Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Seitens des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hatte man nun eine bundesweit verpflichtende Einführung von Ganztagsschulen in Deutschland gefordert. "Ziel sollte ein Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Ganztagsschule sein", gab der DIHK-Präsident Eric Schweitzer der "Süddeutschen Zeitung" zu verstehen.
Seinen Worten nach heiße das, dass "jede Schule eine Ganztagsschule" sein müsse. "Aber die Eltern, die ihre Kinder auf eine solche Schule schicken möchten, müssen dies auch können", merkte er dazu an. Als Begründung zu dieser Forderung nannte Schweitzer u.a. die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt.
"Wir haben insbesondere sehr viele weibliche Teilzeitkräfte", sagte er. Wenn diejenigen, welche länger arbeiten wollten, dies auch könnten, entspreche dies in der Summe 500.000 zusätzlichen Vollzeitjobs. "Die werden wir, wenn wegen des Geburtenrückgangs immer weniger Erwerbsfähige zur Verfügung stehen, dringend brauchen", so der DIHK-Präsident.
Allerdings haben die Bundesländer bereits Probleme, den ab 1. August geltenden Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren zu erfüllen. Zugleich hatte vor kurzem die Bertelsmann-Stiftung laut einer eigenen Studie festgestellt, dass das deutsche Schulsystem "nicht gerechter geworden" sei.
Man monierte der Studie zufolge auch, dass es beim Ausbau der Ganztagsschulen "nur schleppend" vorangehe. Laut der Studie stieg der Anteil von Schülern, im Ganztagsschulbetrieb, zwischen den Schuljahren 2009/2010 und 2010/2011 nur von 26,9 Prozent auf 28,1 Prozent an. Rund 13 Prozent der Schüler hatten für alle Schüler verpflichtende Ganztagsschulen besucht.
Laut einer vom Bundesbildungsministerium im Jahr 2010 vorgestellten Studie, würden Ganztagsschulen das Sozialverhalten und auch die Schulleistungen verbessern können. "Ganztagsschulen tragen zum Abbau der Bildungsarmut bei", erklärte damals Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Demnach würde diese Studie auch zeigen, "dass Kinder und Jugendliche unterschiedlicher sozialer Herkunft gleichermaßen von dem Ausbau von Ganztagsschulen profitieren".
Im Mai vergangenen Jahres hatte die EU-Kommission gefordert, dass wegen finanzieller Spielräume, aufgrund der hohen Steuereinnahmen, die Bundesregierung in Bildung und Forschung investieren müsse. Ebenfalls solle die "Berufstätigkeit von Frauen gefördert werden" durch ein größeres Angebot von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen.
Schon in 2009 gab es in einer Anmerkung durch die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) einen Anstoß zur Thematik. "Deutschland sollte seine Transfers stärker auf bedürftige Kinder und deren Familien konzentrieren. Außerdem sollten Dienstleistungen wie Kinderbetreuung und Ganztagsschulen weiter ausgebaut werden", forderte damals Monika Queisser, Leiterin der OECD-Abteilung für Sozialpolitik bei der Präsentation einer Studie.
