DE: Schulsystem nicht wesentlich gerechter geworden


(C) Kevin Jarrett, (symbolisch; kein Bezug), 2013, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY 2.0)

Das deutsche Schulsystem sei trotz einiger weniger Fortschritte nicht unbedingt wesentlich gerechter geworden. Demnach war der Bildungserfolg weiterhin stark von der sozialen Herkunft abhängig. Die Anzahl der "Absteiger" zwischen den Schulformen lag deutlich höher als jener Anteil der Aufsteiger, heißt es laut dem Chancenspiegel der Bertelsmann-Stiftung.

Es würden aber weniger junge Menschen die Schule ohne einen Abschluss verlassen, was ein positives Anzeichen sein könnte. Jörg Dräger, der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, merkte insgesamt jedoch an, dass die "Chancengerechtigkeit eher im Schneckentempo" vorankommen würde.

In der Studie wurde analysiert, wie leistungsstark und gerecht die deutschen Schulsysteme in den Bundesländern sind. Daran beteiligt waren Bildungsforscher der Universitäten Dortmund und Jena. Es wurde vor allem verglichen, ob sich in Deutschland die Bildungschancen im Schuljahr 2011/2012 im Vergleich zum Vorschuljahr 2009/2010 verbessert hatten.

In den vergangenen Jahren sei es hier jedoch kaum zu Verbesserungen gekommen. Etwa das Leseverständnis von Grundschülern liege fast auf dem gleichen Niveau wie vor zehn Jahren, heißt es. Dazu merkte man ebenfalls an, dass hier auch die soziale Herkunft eine Rolle spielte. So würden Kinder aus unteren sozialen Schichten bei der Lesekompetenz um durchschnittlich ein Jahr zurückliegen.

Ebenfalls gibt es weiterhin mehr Absteiger als Aufsteiger, was die verschiedenen Schulformen anbelangt. Demnach kommen auf einen Wechsel von einer niedrigeren auf eine höhere Schulart in der Mittelstufe 4,2 Wechsel in umgekehrter Richtung. Noch vor zwei Jahren lag das Verhältnis bei 1 zu 4,3. Besser sieht es hingegen bei der Entwicklung der Schulabschlüsse aus.

Laut der aktuellen Studie sank der Anteil von Schulabbrechern von zuvor 6,9 auf 6,2 Prozent leicht ab. Der Anteil der Schulabgänger mit einer Hochschulreife stieg auf 51,1 Prozent an. Kritisiert hatte man in der Studie, dass es eher schleppend beim Ausbau der Ganztagsschulen vorangehe.

Demnach stieg der Schüleranteil im Ganztagsschulbetrieb zwischen den Schuljahren 2009/2010 und 2010/2011 nur von 26,9 Prozent auf 28,1 Prozent an. Nur rund 13 Prozent der Schüler hatten für alle Schüler verpflichtende Ganztagsschulen besucht, heißt es.

Der Anteil der Schulabbrecher lag im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern mit 13,3 Prozent fast dreimal so hoch wie im Saarland mit 4,8 Prozent. Im Freistaat Sachsen war der Abstand zwischen Schülern oberer und unterer sozialer Schichten nur etwa halb so groß wie im Freistaat Bayern.

Unterdessen hatte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) eine bundesweit verpflichtende Einführung von Ganztagsschulen gefordert. "Ziel sollte ein Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Ganztagsschule sein", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der "Süddeutschen Zeitung".

  
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