Kali: Russland kürzt Weißrussland Öllieferungen


(C) mr.ahorn, 2012, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

In den Streitigkeiten zwischen Russland und Weißrussland sollen möglicherweise nach der Festnahme des Uralkali-Chefs Wladislaw Baumgertner Öllieferungen verkürzt werden, laut Medienberichten im September um 400.000 Tonnen (rund einem Viertel). Offizielle Begründung für die Kürzung seien laut der staatlich russischen Pipeline-Gesellschaft Transneft demnach "Renovierungsarbeiten an den Pipelines", genauer sollen etwa 700 Kilometer an alten Pipelines ersetzt werden.

In Moskau hatten Medienkommentatoren die Verkürzung als Reaktion auf die Inhaftierung des Chefs des russischen Bergbaukonzerns Uralkali, Wladislaw Baumgertner, aufgefasst. Dieser wurde am vergangenen Wochenende (am Flughafen in Minsk) verhaftet, da er Weißrussland angeblich durch die Auflösung des Gemeinschaftsunternehmens BKK einen Schaden von 100 Millionen US-Dollar zugefügt hätte. Er soll zunächst zwei Monate in Untersuchungshaft bleiben, heißt es. Baumgertner war Medienberichten zufolge "auf Einladung" der weißrussischen Regierung in der Hauptstadt Minsk.

Ende Juli wurde bekanntgegeben, dass sich Uralkali bei BKK (Exportbündnis BPC) zurückziehen wird. Mit der BKK hatte die russische Uralkali (2012 war es weltgrößter Kaliproduzent) unter Baumgertner und der weißrussische Staatskonzern Belaruskali (produziert etwa 15 Prozent des Weltbedarfs an Kalidüngemitteln) bis dahin in einem gemeinsamen Kartell fast die Hälfte des lukrativen Weltmarktes für Kalisalz, das vor allem zur Herstellung von Düngemitteln dient, kontrolliert.

Weißrussland könnten nun empfindliche Einnahmeverluste blühen. In den Irritationen hatte auch der oberste russische Verbraucherschützer (Gennadi Onischtschenko) kürzlich davor gewarnt, dass es wohl "Qualitätsmängel" in weißrussischen Milchprodukten geben könnte, was Beobachter als weiteren Angriff von Russland auf Weißrussland werteten. Der seit dem 12. Mai 2008 Erste Vize-Ministerpräsident in der Regierung unter Wladimir Putin, Igor Iwanowitsch Schuwalow, sprach beim Verhalten von Weißrussland davon, dass Baumgertners Verhaftung "alle Grenzen" überschreiten würde.

Mitte Juli hatte der weißrussische Präsident Lukaschenko scheinbar entschlossen gezeigt, man wolle die Aktienmehrheit am weißrussischen Unternehmen "Belaruskali" nicht verkaufen. Demnach wäre die weißrussische Seite dazu bereit gewesen, 10-25 Prozent der Aktien von "Belaruskali" zu verkaufen. Man wollte für 25 Prozent des Aktienpakets acht bis zehn Milliarden US-Dollar haben. Es fanden sich jedoch keine Käufer, da "alle" das ganze Unternehmen zu diesem Preis haben wollten. Diesbezüglich wird Lukaschenko zitiert: "Da sage ich: Auf Wiedersehen, solche Preise gibt es nicht". Insgesamt sei das Unternehmen "nicht weniger wert" als zwischen 30-32 Milliarden US-Dollar, sagte er mit Bezug auf eine offenbar unternommene "Bewertung des Unternehmens".

Er betonte im Juli in diesem Zusammenhang, dass es nach seiner Auffassung keinen Sinn hätte, Weißrussland zur Eile beim Verkauf des Kaliproduzenten Belaruskali zu treiben. Dazu wird er zitiert: "Es gibt viel Gerede um diese Frage, man versucht sogar Druck auf uns auszuüben, auch diejenigen Staaten, von denen wir stark abhängig sind, fragen, warum das Unternehmen Belaruskali nicht privatisiert wird. Ich will es aber nicht spottbillig verkaufen. Wer es haben will, muss zahlen, der Preis steht fest". Er schloss damals eine "Überprüfung der Beziehungen zum russischen Ural-Kali" nicht aus, welches Aktionär der Weißrussischen Kali-Gesellschaft (BKK) ist.

In der weißrussischen Stadt Soligorsk, wo der Sitz des Unternehmens Belaruskali ist, sagte Lukaschenko vor Mitarbeitern weiter, dass alle Fragen, welche die BKK und Belaruskali betreffen, bis zum 1. September laufenden Jahres "gelöst werden" müssen. Nach diesem Datum dürfe es kein "Tauziehen mehr geben". Hier fügte er Mitte Juli 2013 ebenfalls hinzu: "...und selbst wenn wir unsere Beziehungen zu den Russen werden revidieren müssen [...] die Weißrussische Kali-Gesellschaft muss auf jeden Fall erhalten bleiben".

Ebenfalls hob er zur damaligen Zeit hervor, dass man von weißrussischer Seite und russischer Seite im laufenden oder Anfang des kommenden Jahres ein Joint Venture gründen wolle, welches in der Schweiz registriert werden soll. Jenes Gemeinschaftsunternehmen sollte laut dem Ersten Vizepremier Weißrusslands, Wladimir Semaschko, "Sojuskali" heißen.

Anfang August hatte die US-Ratingagentur Moodys Uralkali nach eigenen Angaben auf die CreditWatch-Liste gesetzt. Hier führte man die Entscheidung darauf zurück, dass Uralkali Ende Juni dieses Jahres aus einer "Vertriebsallianz mit Weißrussland ausgestiegen" war, was den weltweiten Markt für Kalidünger buchstäblich erschütterte. Der Konkurrent Belaruskali habe Lieferungen außerhalb von BKK vorgenommen. Uralkali wolle den Kalivertrieb künftig nicht mehr in der Allianz mit seinem weißrussischen Partner Belaruskali, mit dem es 42 Prozent des Weltmarktes kontrolliert, durchführen, sondern in Eigenregie.

In der vergangenen Woche hieß es, dass der belarussische Einheitsbetrieb Belaruskali seine Düngemittel durch die Belarussische Kaligesellschaft AG (BKK) verkaufen und einzelne Händler in den Produktionsvertrieb mit einbeziehen wolle, laut dem Generaldirektor der Produktionsvereinigung Belaruskali, Waleri Kirienko. Die Belaruskali und BKK wollten demnach auf eine "flexible und verbraucherorientierte Vertriebsstrategie" setzen.

  
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