Snowden: NSA späht Internet- und Mobilfunknutzer in Asien aus


National Security Agency

Unter Berufung auf den in Hong Kong untergetauchten Whistleblower Edward J. Snowden, berichtete nun die Zeitung "Sunday Morning Post" (die Sonntagsedition der "South China Morning Post"), dass US-amerikanische Strukturen in den global vollzogenen Überwachungsanstrengungen etwa auch Daten von chinesischen Mobilfunkanbietern, wie Millionen von SMS, abgegrast hätten.

Ebenfalls wäre man in die staatliche Tsinghua-Universität (gegründet 1911) in Peking eingedrungen, heißt es laut der Zeitung. Zudem sei der asiatisch-pazifische Glasfaserkabelnetzbetreiber Pacnet gehackt worden, um wohl Daten zu räubern. Pacnet ist ein globaler Anbieter von Telekommunikationsdiensten aus dem operativen Zusammenschluss von Asia Netcom und Pacific Internet (besitzt etwa 46.000 Kilometer Glasfaser). Snowden hätte (drei neue) entsprechende "Dokumente" mit Einzelheiten über derartige gezielte Attacken über einen Zeitraum von gut vier Jahren bereitgestellt, heißt es.

Der US-Geheimdienst NSA "macht alle möglichen Sachen, zum Beispiel chinesische Mobilfunkanbieter anzapfen, um all Deine SMS-Daten zu klauen", zitierte die Zeitung Edward J. Snowden. Die South China Morning Post berichtet auch, dass er an einem "sicheren Ort" in Hong Kong ist. Seitens der US-Justiz hatte man gegen Snowden kürzlich einen Haftbefehl ausgestellt.

Ebenfalls wird er unter anderem beschuldigt, Spionage begangen zu haben. Die Bundesstaatsanwaltschaft von Virginia (bt. "Alexandria") sei für den Fall zuständig, heißt es. Im dem Schriftstück (Criminal Complaint) des US-District-Court's for the Eastern District of Virgina heißt es unter anderem, es gehe um: Diebstahl von Staatseigentum, nicht erlaubtes Zugänglichmachen von Informationen bezogen auf die Nationale Sicherheit der USA und die Weitergabe - unter Vorsatz - von klassifizierten Informationen an Nicht-autorisierte Personen. Unterzeichnet wurde es vom Beschwerdeführer John A. Kralik Jr. (Special Agent des FBI)

Laut "Washington Post" hat die dortige Staatsanwaltschaft entsprechende Erfahrungen mit Fällen, welche die Nationale Sicherheit betreffen. In dem Bezirk soll auch der ehemalige Arbeitgeber von Snowden, Booz Allen Hamilton (gehört zu den führenden Technologieberatungen für die US-Regierung), ihren Sitz haben. US-Medienberichten zufolge hätte die US-Justiz die Behörden in Hong Kong darum gebeten, den Haftbefehl zu vollstrecken. Zuletzt hieß es, dass Snowden möglicherweise politisches Asyl in Island beantragen könnte - dabei muss er jedoch in dem Land vor Ort sein.

Der britische Guardian hatte vor wenigen Tagen berichtet, dass nicht nur die US-Sicherheitsbehörden, führend über die NSA, massig Daten abgreifen. Auch das Pendant in Großbritannien soll demnach dick mitmischen. Diesem Bericht zufolge soll das Government Communications Headquarters (GCHQ) über ein Programm mit dem Titel "Tempora" Zugang zu mehr als 200 Glasfaserkabeln haben, um entsprechend Daten abzusaugen. In der Vergangenheit hatte etwa der Autor und Journalist James Bamford davon berichtet, in einem seiner Bücher, dass aus Unterseekabeln mittels spezieller Induktionstechnik Daten abgesaugt wurden, ohne dabei ein Kabel zu beschädigen.

Das benannte Überwachungsprogramm "Tempora" soll dabei als Zielsetzung haben: "Mastering the Internet" (Das Internet beherrschen) und "Global Telecoms Exploitation" (Globale Telekommunikationsabschöpfung). Im Rahmen dieses Programms werden laut Guardian entsprechend durch das Government Communications Headquarters (GCHQ) Internetknotenpunkte und transatlantische Datenverbindungen angezapft. An der Auswertung seien, wohl neben der automatischen, auch 300 Analysten aktiv. Die abgegrasten Daten werden demnach ungefiltert direkt abgezogen, abgespeichert und ausgewertet. (mehr hier)

Im Rahmen der Full-spectrum dominance (Überlegenheit auf allen Ebenen - Neben den klassischen drei Ebenen wird auch der Weltraum, die elektromagnetische Ebene und der Informationskrieg - vgl. Cyberspace; Cyberwar – dazu gezählt.) gehören das zuvor durch Snowden thematisierte "PRISM"-Überwachungsprogramm (Planning Tool for Resource Integration, Synchronization, and Management) und das britische Programm unter dem Codename "Tempora" wohl zum übergeordneten Programm namens "Five Eyes electronic eavesdropping alliance". Dabei soll es sich um einen Zusammenschluss der fünf Nationen Großbritannien, USA, Kanada, Australien und Neuseeland handeln. Jene betreiben ebenfalls, verkettet mit verbündeten Strukturen, das weltweite Spionagenetz Echelon.

In den vergangenen Jahren hatte sich die Übermittlung von Daten weltweit vermehrt weg von Satellitenverbindungen auf transozeanische Glasfaserverbindungen verlagert. Bereits vor 1999 hatte die NSA erwogen, eine Digital Network Intelligence-Konzeption für die Überwachung von Datenströmen, wie auch deren Speicherung und Auswertung, zu entwickeln.

Als Ziel galt dabei auch das Eindringen in Kommunikationsbeziehungen der GNI (Global Network Infrastructure), also dem „Netzwerk der Netzwerke“. Betroffen davon sind ebenfalls satellitengestützte Kommunikationsverbindungen aller Art, als auch die Überleitung in andere Netze. Das benannte GNI dient dem weltweiten Kommunikationsfluss in Public Access Networks (wie Internet).

Mit Blick auf Großbritannien, auf das Government Communications Headquarters (GCHQ) in Cheltenham/Benhall, welches in den 1940er Jahren aus der Government Code and Cypher School (GC & CS) Bletchey Park hervorgegangen war, nimmt man etwa Aufgaben der britischen Regierung war, was Fernmelde- und Elektronische Aufklärung anbelangt. Ebenfalls verfügt man über umfassende Fähigkeiten zur Bearbeitung kryptografischer Belange wie auch der direkten Kryptoanalyse. Zudem werden auch die Nachrichtendienste MI5 (Inlandsgeheimdienst) und MI6 (Auslandsgeheimdienst) mit versorgt.

Man hat etwa das Datenverarbeitungssystem "CRAY" am Start, welches unter anderem auch durch die National Security Agency (NSA) in den USA genutzt wird. Spekulationen gibt es ebenfalls über hippe Quantencomputerforschungen, welche heutige "sichere Verschlüsslungen", für die Masse oder untere Strukturen, binnen Minuten überwinden kann. Unter anderem beim AES-Verschlüsselungsstandard soll die NSA, Spekulationen zufolge, über drei Ecken ihre Finger mit im Spiel gehabt haben - wobei die Frage zu stellen wäre: "Wieso beschenkt man die Welt mit dieser Sache, um dann schwerer an die Daten zu kommen?".

Das Government Communications Headquarters (GCHQ) betätigt sich auch an der Entwicklung von verschiedenen "Projekten" im Bereich der Computerarchitektur, Telekommunikation, Netzwerkarchitekturen, der Softwareentwicklung, oder auch dem Data Mining (etwa zur Erkennung neuer Muster) und Electronic Engineering. Zudem nimmt man Aufgaben einer nationalen IT-Zertifizierungsbehörde wahr. Soweit bekannt, werden "gewonnene Informationen" mit Partnerdiensten, möglicherweise auch auf bilateraler Basis, ausgetauscht.

Der weltweite Internetverkehr läuft größtenteils über Glasfaserkabel, welche am Meeresgrund liegen. Davon kommen auch zahlreiche in Großbritannien an. Laut Guardian hat sich hier der GCHQ eingeklinkt. Wie angemerkt, sollen mehr als 200 der Glasfaser-Verbindungen angezapft worden sein. "Mindestens" 46 davon werden gleichzeitig überwacht. Betroffene Firmen wurden wohl zum "Stillschweigen" verpflichtet. Sie können dem Bericht zufolge auch zur "Kooperation gezwungen werden".

Submarine Cable Map 2012

Submarine Cable Map

Internet Exchange Map

 

Ggf. auch interessant: Im März hieß es laut Medienberichten, dass die ägyptische Armee drei Taucher festgenommen hätte. Diese sollen versucht haben, ein unterseeisches Internet/Netzwerk-Seekabel (in der Nähe von Alexandria) zu durchtrennen. (mehr hier)

  
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