gruppe von Menschen ausgesetzt ist; die Summe aller Umgebungseinflüsse, die auf einen Gegenstand oder ein Lebewesen einwirken) der Bevölkerung betrage demnach nur "wenige Prozent des Grenzwertes".

Mit Blick auf die Grenzwerte führte die deutsche Bundesregierung in der Antwort (17/14646) auf die Kleine Anfrage weiter aus, dass diese auf Stellungnahmen und Risikobewertungen des Wissenschaftlichen Ausschusses "Neu auftretende und neu identifizierbare Gesundheitsrisiken" (SCENIHR; "Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks") beruhten. Bei der Festlegung und Überprüfung der Grenzwerte würden zudem auch Studienergebnisse zu Grunde gelegt, die sich mit kombinatorischen Wirkungen befassten.

In der "Kleinen Anfrage" 17/14548 hieß es einleitend unter anderem:

Die Mobilfunktechnologie wird erst seit Mitte der 1990er-Jahre in breitem Umfang genutzt und hat seitdem die Kommunikation in der Gesellschaft revolutioniert. Aufgrund der rasanten technischen Entwicklung sind elektromagnetische Felder längst allgegenwärtig und die Mobilfunktechnologie aus dem gesellschaftlichen Alltag kaum mehr wegzudenken. Die Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf die menschliche Gesundheit sind dagegen umstritten. Doch unterdessen kann auch die Forschung belastbare und somit verwertbare Ergebnisse vorlegen. Fest steht, dass insbesondere die sogenannte Mobilfunkstrahlung immer wieder in Zusammenhang mit Krankheiten wie Krebs, Parkinson oder Alzheimer gebracht wird. Selbst die WHO (Weltgesundheitsorganisation; eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf) bestätigt einen möglichen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonnutzung und bestimmten Hirntumoren.

Die Forschungsergebnisse können Gefahren für die menschliche Gesundheit auch dort nicht ausschließen, wo bisher noch kein eindeutiger Wirkmechanismus festgestellt werden kann. Zur Langzeitwirkung und zu der Auswirkung auf Schwangere, Föten (ein Embryo nach Ausbildung der inneren Organe während der Schwangerschaft) und Kinder gibt es immer noch viele Forschungsdefizite. Und dennoch wird die Mobilfunktechnologie unterdessen vom Europäischen Parlament, Europarat, von der Europäischen Umweltagentur, von Versicherungsgesellschaften, unabhängigen Expertenvereinigungen wie der ICEMS, der RNCNIRP, von Umweltverbänden wie dem BUND, der internationalen Wissenschaftlergruppe – BioInitiative und vielen Bürgerinitiativen als Risikotechnologie eingestuft.

Im vergangenen Jahr erklärten im Eurobarometer-Bericht der Europäischen Kommission (supranationales Organ der Europäischen Union) zu den elektromagnetischen Feldern 48 Prozent der Europäer, dass sie über mögliche Risiken des Mobilfunks besorgt wären. Um die 76 Prozent vermuteten ein Risiko durch die Funkmasten und etwa 73 Prozent durch Mobiltelefone. Zahlreiche Menschen sind nicht nur besorgt, sondern fühlten sich demnach auch beeinträchtigt. Immer mehr Hausärzte in Deutschland gehen überdies von einem Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und gesundheitlichen Beschwerden aus. Auch die Elektrosensibilität (werden Menschen bezeichnet, die angeben, elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder (EMF) wahrnehmen zu können) rückt dabei mehr und mehr in den Fokus. Die fortschreitende Technisierung unserer Gesellschaft macht es unmöglich, der elektromagnetischen Dauerbestrahlung zu entgehen. Umso wichtiger ist es, die vorhandene Strahlenbelastung zu senken, um schädigende Auswirkungen auf die Gesundheit zu vermeiden.

  
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