(C) unwiederbringlich bega, 2011, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Rund 284.000 Menschen wären in Deutschland im vergangenen Jahr ohne Wohnung gewesen, heißt es laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W). Im Vergleich zum Jahr 2010 hätte sich ein drastischer Anstieg um rund 15 Prozent vollzogen, heißt es. Ein wesentlicher Faktor sei auch das Anziehen der Mietpreise in deutschen Ballungsgebieten, so der Geschäftsführer Thomas Specht. Dieser sprach gleichfalls von einer Verarmung der unteren sozialen Schichten.
Der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe zufolge gelten Personen als wohnungslos, welche nicht über mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen. Zahlreiche würden bei Verwandten/Bekannten unterkommen oder auch in Hilfseinrichtungen. Ebenfalls wäre die Zahl der Menschen ohne Obdach weiter angestiegen.
Im Vorjahr 2011 und im vergangenen Jahr 2012 demnach um zehn Prozent auf, laut diesen Zahlen, rund 24.000 Menschen. Die Statistik beruht dabei auf den eigenen Untersuchungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Man merkte an, dass diese Schätzungen eher "konservativ" wären. Man beklagte, dass außer das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen kein anderes die Zahl der Wohnungslosen systematisch erfassen würde.
In einer weiteren Schätzung heißt es, dass die Anzahl der Kinder und auch minderjährigen Jugendlichen in Deutschland, welche also nicht mit ihren Eltern in einer eigenen Wohnung leben, bei etwa 32.000 liegen dürfe. Ebenfalls hätten zahlreiche Hartz-IV-Empfänger unter 25 Jahren ihre Wohnung verloren, da durch Sanktionierungsmaßnahmen Kostenerstattungen für ihre Wohnung gestrichen wurden.
Laut dem Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W), Thomas Specht, hält man dieses Vorgehen für verfassungswidrig. Ebenfalls stellte man fest, dass es sich bei den meisten Wohnungslosen um Männer handelt. Nicht nur durch sozialpolitische Fehlentscheidungen hätten sich die Zustände weiter verschlechtert.
Auch trügen die schlechte Bezahlung im Niedriglohnsektor, ein zu geringer sozialer Wohnungsbau oder auch ein Mangel an Präventionsstellen in den Kommunen dazu bei, dass es eine mittlerweile recht hohe Zahl der Wohnungslosen gibt. Bis zum Jahr 2016 erwartet man einen stetig weiteren Anstieg der Wohnungslosen, was auch mit dem Wohnungsmarkt zu tun hätte, da dieser auch nicht schnell umgesteuert werden kann.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (bagw.de) wurde im Jahr 1954 gegründet - damals unter dem Namen Bundesarbeitsgemeinschaft für Nichtsesshaftenhilfe. Sie ist eine Arbeitsgemeinschaft der verantwortlichen und zuständigen Sozialorganisationen im privaten und öffentlichen Bereich sowie der privaten und öffentlich-rechtlichen Träger von sozialen Diensten und Einrichtungen für wohnungslose Personen. Für die BAG Wohnungslosenhilfe ist die Wohnungslosigkeit ein soziales Problem, deswegen hat sie ihren Namen 1991 geändert, um sich für alle sichtbar von dem alten Nichtsesshaftenbegriff abzusetzen. Dieser Begriff - 1938 geprägt - unterstellte den Betroffenen einen "hemmungslosen Wandertrieb" - der Wohnungsverlust wurde also auf persönliche Defizite zurückgeführt.
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden kürzlich ebenfalls mitteilte, waren die Wohnungen von sieben Prozent der Bundesbürger bereits im Jahr 2011 überbelegt. In Deutschland wohnen demnach viele Menschen in beengten Verhältnissen. Jene, mit geringem Einkommen, müssten in zu kleinen Wohnungen leben.
