JPMorgan Chase

Die US-amerikanische Bank JPMorgan Chase (Leitung: James L. Dimon) soll einem Bericht der "Financial Times" zufolge wegen möglichem Betrug beim Verkauf von risikoreichen Immobilienpapieren im Vorfeld der losgetretenen Immobilienkrise mehr als sechs Milliarden US-Dollar löhnen, wobei die US-Aufsichtsbehörde FHFA (Federal Housing Finance Agency) jene Summe einfordern würde. Man beruft sich seitens der "Financial Times" auf "informierte Kreise".
Die Bank selbst hätte die Forderungen des Staates abgelehnt, soll sich jedoch darauf eingestellt haben, dass man mehrere Milliarden US-Dollar zahlen muss, damit so der Rechtsstreit beigelegt werden kann, heißt es. Seit dem Jahr 2011 laufen unter anderem gegen JPMorgan (welche in 2012 netto mehr als 21 Milliarden US-Dollar verdiente) und weitere Finanzunternehmen Ermittlungen, da man zwischen 2005 und 2007 ungesicherte Finanzprodukte verkaufte. Nachfolgend waren auch die US-Baufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac in die Verlustzone gerutscht.
In 2011 hatte man in der damals vorgelegten Klage JPMorgan Chase vorgeworfen, entsprechende Finanzprodukte im Wert von etwa 33 Mrd. US-Dollar an Fannie Mae und Freddie Mac verkauft zu haben, dabei jedoch verheimlicht hätte, dass jene "Produkte" auf Immobilienkrediten von zahlungsunfähigen Kreditnehmern basierten. Insgesamt hatte man fast 200 Mrd. US-Dollar durch die FHFA im Namen von Fannie Mae und Freddie Mac als finanzielle Schäden auf Hypothekenanleihen geltend gemacht.
In den Vereinigten Staaten hatten immer mehr Hausbesitzer die Darlehen wegen der steigenden Zinsen nicht mehr abzahlen können. Weder die FHFA (Federal Housing Finance Agency) noch JP Morgan selbst wollten sich zuletzt zu den Berichten der "Financial Times" und der Nachrichtenagentur Bloomberg äußern. Dabei stellt der angeführte Hypothekenstreit nicht die einzige Altlast von JP Morgan dar, den man hinter sich lassen will. Auch die nebulösen Spekulationsgeschäfte um den sogenannten "Wal von London" gehören dazu, welche der Bank mehr als sechs Mrd. US-Dollar kosteten.
Anfang der Woche hatte die Polizei in Spanien die Person Javier Martin-Artajo festgenommen, einen der beiden gesuchten ehemaligen Händler von JP Morgan, gegen den man seitens der Vereinigten Staaten Anklage erhoben hatte. Medienberichten zufolge hatte sich der Spanier selbst in einer Polizeiwache in Madrid gestellt, wurde nach einer Anhörung vor Gericht aber wieder auf freien Fuß gesetzt, eine Auslieferung in die USA lehnte er wohl ab. Die beiden Personen hätten ab Frühjahr 2012 die Bücher der Bank gefälscht, heißt es. Wegen der Manipulationen des Spaniers Javier Martín-Artajo und des Franzosen Julien Grout sollen demnach auch falsche Quartalsergebnisse präsentiert worden sein.
Ende Juli berichtete man, dass gegen JPMorgan Chase ermittelt wird, da laut Behördenangaben die Energiepreise manipuliert worden wären. In der Sache soll der Preis für Strom durch Auktionen künstlich in die Höhe getrieben worden sein, heißt es laut Medienberichten - wobei man sich auf ein Dokument der US-Energiebehörde FERC beruft. Informierte Kreise hätten damals zu verstehen gegeben, dass US-Behörden mit JPMorgan darüber verhandeln würden, den Streit beizulegen. Auf JPMorgan Chase käme laut Angaben von Ende Juli eine Zahlung von umg. etwa 400 Millionen Euro zu. Die angestellten Ermittlungen richteten sich demnach gegen die Tochterfirma JPMorgan Ventures Energy Corporation.
Anfang Juli hieß es, dass JP Morgan - wie auch die Deutsche Bank, Bank of America, Merrill Lynch, Barclays, Bear Stearns, BNP Paribas, Citigroup, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC, Morgan Stanley, Royal Bank of Scotland und die USB - im Visier stehen würden, wegen verbotener Absprachen beim Derivatehandel. In dieser Sache hätte die EU-Kommission jene beschuldigt, Konkurrenten beim Geschäft mit den Wertpapieren behindert zu haben. Als Opfer der mutmaßlichen Absprachen sah man damals die Deutsche Börse und die US-amerikanische Börse Chicago Mercantile Exchange. Als Partner sollen hier auch der Finanzdaten-Dienstleister Markit und der Verband International Swaps and Derivatives Association (ISDA) mit im Boot gewesen sein, berichtete Handelsblatt-Online.
Im vergangenen Jahr berichtete die New York Times, dass die umfangreichsten Ermittlungen wegen Geldwäsche seit Jahrzehnten kurz vor dem Abschluss stehen würden. Großbanken wie Bank of America oder JP Morgan wurden beschuldigt, Geldwäsche für Drogenkartelle und Terroristen ermöglicht zu haben.
