(C) Alfonso Jimenez, 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0)

Aus geführten Ermittlungen von US-Behörden würde es nun Belege dafür geben, dass Banken hohe Summen an Geldern als Handelsgewinne eingestrichen hätten, indem ein Benchmark für Zinssatz-Derivate manipuliert wurde. Jene eingefahrenen Gewinne gingen demnach zu Lasten von Unternehmen und Pensionären. Mit diesen weiteren Ermittlungsergebnissen mehren sich die Anzeichen dafür, dass Banken umfänglich für den eigenen Vorteil Referenzsätze an den weltweiten Märkten manipuliert haben.
Die Manipulationsvorwürfe reichen dabei mittlerweile von Zinssätzen über Währungen bis hin zu Rohstoffen. Die bereits in Medienberichten behandelten Manipulationen bezgl. des Referenzzinses Libor wären demnach wohl nur die Spitze des Eisbergs. Bei den Libor-Irritationen gab es bislang Strafen im Umfang von rund 2,5 Mrd. US-Dollar gegen verschiedene international agierende Großbanken wie Barclays, UBS oder auch die Royal Bank of Scotland.
Laut Commodity Futures Trading Commission (CFTC) würde aus aufgezeichneten E-Mails oder auch Telefongesprächen hervorgehen, dass Händler von Banken der Wall-Street Broker bei ICAP in New Jersey anwiesen, sog. Zins-Swaps zu kaufen oder verkaufen. Damit wollte man den Referenzsatz ISDAfix auf ein vorher bestimmtes Niveau bringen, hatte kürzlich die Agentur "Bloomberg" berichtet. Hier berief man sich auf eine mit den Vorgängen vertraute Person. Beim benannten ISDAfix handelt es sich um eine Referenzkennzahl für Zinssätze im Interbankenhandel auf Basis von Swap-Sätzen. Als Interbankenhandel bezeichnet man den weltweiten Handel mit Finanzinstrumenten (unter anderem Geld, Wertpapiere, Devisen) zwischen Kreditinstituten.
Das benannte Unternehmen ICAP (weltweit tätiges Finanzunternehmen aus Großbritannien mit Hauptsitz in London) ist der größte Broker von Zins-Swaps zwischen Banken. Man erhält Kommissionen die auf dem Volumen der zustande kommenden Transaktionen basieren. Die Abteilung für Zins-Swaps bei ICAP in Jersey City (US-Bundesstaat New Jersey) trägt dabei den Spitznamen "Schatzinsel", soll es demnach aus "informierten Kreisen" heißen. Dies wegen der hohen Kommissionen. Mit den Manipulationen beim ISDAfix konnten Banken wohl in separaten Derivategeschäften mit Kunden (Absicherung bei Veränderungen der Zinssätze) profitieren.
Laut Bloomberg würden diese Praktiken wohl gegen das Dodd-Frank-Gesetz zur Finanzmarktreform aus dem Jahr 2010 verstoßen. Beim Dodd–Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act handelt es sich um ein US-amerikanisches Bundesgesetz, welches als Reaktion auf die Finanzmarktkrise von 2007 das Finanzmarktrecht der Vereinigten Staaten umfassend ändert. Das Gesetz beschränkt dabei Banken auch in den Möglichkeiten, auf eigene Rechnung am Finanzmarkt riskante Wetten einzugehen. Zudem wird Händlern untersagt, mit Absicht in die geordnete Ausführung von Transaktionen zur Festlegung von Settlement-Preisen einzugreifen.
Die Banken, die zur Feststellung von ISDAfix-Quoten beitragen und gegen die seitens der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) ermittelt wird, sind die Bank of America, Barclays, BNP Paribas, Citigroup, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, HSBC, JPMorgan, Mizuho Financial, Morgan Stanley, Nomura Holdings, Royal Bank of Scotland, UBS und Wells Fargo.
