Eenboom zu Fall Snowden: Geheimdienste kannten Spähaktionen


(C) Tom Blackwell, (symbolisch; kein Bezug), 2007, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

Laut dem Publizisten und Geheimdienstexperten Erich Schmidt-Eenboom wissen deutsche Geheimdienststrukturen sehr wohl seit langem über die Spionage bei Internet- oder auch Telefonkommunikation durch ausländische Geheimdienste der USA oder Großbritanniens Bescheid. Dies würde demnach auch für den Nachfolger der Organisation Gehlen, dem Bundesnachrichtendienst (BND) gelten.

Auch hätte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Kenntnisse darüber, gab Schmidt-Eenboom dem Mitteldeutschen Rundfunk zu verstehen. Er zeigte sich hier recht verwundert über die öffentliche Aufregung einiger deutscher Politiker, die per Limited hangout (eine PR- oder Propaganda-Technik, welche die teilweise Veröffentlichung von zuvor geheimen Informationen beinhaltet, um eine weitergehende Aufdeckung von wichtige Details diesbezüglich zu verhindern) umher schwadronierten.

Bezüglich der Fluchtaktion des US-amerikanischen Whistleblowers Edward J. Snowden geht Schmidt-Eenboom selbst davon aus, dass es zu einer Art diplomatisch-geheimdienstlicher Zusammenarbeit gekommen sein könnte. "Der chinesische Botschafter in Moskau wird bei der russischen Regierung den Puls gefühlt haben. Das war keine offizielle Anfrage. Die Antwort war offenbar, dass Snowden nach Russland gelangen kann und Moskau dies auch erlaubt", heißt es laut dem schweizerischen "DerBund".

Anders als bei der Wikileaks-Frontfigur Julian Assange sieht er Edward Snowden in einer "komfortablen Situation". Assange befindet sich in einem Staat (in der ecuadorianischen Botschaft in London), der mit den USA eng befreundet ist. Dieser könne dort keinen Fuß auf die Straße setzen, da er sonst direkt wegverhaftet würde. Laut Eenboom dürfte der Trip von Snowden aber nicht unbedingt Frühlingsgefühle aufkommen lassen.

Derzeit bewegt sich Snowden wohl noch relativ frei, zumindest was die Armlänge zum Weltpolizisten USA angeht. Eenboom geht jedoch davon aus, dass der Druck auf Snowden erheblich steigen dürfte. "Die USA werden versuchen, ihn zu kriegen", sagte er laut "DerBund". Dies sieht wohl auch der emeritierte schweizerische ETH-Professor Kurt R. Spillmann so: Die USA würden Ecuador [wo Snowden möglicherweise Zuflucht finden will] wirtschaftlich unter Druck setzen und auch militärische Optionen prüfen.

Zuletzt hatte die Meldung für Wirbel gesorgt, dass US-amerikanische Strukturen in Asien wohl Daten auch von chinesischen Mobilfunkanbietern, wie Millionen von SMS, abgrasten. Ebenfalls soll der Telekommunikationsanbieter Pacnet angezapft worden sein. Mit Blick auf britische Strukturen hieß es, dass das GCHQ mehr als 200 wichtige Glasfaserverbindungen anzapft, um unter dem Programm Tempora massig Daten abzugrasen. (mehr hier)

Der benannte Erich Schmidt-Eenboom ist ein deutscher Publizist und Geheimdienstexperte für Europa, Nordamerika und den Mittleren Osten. Er ist Autor zahlreicher Bücher zum Thema, Interviewpartner in Fernsehen und Rundfunk und Leiter des Forschungsinstituts für Friedenspolitik in Weilheim (Oberbayern). Im Jahre 2005 stellte sich heraus, dass er durch den Bundesnachrichtendienst (BND) seit 1993 für geraume Zeit umfassend überwacht wurde, was zum sogenannten Journalisten-Skandal des BND führte. Auslöser für die Überwachung war offensichtlich sein 1993 erschienenes Buch „Der BND“. (mehr hier)

  
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