(C) Guy Gorek, 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

In Deutschland würde die Stromindustrie aktuell wohl die Wirtschaftlichkeit zahlreicher Kraftwerke prüfen. Viele der Meiler könnten laut Süddeutsche-Zeitung stillgelegt werden. Bei der Bundesregierung hätten diese Überlegungen "ernste Sorgen" ausgelöst. Es könnte die Versorgungssicherheit gefährdet sein, heißt es. Von rund 90.000 Megawatt (1 Megawatt = 1.000.000 W) würden bis zu 20 Prozent wegfallen.
Es könnte für verschiedene Kohle- und Gaskraftwerke das vorübergehende oder dauerhafte Aus drohen, schreibt man. Ebenfalls würde es möglich sein, dass Atomkraftwerke vorzeitig vom Netz gehen, soll es aus "Branchenkreisen" heißen. Wegen des Booms beim Ökostrom würde den Konzernen zu schaffen machen, dass ihre Kraftwerke immer seltener am Netz sind.
Wegen dem weiter wachsenden Stromangebot fällt demnach der Börsenpreis so stark, dass sich der Betrieb nicht mehr lohnt, heißt es. Die Erzeugungskosten liegen angeblich über den Verkaufspreisen. Die Versorger und Stadtwerke würden deshalb immer häufiger draufzahlen. Bei der Bundesnetzagentur (eine obere deutsche Bundesbehörde; Behördenleitung: Jochen Homann) in Deutschland wären bis Mitte Juli aber erst 15 Stilllegungsanträge eingegangen.
Laut der Süddeutsche-Zeitung würde dies jedoch "erst der Anfang" sein. Der Energiekonzern E.ON (Sitz: Düsseldorf) entschied Anfang des laufenden Jahres, dass man bis 2015 möglicherweise elf Kraftwerke in Europa stilllegen könnte. Zudem soll auch das Gemeinschaftskraftwerk Kiel Ende 2015 vom Netz genommen werden. Bei anderen Kraftwerken wolle man die weitere "Entwicklung sorgfältig beobachtet".
Mit Blick auf den Konzern RWE (einer der größten Energieversorgungskonzerne Europas) wolle man hier Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehreren Tausend Megawatt überprüfen. Entscheidungen wären jedoch noch nicht gefällt worden. EnBW (Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Karlsruhe) hatte das Aus für vier Kohlekraftwerksblöcke bekanntgegeben. Auch verschiedene Stadtwerke in Deutschland würden über Verluste klagen.
Die deutschen Netzbetreiber und Regulierer wären der Süddeutsche-Zeitung zufolge nun alarmiert. Bezgl. möglicher Stromausfälle könnten sie in verschiedenen Teilen des Landes kaum noch auf Kraftwerke verzichten, heißt es. "In Süddeutschland werden wir keine weiteren Stilllegungen akzeptieren", hatte demnach eine Sprecherin der zuständigen Bundesnetzagentur gesagt.
Auf der anderen Seite hatte das deutsche Bundeswirtschaftsministerium (Behördenleitung: Philipp Rösler; FDP) erklärt, dass die Entscheidung über den Betrieb oder die Abschaltung von Kraftwerken eine unternehmerische Entscheidung wäre. Man dürfe sich demnach wohl nicht einmischen. Seitens der deutschen Bundesregierung habe man jedoch die Möglichkeit, Anlagen per Gesetz am Netz zu halten, wenn die Versorgungssicherheit in Gefahr sei.
