(C) US National Institutes of Health, 2009, Bild: Wikipedia (PD; US GOV)

Wer im beruflichen Alltag als Psychopath auftritt, hat einer aktuellen Untersuchung zufolge deutlich mehr Erfolg, als die vom Psychopathen dominierten Individuen, was nun Wissenschaftler der Australien School of Business (UNSW) bestätigten. Der Ruf jener Psychopathen sei zwar schlechter, doch könnten sich - wohl nicht nur im Bereich "Business" - diese Personen, welche auch aufbrausend und aggressiv auftreten, besser durchsetzen. Dies speziell auch dann, so stellte man fest, wenn sie das eigene Unternehmen leiten.
Die an den Untersuchungen beteiligten Forscher Benjamin Walker und Chris Jackson von der Australien School of Business (UNSW) hatten 600 Personen untersucht. Der Psychologie-Student Benjamin Walker kommentierte zu den Untersuchungsergebnissen, dass man herausgefunden habe, dass jene Menschen mit einer hohen Risikobereitschaft eine große psychopathische Tendenz aufwiesen, auf der anderen Seite aber auch größeren "Unternehmergeist" hätten.
Die festgestellten Eigenschaften bewertete Walker erst mal nicht negativ, sie seien neutral zu sehen und könnten zu "positiven oder negativen Dingen führen". Als Vergleichsbeispiel gab man an, dass jene Entscheidungsträger mit einer psychopathischen Prägung aus den gleichen Gründen erfolgreich sind, wie auch kriminelle Psychopathen, die eine Gefängnisstrafe absitzen müssten. Von Rückschlägen lassen sich jene Personen mit dem Hang zur geistigen Abnormität nicht beeinträchtigen, heißt es.
Bei kriminellen Personen würde dieser Hang aber zu einer Art Kreislauf führen, aus Verbrechen und Gefängnisaufenthalten. Zu den in die Untersuchungen mit einbezogenen Personen führte man aus, dass diese dank ihres Durchhaltevermögens früher oder später erfolgreich waren, speziell auch in Firmen, wo es eine hohe Flexibilität gibt. Den psychopathischen Menschen fehle es recht oft an Empathie-Vermögen, sie können sich also auch nur schlecht in die Gefühlslage anderer Menschen hineinversetzen, was sie generell rücksichtslos und zielstrebig macht.
In 2011 berichtete man in einer anderen Untersuchung darüber, dass auch Aktienhändler gewisse "Problemchen" aufweisen könnten. Demnach würden sich jene Individuen rücksichtsloser und manipulativer als Psychopathen verhalten, fand die Studie der Universität St. Gallen (Schweiz) heraus. Man hatte hier die Kooperationsbereitschaft und den Egoismus von 28 Profi-Händlern untersucht. Die an den Untersuchungen beteiligten Personen mussten Computersimulationen durchspielen und Intelligenztests machen.
Dabei fand man in den nachfolgenden Untersuchungen heraus, dass sich die unter die Lupe genommenen Händler "zum Beispiel noch egoistischer und risikobereiter als eine Gruppe von Psychopathen, die den gleichen Test absolvierte" verhielten. Man arbeitete nicht "sachlich und nüchtern" auf den anzunehmenden höchsten Profit hin, sondern es ging "den Händlern vor allem darum, mehr zu bekommen als ihr Gegenspieler". Ebenfalls brachten die psychopathischen Händler enorme Energien auf, um die Gegenspieler zu schädigen.
Forscher der Vanderbilt University in den USA hatten vor drei Jahren berichtet, dass möglicherweise eine Fehlfunktion im Gehirn daran mit schuldig sein könnte, dass psychopathisches Verhalten verstärkt wird. Jene Fehlfunktion im Gehirn, die den körpereigenen Belohnungsmechanismus verstärkt, die bei Personen mit krankhaft antisozialem und riskantem Verhalten auftrat, zeigte, dass das Streben nach Belohnung deutlich stärker ausgeprägt war, als das Bewusstsein für Risiko oder die Angst vor Strafe. Hier könnte wohl auch der Botenstoff Dopamin mit eine Rolle spielen, schrieb man im Frühjahr 2010 in der in "Nature Neuroscience" veröffentlichten Studie. Dopamin spielt beim Empfinden von Glück und damit für die körpereigene Belohnung eine große Rolle, hieß es.
Bei vorangegangenen Forschungen hatte man sich speziell darauf konzentriert, was Psychopathen im Vergleich zu eher normal klassifizierten Personen unterscheidet, wie etwa Angst, Einfühlungsvermögen oder die Fähigkeit, normale soziale Kontakte zu pflegen. Die beteiligten Forscher der Vanderbilt University in den USA, um Joshua Buckholtz, waren der Frage nachgegangen was bei Psychopathen sehr stark ausgeprägt ist. Dazu gehöre den Ergebnissen zufolge auch die Bereitschaft, hohe Risiken einzugehen und die Suche nach Belohnung. Der Co-Autor der Untersuchung, David Zald, merkte an, dass Psychopathen so stark zu einer Belohnung - dem Zuckerbrot - hingezogen wären, dass es das Gespür für Gefahr oder Angst vor der Peitsche besiegt.
Weitere interessante Informationen, auch in diesem Zusammenhang
An dieser Stelle möchten wir Sie noch auf einen passenden Literaturhinweis aufmerksam machen, der sich zwar nicht direkt mit "Psychopathen" beschäftigt, aber teils auch darauf eingeht. Hier geht es speziell um "Narzissmus". In seinem Werk "Die narzisstische Gesellschaft: Ein Psychogramm" hat der deutsche Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz ein durchaus für dieses Segment umfangreiches Buch erarbeitet.
Ein weiterer Literaturhinweis ist dabei mit "Politische Ponerologie" hier angefügt. Laut eigener Darstellung handelt es sich um "Eine Wissenschaft über das Wesen des Bösen und ihre Anwendung für politische Zwecke". Das Buch ist in seiner klinischen und nüchternen Beschreibung der Natur des Bösen schockierend. In seinen literarischen Textstellen ist es aber auch ergreifend, wenn der Autor die immensen Leiden jener Wissenschaftler beschreibt, die von der Krankheit, die sie untersuchten, angesteckt oder gar von ihr vernichtet wurden.
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