Kurz notiert: Gehirne, Chips und Co.


(C) kittykatfish, 2005, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

Schon heute macht es die Neuro-Wissenschaft möglich, dass über Hirnströme Computer bedient werden können. Derzeit wird die Technologie im Alltag aber nur in sehr geringem Maße genutzt. Auch fürs "Gaming" soll jene Technik weiterentwickelt werden. Gehirn-Computer-Schnittstellen stehen auch in Belangen der Kommunikation im Bereich des künftig möglichen. Vor allem für Menschen mit Behinderungen soll diese Technologie Vorteile mit sich bringen.

Doch bekanntlich geraten Forschungen, welche etwa im Bereich der Medizin entwickelt wurden/werden, auch in das Spektrum anderer Strukturen. Seit einigen Jahren arbeiten Experten daran, die Technik so zu verbessern, dass recht schwache Gehirnsignale verstärkt werden können. Jene Forschungen wecken dabei auch das Interesse unter anderem der Gaming-Industrie. Hier gab es bereits Vorstellungen darüber, dass jene Technologie in Zukunft dafür genutzt werden könnte, um sog. "Avatare" übers Gehirn zu steuern.

Kürzlich hatten Forscher des Instituts für Neuroinformatik der Universität Zürich demonstrieren können, wie kognitive Fähigkeiten in elektronischen Systemen eingebaut werden. Man verwendet demnach sog. neuromorphe Mikrochips, welche den Prozess der Informationsverarbeitung des menschlichen Gehirns in Echtzeit imitieren können. Neuromorphe Chips sind Mikrochips, die nach dem Beispiel von natürlichen Nervennetzen gebaut werden. Sie sind Forschungsgebiet der Bionik (Übertragen von Phänomenen der Natur auf die Technik) und der Neuroinformatik (ein Teilgebiet der Informatik und der Neurobiologie).

Die Chips imitieren derzeit per Algorithmen das Verhalten von Neuronen (eine auf Erregungsleitung und Erregungsübertragung spezialisierte Zelle) und Synapsen (die Stelle neuronaler Verknüpfung) bei der Informationsverarbeitung. Man hatte die neuromorphen Chips in einem künstlichen System eingesetzt, welches in der Lage sei, in Echtzeit auf sensorische Einflüsse zu reagieren.

Konkrete Anwendungsgebiete wären etwa auch Sprach- und Gestenerkennung in der Robotik (umfasst auch Teilgebiete der Informatik; insbesondere der Künstlichen Intelligenz), heißt es. Das Ziel wäre es, die Informationsverarbeitung von biologischen Neuronen und Synapsen direkt auf Mikrochips nachzubilden, erklärt Giacomo Indiveri vom Institut für Neuroinformatik der Universität Zürich.

Auf der "Global Future 2045" (gf2045.com Inhaber der Domain: Dmitry Itskov; Moskau) Konferenz hatte im Juni der Professor Theodore Berger ausgeführt, dass Gehirn-Mikrochips auch künftig Erinnerungen zurückbringen könnten. "Die meisten von uns haben das Gefühl, dass das menschliche Gehirn etwas Heiliges ist. Dass es etwas ist, das nicht angerührt werden sollte [...] Aber wir leben länger und länger. Und damit werden die Erkrankungen zunehmen, die das Gehirn betreffen. Damit muss man umgehen", so der Wissenschaftler. In einem offenen Brief an Ban Ki-moon, den Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), hieß es, man wolle zeigen, dass die sog. Avatar-Technologie realistisch wäre. Auf deren Basis könnte demnach "eine neue evolutionäre Strategie" für die Menschheit geformt werden. Zudem, so heißt es in dem Schreiben, würde man so auch viele "gesellschaftliche Probleme" lösen. Dies derart, "indem die biologischen Grenzen der Menschen überwunden" werden sollen. Auch erklärt man, dass man "eine neue Zivilisation" schaffen könnte.

Dass sich Menschen einen Chip ins Gehirn rammen lassen würden, sieht ein Technik-Experte von Google, Scott Huffman, als möglich an. Den "Chip im Hirn" sollte man sich nicht als blutiges Unterfangen vorstellen, sie könnten absolut schmerzfrei dorthin „gelangen“ und "andocken". Gegenüber dem britischen Independent gab er jüngst zu verstehen, dass ein im Gehirn eingebetteter Chip nicht als Science-Fiction-Fantasie gesehen werden muss, denn schon heute würden Leute damit anfangen, wie behinderte Menschen, um etwa Rollstühle übers Gehirn zu bewegen. Mit der "Glass Brille" von Google oder ähnlicher Technologie anderer Hersteller, so Kritiker zur Thematik, sieht man ein langsames aber stetiges Zubewegen in Richtung "Chip im Hirn", was wohl eines Tages als trendy und hip gelten könnte. In diversen Filmchen sieht man bereits immer öfters, dass die Verbindung von Mensch und Maschine doch "krasse Vorteile" bringen könnte.

Independent: "The Goal Is To Insert A Chip Inside Your Head"

 

Auch interessant (Englisch):

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Monkey Moves Robot Using Mind Control

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The cyborgs are coming! Living brains implanted with electronic chips to replace faulty parts

Wired: Pentagon Turns to Brain Implants to Repair Damaged Minds

Intel: Chips in brains will control computers by 2020

 

Auch interessant (Deutsch):

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