(C) Henning Hofmann, 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

In Deutschland hatte der Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) zuletzt mit seinen Äußerungen zum "positiven Erbe der DDR" eine Kontroverse ausgelöst: Er sei "von der Realität im Osten so weit entfernt wie vom Wahlsieg, also ziemlich weit", hatte Mike Mohring, Thüringens CDU-Fraktionschef, dazu bei "Die Zeit" angemerkt. "Steinbrück bleibt ein Fremdkörper im Osten", hieß es. Auch würde er "die Lebensleistung der Ostdeutschen" verkennen.
Mike Mohrings Partei CDU regiert in Thüringen zusammen mit der SPD. In der letzten Woche hatte der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in einem "Zeit"-Interview zu verstehen gegeben: "Dass so viele Frauen arbeiten, ist ein positives Erbe der DDR. Ebenso die bessere Kinderbetreuung."
Ebenfalls merkte er zur Thematik an: "Ich fühle mich den neuen Ländern sehr nahe." Doch Mohring wirft ihm nun vor, mit der eigenen Biografie "auf Stimmenfang im Osten [Deutschlands] zu gehen". Der SPD-Kanzlerkandidat und einer der Nachfahren der erleuchteten Delbrück Familiendynastie, welche durch Adelbert Delbrück Mitbegründer der Deutschen Bank ist, hatte Anfang der 1980er-Jahre als Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin gearbeitet.
Doch "wirklich gelebt hat er dort nicht", so Mike Mohring, Thüringens CDU-Fraktionschef, "denn er genoss Freiheiten, von denen jeder Bürger in der [ehemaligen] DDR nur träumen konnte." Die Darstellung von Steinbrück, über die Stasi-Überwachung aus dieser Zeit, würde "unerhört" anmuten, so Mohring:
"Die Staatssicherheit im real existierenden Sozialismus war kein lässiger Agententhriller, wie Steinbrück es beschreibt - sie war bittere Realität. Er als Diplomat hatte nichts zu befürchten." Auf der anderen Seite verteidigte ihn aber Matthias Machnig (SPD), Wirtschaftsminister im Freistaat Thüringen und Mitglied im sog. Kompetenzteam von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD).
"Wenn jetzt die CDU sagt, [Steinbrück] wolle sich einschmeicheln - dann ist das ein ärgerlicher Reflex", hieß es von seiner Seite. "Herr Mohring kläfft ja, wo er kann." Steinbrück "erhebt nicht den moralischen Zeigefinger gegenüber den Ostdeutschen." Im Osten sei ein höherer Anteil von Frauen berufstätig als im Westen, so der Wirtschaftsminister. "Was ist falsch daran, darauf aufmerksam zu machen", stellte Machnig als Frage.
