(C) Paul L Dineen, 2010, Bild: Wikipedia (nicht portiert) (CC BY 2.0)

Wie das deutsche Magazin "Spiegel" berichtet, würden in Deutschland Millionen Ärzte und Patienten ausgespäht. Demnach soll das Apothekenrechenzentrum VSA im süddeutschen München Patientendaten in nicht ausreichend verschlüsselter Form an Marktforschungsunternehmen wie den in mehr als hundert Ländern aktiven US-Konzern IMS Health (Firmensitz in Danbury, Connecticut) verkaufen. Man würde nach eigenen Angaben die Krankheiten von über 300 Millionen Patienten verfolgen, worunter auch "42 Millionen verschiedene gesetzlich Versicherte" aus Deutschland sind.
Das Magazin zitiert aus einem internen Papier zur Thematik: "Viele Patientenkarrieren sind zurück bis 1992 verfolgbar". Es würde ein Angebot von IMS Health an den französischen Pharmakonzern Sanofi-Aventis (Sitz Paris) vom April 2012 vorliegen, schreibt man, worin IMS die Informationen aus Insulinrezepten für 86.400 Euro anbieten würde, "patientenindividuell" und mit "zwölf Monats-Updates", heißt es.
Bei der Lieferung von Rezeptdaten an den US-Konzern IMS Health wird laut "Spiegel" die Identität der Patienten nur durch einen 64-stelligen Code verschlüsselt, dieser lasse sich aber recht einfach zurückrechnen, wodurch die tatsächliche Versichertennummer sichtbar wird, wie entsprechende vertrauliche Dokumente belegen sollen. Weiterhin würden auch Alter und Geschlecht der betroffenen Personen an die Marktforscher ins Ausland weitergeleitet.
Für jeden Rezeptdatensatz von Versicherten aus Deutschland soll der US-Konzern IMS Health teils unter 1,5 Cent an Apothekenrechenzentren bezahlen, heißt es. Demnach sei der üppige Handel mit den Rezeptinformationen "einer der größten Datenskandale der Nachkriegszeit", übte der Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, als Kritik. Seiner Ansicht nach sei es traurig, wenn die Dienstleister des Vertrauensberufs Apotheker erst durch Gerichtsprozesse zur Vertraulichkeit veranlasst werden müssen.
Bezüglich "Daten" hatte vor wenigen Tagen auch die Springer-Publikation "Welt" berichtet, wonach zwielichtige Betreiber mit günstigen privaten Krankenpolicen locken würden, am Ende aber nur Daten gesammelt und verkauft werden. Im weiter härter werdenden Wettbewerb würden sich laut Bericht von "Die Welt" auch Versicherungsmakler einen ruinösen Kampf mit unseriösen Datendealern liefern. Auf der anderen Seite würden sich "Kunden" wundern, über aufdringliche Angebote von Firmen, die scheinbar alles über sie wissen. (mehr)
