Spionage G-20: Türkei bestellt britischen Diplomaten ein


(C) Marcin n, 2007, Bild: Wikipedia (CC BY-SA 2.5)

Nach Medienberichten über britische Spionageaktivitäten während zweier Londoner G-20-Treffen vor vier Jahren hatte die türkische Regierung einen ranghohen britischen Diplomaten einbestellt. Die Regierung habe dem Geschäftsträger der britischen Botschaft ihre "Besorgnis über den Bericht" mitgeteilt, so ein Vertreter des türkischen Außenministeriums. Die Türkei erwarte nun eine "zufriedenstellende Erklärung" der britischen Regierung.

Laut einem Bericht von Guardian, hatten britische Nachrichtendienststrukturen damals Delegierte ausspioniert. Demnach wurden sogar Personen in eigens präparierte Internetcafés gelockt, um diese ausforschen zu können. Ein Opfer der damaligen Aktion sei der türkische Finanzminister gewesen. Unter anderem wurden auch Delegierte aus Südafrika bespitzelt. Anweisungen dazu kamen wohl aus der Regierung des damaligen britischen Labour-Premierministers Gordon Brown.

Der aktuelle Premierminister David Cameron wollte noch keine Stellungnahme abgeben. Es hieß laut dem Sender Sky News: "Wir kommentieren nie Sicherheits- oder Geheimdienstangelegenheiten, und ich werde damit jetzt nicht anfangen". Die Ausspähaktionen wurden damals durch das britische Government Communications Headquarters (GCHQ) mit vollzogen, berichtete Guardian.

Der Nachrichtendienst, welcher sich speziell mit Kryptographie, Verfahren zur Datenübertragung und mit der Fernmeldeaufklärung befasst, gilt als Gegenstück zur NSA (National Security Agency) in den USA. Dem "Guardian" zufolge sei in zugespielten Dokumenten des Whistleblowers Edward Snowden von "bahnbrechenden Überwachungsmöglichkeiten" die Rede.

Damals sei ein Spezialteam aus über 40 Analysten rund um die Uhr damit beschäftigt gewesen, in Echtzeit abgegriffene Kommunikation auszuwerten und weiterzuleiten. Ebenfalls soll der GCHQ Informationen von der National Security Agency bekommen haben, bezgl. eines Satelliten-Telefongesprächs des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew nach Moskau.

Ziel der Aktionen damals beim G-20-Treffen sei laut Guardian gewesen, dass man sicherstellen wollte, die Ergebnisse des G-20-Gipfels zu beeinflussen. Dazu hieß es etwa: "Ziel des GCHQ ist es sicherzustellen, dass die für die von der Regierung Ihrer Majestät erwünschten Ergebnisse des G-20-Vorsitzes relevanten Geheimdienstinformationen die („Kunden“) bedarfsgenau erreichen - sowie auf eine Weise, die ihnen eine vollumfänglichen Gebrauch erlauben".

  
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