DE: Rekordhoch bei Inobhutnahmen von jungen Menschen


(C) Martin Abegglen, 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0)

Deutsche Jugendämter haben in 2012 so viele Jugendliche und Kinder in Obhut genommen wie nie zuvor. Demnach stieg die Zahl der Inobhutnahmen laut Statistischem Bundesamt auf einen neuen Höchststand. Schon im Verlauf der vergangenen Jahre war eine stetige Zunahme zu beobachten. In 2007 waren es noch 28.200 Inobhutnahmen.

Mit diesen Maßnahmen sollen Jugendliche und Kinder geschützt werden. Dies aus dem Grund, weil nach Ansicht der deutschen Jugendämter eine akute und gefährdende Situation für diese vorherrscht. In der Regel gibt es Hinweise durch andere Personen, wie Nachbarn, Erzieher oder der Polizei. Auch werden Inobhutnahmen auf eigenen Wunsch vollzogen.

Betroffene Jugendliche oder Kinder werden dann zum Beispiel in einer Pflegefamilie oder einem Heim untergebracht. Laut Statistik des Bundesamts lebten 69 Prozent der jungen Menschen zuvor bei den Eltern oder einem Elternteil, bevor sie in Obhut genommen wurden. Mit 43 Prozent gibt man hier an, dass eine Überforderung der Eltern, oder eines Elternteils, vorlag.

Ebenfalls hätte man feststellen können, dass verstärkt Kinder und Jugendliche ohne Begleitung aus dem Ausland nach Deutschland kommen. Jene Fälle werden dann ebenfalls in Obhut genommen. Im vergangenen Jahr traf dies laut Statistischem Bundesamt auf rund 4800 junge Menschen zu, also etwa fünfmal mehr als im Jahr 2007 (zur damaligen Zeit waren es nur 900 Minderjährige ohne Begleitung).

15.700 der jungen Menschen wären nach einer vollzogenen Inobhutnahme wieder zu den Sorgeberechtigten zurückgekehrt, heißt es. Bei 12.800 Minderjährigen schloss sich nach einer Inobhutnahme eine Hilfe zur Erziehung an. In drei von vier Fällen bedeutete dies eine Erziehung außerhalb des eigenen Elternhauses, zum Beispiel in einer Pflegefamilie oder in einem Heim. Zudem waren wohl in 5.300 Fällen sonstige stationäre Hilfen von Nöten, etwa in einem Krankenhaus oder in der Psychiatrie.

Die Zahl der Inobhutnahmen stieg in 2008 um 14,4 Prozent auf 32.300 weiter an und in 2011 im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf 38.500. In 2008 war es im Vergleich zum Jahr 2005 sogar eine Steigerung um 26 Prozent. In Deutschland hatte die festgestellte Zahl der Inobhutnahmen zur Jahrtausendwende bereits bei mehr als 31.000 gelegen, war dann aber nachfolgend bis 2005 auf gut 25.000 gesunken. Seither stieg die Zahl wieder deutlich an.

Wegen der weiter steigenden Zahl beim Sorgerechtsentzug und der Inobhutnahme von Kindern mahnte der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) schon damals eine verstärkte Prävention an. In 2008 sagte Heinz Hilgers, der DKSB-Präsident: "Kommunen könnten durch eine bessere Präventionsarbeit Millionensummen sparen, die sie derzeit in die Heimunterbringung für Kinder aus Krisenfamilien stecken", hieß es laut der "tageszeitung".

In 2007 hätten laut Statistischem Bundesamt Gerichte in Deutschland bereits in 10.800 Fällen einen vollständigen oder teilweisen Sorgerechtsentzug angeordnet. Bei 28.200 Minderjährigen kam es im gleichen Jahr zu deren Schutz zur Inobhutnahme durch die Jugendämter. Wie Heinz Hilgers damals ausführte, sei die Inobhutnahme gefährdeter Kinder der letzte Ausweg und viel teurer als Präventionsarbeit. Die Heimunterbringung eines Kindes koste (nach damaligem Stand) zwischen 70.000 und 100.000 Euro pro Jahr, gab er gegenüber der "tageszeitung" zu verstehen.

  
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