(C) Eric Wüstenhagen, 2008, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0)

Die deutsche Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Jutta Allmendinger, ist einem Handelsblatt-Bericht zufolge für eine Vorschulpflicht in Deutschland. Demnach plädiere sie dafür, dass zumindest die letzten Jahre in einem Kindergarten zu einer Vorschule umgewidmet werden sollten. Dann könne man sie auch verpflichtend machen. Mit Blick auf den Rechtsanspruch auf einen KITA-Platz ab dem ersten Lebensjahr sei dies zwar schon ein Fortschritt, doch hätte man hier noch eine "Lücke".
Laut Allmendinger werden Kinder aus den sozial schwachen oder auch Familien mit Migrationshintergrund später und seltener in deutschen Kindergärten angemeldet, was sie als "hochproblematisch" ansieht. Dies aus dem Grund, da die Kinder so weniger "gefördert werden" und auch "Bildung verpassen" könnten. Diesen Darstellungen zufolge würde die Empirie (Erfahrung, Erfahrungswissen) zeigen, dass Kinder nachfolgend deutlich besser in Schule sind, wenn diese schon im Kindergarten "geschult" werden, wie beim Sprachvermögen. Eine Kindergarten-Pflicht in Deutschland werde demnach "immer mal wieder" diskutiert, doch wäre diese noch nicht durchsetzbar, aus rechtlichen Gründen.
Auch Politiker aus der SPD hatten sich in der nahen und ferneren Vergangenheit für eine solche Pflicht ausgesprochen. Mit Blick auf das deutsche Bildungssystem sehe die Soziologin, die auch unter anderem seit 2011 Mitglied der High Level Economic Expert Group "Innovation for Growth" (I4G) der Europäischen Kommission ist, eine Zunahme der Ungerechtigkeit im Bildungssystem. Trotz, dass die Zahl der Schulabbrecher sank, sei diese immer noch zu hoch, heißt es. "Der Abstand zu den Absolventen unserer Exzellenzuniversitäten ist größer geworden", wird sie im Handelsblatt zitiert. Zudem würden Tests, wie die PISA-Studien (internationale Schulleistungsuntersuchungen) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigen, "dass Abschlüsse und tatsächlich erworbene Kompetenzen weit auseinanderfallen", so Allmendinger, die weiterhin Mitglied des Beirates der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer (CDU) ist.
Dazu merkte sie ebenfalls an, was die Abschlüsse und tatsächlich erworbenen Kompetenzen anbelangt, dass wohl der "nationale und internationale Wettbewerb" zu einem Notendumping geführt hätte. Demnach würde man auch oft einen Abschluss erhalten, hinter dem nichts steckt, womit Schulen ihre "Glaubwürdigkeit" verlieren würden. Derartiges Dumping sehe sie ebenfalls beim Abitur in Deutschland, da es eine "Unsicherheit" gebe, "was eigentlich hinter einem Abitur steckt".
