(C) duncan c, 2006, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

Die südamerikanische Republik Uruguay könnte wohl das erste Land der Welt sein, in dem der Anbau und Verkauf von Marihuana (bez. die kleinen Blätter der weiblichen Pflanze; aus Hanfsorten der Gattung Cannabis) vollständig legalisiert wird. Die Aufsicht soll wohl staatlich ablaufen. Das dortige Abgeordnetenhaus hatte einen Gesetzentwurf knapp verabschieden können. Das Gesetzesvorhaben wurde im Sommer vergangenen Jahres vorgestellt. Es muss noch vom Senat angenommen werden, danach könnte es in Kraft treten.
Nach diesem Schritt würde der Staat das Recht erhalten, die Regulierung und Kontrolle von Export, Import, Anbau, Produktion, Ernte, Lagerung und auch dem kommerziellen Vertrieb von Cannabis und seinen Nebenprodukten auszuüben. Der Vorstoß ziele darauf ab, den Drogenkonsum "zu minimieren". Aktuell wäre in Uruguay der Konsum aber nicht der Verkauf erlaubt. Nach einem möglichen in Kraft treten können sich Einwohner von Uruguay in ein Register eintragen lassen und im Monat bis zu 40 Gramm Cannabis besorgen - in lizenzierten Apotheken. Möglicherweise könnten auch Nicht-Konsumenten eingespannt werden, um sich „Gras“ zu besorgen und dieses etwa an Touristen weiter zu verteilen.
Als Alternative sei vorgesehen, dass sich in Uruguay ansässige Personen selbst sechs Pflanzen kultivieren könnten. Auch wäre es möglich, sich sog. offiziellen Marihuana-Clubs anzuschließen. Die oppositionellen Parteien in Uruguay und auch die Mehrheit der Bevölkerung wären wohl gegen eine Legalisierung. Der Abgeordnete Sebastian Sabini gab laut der Nachrichtenagentur AFP zu verstehen, dass der Vorstoß nicht zur Förderung des Konsums gedacht sei, denn "den gibt es ja schon". Man wolle das Geschäft mit den Drogen aus den Strukturen der Mafia ziehen und so Finanzierungsquellen trockenlegen, heißt es.
Das Vorhaben ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem die Regierung gegen Gewalt vorgehen will. Der Nationale Drogenrat in Uruguay gibt als bekannte Zahlen an, dass rund 120.000 der 3,2 Millionen Uruguayer regelmäßig Cannabis konsumieren würden. Davon jeder sechste täglich. Pro Jahr werden durchschnittlich um die 20 Tonnen auf den Markt gebracht, was einem Gegenwert von 30 bis 40 Millionen US-Dollar entsprechen würde. Im Juni vergangenen Jahres befürchtete der Verteidigungsminister Eleuterio Fernández Huidobro, dass Uruguay ein "internationales Zentrum für den Anbau und die Verteilung von Drogen" werden könnte.
Dieser schätzte, dass in dem Land jährlich Marihuana im Wert von 75 Millionen US-Dollar illegal konsumiert wird. Wie zum Beispiel in Mexiko hatte auch in Uruguay die Prohibitionspolitik (bezeichnet das Verbot bestimmter Drogen) und das Einsetzen von Polizei und Militär zur Unterbindung der organisierten Drogenkriminalität keine Wirkung gezeigt. Im Gegenteil hatten Studien offenbart, dass der Konsum weiter zugenommen hat.
