(C) Romy Bonitz, 2012, Bild: Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Der deutsche Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, gab gegenüber "FOCUS" zu verstehen, dass trotz aller Hilfen Länder wie etwa Griechenland "übergangsweise" aus der Euro-Zone austreten sollten. Sinn hätte selbst keine Angst, wenn jene austreten. Er sieht, dass sie ganz schnell wieder wettbewerbsfähig würden. Ebenfalls spricht sich Sinn gegen die Vergemeinschaftung von Schulden in der Europäischen Union aus.
Gefährlich sei es, wenn eine "marktwidrige Sozialisierung der Schulden durch Euro-Bonds und Ähnliches" umgesetzt wird. Derartige Maßnahmen wären demnach kontraproduktiv. Die vorherrschenden strukturellen Unterschiede bei der Wettbewerbsfähigkeit würden somit auf "ewig" zementiert. Es werden damit auch die "falschen Löhne aufrecht" erhalten - welche also der eigentlichen Produktivität in den Ländern nicht entsprechen. Aus der durch Sinn benannten "temporären Krise" würde eine "chronische Krankheit" gemacht.
Wenn es institutionelle Reformen in betroffenen Ländern gegeben hätte, könnten diese, welche trotz der üppigen Hilfen nicht im Euro-Raum zurechtkommen, nach einem "geordneten temporären Austritt aus dem Euro", wieder zurückkehren - indem etwa ein Rückkehrrecht eingeräumt wird. Weiterhin würde zu einem Austritt eines jeweiligen Krisenlandes auch ein Schuldenschnitt gehören, mit Blick auf Griechenland wohl ein weiterer.
Sinn zufolge muss bei einem möglichen Austritt in jedem Fall ein Schuldenschnitt unternommen werden, der "die Schulden nach der Lex Monetae auch in die Landeswährung umstellt". Auch ohne einen Austritt könnten durchaus gemeinsame Schuldenschnitte für Krisenländer nötig werden. Dies könnte auf einer großen Schuldenkonferenz beschlossen werden. Mit Blick auf den Krisenkandidaten Griechenland gab Sinn zu verstehen, was einen weiteren Schuldenschnitt anbelangt: "Ich glaube, man sollte dem Land einen Teil seiner Schulden erlassen". Als Voraussetzung sieht er einen Austritt aus der Gemeinschaftswährung Euro.
In den vergangenen Wochen hatten vermehrt Fachpersonen wie Ökonomen einen weiteren Schuldenschnitt auch für Griechenland ins Spiel gebracht. Der ZEW-Präsident Prof. Clemens Fuest sagte gegenüber FOCUS-Money, dass auch weitere "Kandidaten" wie Spanien, Zypern oder Portugal möglicherweise einen Schuldenschnitt sehen könnten. (mehr hier)
