(C) Bundeswehr / Mandt, (symbolisch; kein Bezug), 2012, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY 2.0)

In Deutschland hatte nun der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Ulrich Kirsch (Oberst des Heeres), gefordert, dass auch nach dem geplanten Ende des internationalen Kampfeinsatzes in Afghanistan Ende kommenden Jahres deutsche Kampftruppen stationiert bleiben müssten. Seitens der politischen Opposition in Deutschland hieß es durch die SPD, dass man an den Abzugsplänen der Bundeswehr festhalten wolle. Gernot Erler (stellvertretender Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion) sagte laut der Agentur AFP: "Kampftruppen über 2014 hinaus in Afghanistan lehnen wir ab".
Gegenüber der Berliner Zeitung sagte Kirsch: "Die Sicherheitslage in Afghanistan kann einen ängstigen [...] Zu sagen, wir bräuchten nach 2014 keine Kampftruppen mehr, mag wahltaktisch schön sein, entspricht aber nicht der Realität". Nur mit solchen in Afghanistan zu belassenden Kampftruppen könne man schnell auf Irritationen reagieren, welche in dieser wackeligen Sicherheitslage ganz schnell entstehen könnten, heißt es.
Ebenfalls sollte die Kampftruppe dort belassen werden, um im Fall der Fälle eigene Leute aus möglichen Gefahrensituationen herauszuholen. Seitens der deutschen Bundesregierung hatte man hingegen offiziell erklärt, dass nach dem Ende des ISAF-Mandats zunächst zwischen 600 bis 800 Soldaten der Bundeswehr zu Ausbildungszwecken und Unterstützung der einheimischen Truppen in Afghanistan bleiben sollten. Nachfolgend solle die Anzahl der Soldaten dann auf 200 bis 300 weiter reduziert werden.
Erst kürzlich waren bei einem Anschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan fünf deutsche Soldaten leicht verletzt worden. Der Sprengstoffanschlag ereignete sich auf einer Straße in der Nähe des Feldlagers Kundus, hieß es laut Medienberichten. Auch Handfeuer- bzw. Panzerabwehrwaffen wären zum Einsatz gebracht worden. Derzeit sind noch knapp 4600 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert.
Der "Spiegel" berichtete, dass die Bundeswehr offenbar bei ihrem Abzug aus Afghanistan Kriegsgerät im Neuwert von rund 150 Millionen Euro zurücklassen wolle. Das Material soll demnach verschrottet, verkauft oder an die afghanischen Strukturen übergeben werden. Man berief sich auf Angaben des Verteidigungsministeriums, wonach rund 42 Prozent der Gerätschaften in Afghanistan bleiben und 47 Prozent nach Deutschland zurückgebracht werden sollen.
Anfang Juli hieß es, dass die Auslandseinsätze der Bundeswehr den deutschen Steuerzahlern seit 1992 knapp 17 Milliarden Euro gekostet hätten. Das Magazin "Spiegel" berief sich auf eine interne Berechnung des Verteidigungsministeriums. Diesen Informationen zufolge war der Zeitraum von 2010 bis 2012 mit rund 1,4 Milliarden Euro Kosten pro Jahr sehr teuer. Im Jahr 2002, als die Bundeswehr ihren Afghanistan-Einsatz aufbaute, wurde 1,5 Milliarden Euro ausgegeben.
In den vergangenen Tagen waren bei Gefechten zwischen afghanischen Sicherheitskräften und Aufständischen fast hundert Menschen getötet worden. Bei den mehrstündigen Kämpfen wären im Bezirk Schersad (nahe der Stadt Dschalalabad) mindestens 60 Taliban und 22 Polizisten getötet, davor waren bereits 16 Aufständische getötet worden, hieß es.
Nach Überzeugung des Pentagons, so hieß es in der vergangenen Woche, würde die afghanische Armee nach dem Abzug der US-Truppen Ende 2014 weiter auf internationale Hilfe angewiesen sein. Im halbjährlichen Bericht des US-amerikanischen Kongresses hieß es, dass die Armee "substanzielles Training, Beratung und Unterstützung" benötigen würde. Es hätte zwar schon Fortschritte bei der Formung der Afghanen-Armee gegeben, doch hege man Zweifel, ob diese Fortschritte von Dauer sind. Die USA und ihre NATO-Verbündeten hatten mit der Regierung von Afghanistan vereinbart, dass bis Ende 2014 alle Kampftruppen das Land verlassen sollen. Zuletzt waren hier um die 68.000 US-Soldaten stationiert. Kürzlich hätte sich Medienberichten zufolge auch das Verhältnis von US-Präsident Barack Hussein Obama und seinem afghanischen Kollegen Hamid Karsai deutlich verschlechtert.
Dazu berichtete die New York Times Anfang Juli, dass die USA aus Frust über den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai einen schnelleren Abzug ihrer Soldaten vom Hindukusch erwägen würden. Hier wurde auch ein vollständiger Rückzug bis Ende 2014 genannt. Eigentlich plante man, nach dem Ende einige tausend US-Soldaten zur Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte dort zu belassen.
Der afghanische Präsident Karsai hatte der US-Regierung im Vorfeld vorgeworfen, ein separates Friedensabkommen mit den Taliban anzustreben. Die New York Times berichtete damals, dass die Möglichkeit eines vollständigen Abzugs innerhalb der US-Regierung angesichts der jüngsten Ereignisse zunehmend Anhänger gewinnen würde.
