(C) Eddie Codel, (symbolisch), 2011, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Wegen den umfangreichen Spähaktionen US-amerikanischer oder auch britischer Nachrichtendienststrukturen, welche möglicherweise auch zur Informationsgewinnung für wirtschaftliche Interessen dienen könnten, berichtete der britische Guardian nun in den seit einigen Wochen unternommenen Enthüllungen, dass ebenfalls diplomatische Vertretungen von Frankreich, Italien und Griechenland in Washington und bei den Vereinten Nationen ausgespäht wurden. Neben "normalen" Informationsnetzwerken wie "Stone Ghost" zeigen diese Aktionen wohl deutlich, dass die einstigen "Verschwörungstheorien" zu diesen Thematiken immer mehr zur Verschwörungspraxis mutieren.
In den Botschaften und UN-Vertretungen wurden demnach unter anderem Wanzen installiert und Computer angezapft. In Dokumenten der NSA ist von 38 Überwachungszielen die Rede, schreibt der Guardian. Darunter wären etwa auch Japan, Mexiko, Südkorea, Indien und die Türkei. Erst kürzlich wurde auch über Lauschangriffe auf EU-Einrichtungen berichtet. Dabei wurde auch das interne Computernetzwerk infiltriert. Zudem sei auch gegen die EU-Vertretung bei der UNO vorgegangen worden.
Auch wäre die NSA (National Security Agency) für eine nun bekanntgewordene Spionageattacke in Brüssel verantwortlich gewesen. Sicherheitsbeamten wären mehrere fehlgeschlagene Anrufe aufgefallen. Die Spur konnte in den Brüsseler Vorort Evere zurückverfolgt werden. Sie stammte wohl aus einem speziellen Bereich der NATO-Einrichtung, der von Experten der NSA genutzt wird.
Mit Blick auf Deutschland wurden monatlich rund eine halbe Milliarde Telefonate, E-Mails, SMS oder andere Kommunikationsformen überwacht - die Überwachung von Telefon- und Internetverbindungen sei entsprechend viel umfangreicher als bislang angenommen wurde. Die USA betrachten Deutschland dabei auf der einen Seite zwar als Partner, dies jedoch nur in der dritten Kategorie. Zugleich sei das Land ein Angriffsziel. Ausgenommen von größeren Spionageaktionen wären nur die Echelon-Partner Kanada, Australien, Großbritannien und Neuseeland, jene werden als Partner "zweiter Kategorie" geführt.
NSA überwacht halbe Milliarde Verbindungen in Deutschland
Eine der eingesehenen Statistiken weist für normale Tage bis zu 20 Millionen Telefonverbindungen und um die 10 Millionen Internetdatensätze aus Deutschland aus. An Heiligabend 2012 überprüften und speicherten die Amerikaner rund 13 Millionen Telefonverbindungen und halb so viele Daten von Internetverbindungen. An Spitzentagen wie dem 7. Januar 2013 spioniert der Geheimdienst bei rund 60 Millionen Telefonverbindungen.
Unterdessen hat der deutsche Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, benannt, dass die Datenabgraserei ein schwerer Eingriff in die deutschen Grundrechte wäre. Er forderte, dass es eine restlose Aufklärung zu den bisher bekannten Dingen geben muss. Die Aktionen würden "weiter als die Vorratsdatenspeicherung gehen", merkte er an. Seitens deutscher Nachrichtendienste hieß es zuletzt, man hätte angeblich nichts über den Umfang der Spionage gewusst. Auch Politiker in Deutschland gaben sich ahnungslos - man hätte nichts gewusst. Der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich hatte sich jedoch als Befürworter von PRISM (NSA-Spionageprogramm) geoutet, da die USA "immer wieder wichtige und richtige Hinweise" geliefert hätten.
Ein wenig anders sah dies zuletzt aber der Publizist und Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom. Seiner Auffassung zufolge würden deutsche Geheimdienststrukturen sehr wohl seit langem über die Spionage Bescheid wissen. Dies gelte speziell auch für den nach dem Zweiten Weltkrieg mit ausländischer Hilfe aufgebauten Organisation Gehlen Nachfolger, dem BND (Bundesnachrichtendienst) - der sich zuletzt per Limited-hangout ebenfalls "erschrocken" über die Datensammelei gab.
Eenboom: Geheimdienste kannten Spähaktionen
Medienberichten zufolge nimmt Frankfurt am Main im weltumspannenden Netz eine wichtige Rolle ein: Die Stadt sei als Basis in Deutschland aufgeführt, schreibt der Spiegel in seiner Berichterstattung. Dort habe man Zugang zu Internetknotenpunkten, die den Datenverkehr mit Ländern wie Mali oder zum Beispiel auch Syrien oder Osteuropa regeln würden.
Auch der ehemalige NSA-Mitarbeiter und gleichsamt wie Edward J. Snowden ein Whistleblower (Enthüller) Wayne Madsen äußerte sich kürzlich zu der allgemeinen Schwingungslage europäischer Politiker. Es hieß, dass auch deutsche Politiker sehr wohl Bescheid wissen, was im Hintergrund "abgeht". Wayne Madsen zufolge gibt es mit europäischen Regierungen wie Deutschland "geheime Deals", um Daten abgrasen zu können.
Deutsche Regierung gibt Daten an NSA weiter
Mit Blick auf Großbritannien hatte Snowden bzw. stellvertretend der "Guardian" berichtet, dass der Geheimdienst - Government Communications Headquarters (GCHQ) in London systematisch Telefon- und Internetnutzer in aller Welt bespitzelt. Auch sollen Daten mit ausländischen Strukturen geteilt werden. Die geheimen Überwachungsprogramme laufen demnach ohne jede öffentliche Kenntnis oder Debatte ab.
Auch Briten spionieren bis die Schwarte kracht
Laut Spiegel hieß es, dass der britische GCHQ ebenfalls Glasfaserkabel anzapft um Daten abzugrasen. Der weltweite Internetverkehr läuft größtenteils über Glasfaserkabel, die auf dem Meeresgrund liegen. Mehr als 200 der wichtigen Glasfaser-Verbindungen werden demnach angezapft. Insgesamt würde es etwa 1600 solcher Verbindungen geben, der GCHQ plane, sich Zugriff auf 1500 davon zu verschaffen.
Britische Internet-Überwachung: Freund liest mit
Medienberichten zufolge war die britische Regierung zuletzt nicht gewillt, Fragen der deutschen Bundesregierung über das massive Abhörprogramm „Tempora“ des britischen Geheimdienstes GCHQ zu beantworten. Dies würde laut der Nachrichtenagentur "dpa" aus einem Schreiben der britischen Botschaft an das Bundesinnenministerium hervorgehen. Der NSA-Whistleblower Edward Snowden hatte mit Blick auf Großbritannien enthüllt, dass mit dem Programm unter dem Namen "Tempora" bis zu 600 Millionen Verbindungen täglich überwacht werden können.
Ebenfalls soll es in Asien zu Irritationen gekommen sein. Hier waren laut Medienberichten ebenfalls nebulöse Aktionen zu sehen. Es wurden Daten von etwa chinesischen Mobilfunkanbietern abgegrast. Zudem sei der asiatisch-pazifische Glasfaserkabelnetzbetreiber Pacnet gehackt worden, um wohl Daten zu räubern.
NSA späht Internet- und Mobilfunknutzer in Asien aus
Vor dem Besuch des US-Präsidenten Barack Hussein Obama, im deutschen Berlin, versuchte das Weiße Haus noch Mitte Juni Sorgen um die in der Öffentlichkeit bekanntgewordene Überwachungsstruktur "PRISM" (NSA) zu zerstreuen. Demnach wollte man der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel "erklären", dass die Spionage schon in Ordnung sei, man wolle schließlich nur "Terroranschläge" verhindern.
PRISM Spionage: Obama will Merkel überzeugen
Durch die Enthüllungen von Edward J. Snowden konnten auch andere ehemalige Geheimdienstmitarbeiter mit ihren teils schon seit Jahren publizierten Informationen auf größeres Gehör stoßen. So gab etwa der ehemalige NSA-Mitarbeiter William Binney, bezogen auf die massive Spionageinfrastruktur, zu verstehen: "Sie errichten einen totalitären Staat"
Mehr hier: Sie errichten einen totalitären Staat
Wie vor einigen Jahren berichtet wurde, soll es eine spezielle Datenbank unter dem Titel "Main Core" geben. Laut dem Stand 2008 waren dort mindestens acht Millionen US-amerikanische Bürger enthalten. Jene werden pauschal als "Bedrohung für die Interessen" der Regierung angesehen. In Krisensituationen könnten Personen unter "besondere Beobachtung" gestellt oder sogar verhaftet werden.
Main Core Datenbank enthält Informationen zu Millionen Bürger
