(C) Till Westermayer, 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0)

Kürzlich hatte der ehemalige Vorstandsvorsitzende der WestLB (von 1969 bis 1977), Ludwig Poullain, einen Gastbeitrag für das "Handelsblatt" geschrieben. Dort ging er hart mit der Politik der Euro-Rettung ins Gericht. In dem Urteil Poullains, über die handelnden Individuen, zu denen die Staatschefs, aber auch der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, gehören, kam er zu dem Schluss: "Den Akteuren ist die Aufrichtigkeit abhanden gekommen. Ihnen fehlt der Anstand."
Seinen Worten nach sieht er in der Gemeinschaftswährung Euro, aufgrund von Mängeln bei der Einführung, einen Spaltpilz für Europa. Poullain zufolge würden Politik und EZB die Kräfte des Marktes aber unterschätzen. Solange die Notenbank Staatsanleihen unter Marktwert aufkauft, sind die Mechanismen selbstverständlich außer Kraft gesetzt. Doch diese Maßnahmen der Europäischen Zentralbank wären laut Poullain letztlich nichts anderes als "Mätzchen", welche die Lösung der Probleme nur hinauszögern würden.
Als eines der Motive sieht er auch die Wahlen in Deutschland an: "Griechenland ist so vollgepumpt mit Euros, dass es zumindest bis zum Tag der Bundestagswahl über die Runden kommen wird." Laut Poullain würden bei der unternommenen "Euro-Rettung" auch verschiedene Gesetze missachtet.
In Richtung des damaligen Goldman-Sachs-Managers und derzeitigen EZB-Präsidenten Mario Draghi (von 2006 bis 2011 Präsident der Italienischen Nationalbank) schreibt Poullain: "Dass die [Europäische Zentralbank] mit ihren Anleihekäufen Staatsfinanzierung betreibt und damit die ihr gezogenen Grenzen, Geldpolitik zu betreiben, verletzt, dies sind zumindest für mich völlig neue Elemente der Notenbankpolitik. Es bedarf sophistischer Hirnwindungen, dieses Handeln als gesetzeskonform zu bezeichnen. Um das hinzukriegen, muss man schon Goldman-Sachs-gebildet sein".
Um die vorherrschende Krise zu beenden, schlägt Poullain vor, den Schuldnerländern ihre Kredite weitgehend zu erlassen – auch mangels Aussichten auf die Rückzahlung dieser: "Endlich weg vom Selbstbetrug, eines fernen Tages würden die Schuldner doch noch tilgen. Sie werden nicht, weil sie weder wollen noch können." Die Belastungen für den Steuerzahler werden erheblich sein, sagt er in diesem Zusammenhang für die Zukunft voraus.
