Türkei: Gezi-Park gewaltsam geräumt


Taksim

Die Räumung des Istanbuler Gezi-Parks wurde durch das dortige Protestbündnis scharf kritisiert. Von deren Seite erklärte man, dass der brutale Angriff der Polizei aufhören müsse. Es seien mehrere hundert Personen verletzt worden, als Regierungskräfte zunächst den Taksim-Platz und dann den angrenzenden Gezi-Park stürmten.

Seitens des Istanbuler Gouverneurs Huseyin Avni Mutlu hatte man die Zahl der Verletzten mit rund 30 angegeben. Es sei niemand schwer verletzt worden, sagte er. Bis zur neuerlichen Eskalation am Samstag waren laut dem türkischen Ärztebund bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten vier Menschen getötet und fast 7500 weitere verletzt worden.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Demonstranten zuvor ein Ultimatum gesetzt, diese sollten bis Sonntag abziehen. Erdogan betonte dabei: "Ich sage es klar: Räumt den Taksim. Wenn er nicht geräumt ist, werden die Sicherheitskräfte dieses Landes wissen, wie er zu evakuieren ist".

Im Gezi-Park demonstrierte man gegen die Errichtung eines Einkaufszentrums. Am Samstag rollte die Polizei auch mit Wasserwerfern über den Taksim-Platz an. Der Gouverneur von Istanbul sagte zur Aktion: "Wir haben sie gewarnt, und wir haben ihnen Zeit gegeben, zu fliehen". Kurz vor der Räumung des Parks hatten die türkischen Sicherheitskräfte bereits mit Wasserwerfern und Tränengas Protestierende vom nahen Taksim-Platz vertrieben.

Aus Deutschland sei Medienberichten zufolge die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth, dort gewesen. Diese verurteilte den Polizeieinsatz ebenfalls scharf. Sie fühlte sich demnach an eine Kriegssituation erinnert. Gegenüber N24 sagte sie: "Es wurde Jagd auf Menschen gemacht".

Die am Samstag vollzogenen Protestaktionen wurden Roths Worten zufolge friedlichen mit einem Konzert begonnen, bevor die Polizei "von einer Sekunde auf die andere" den Gezi-Park mit Tränengasbomben einräucherte. Sie habe sich mit anderen Menschen in das nahegelegene Divan Hotel geflüchtet, gab sie zu verstehen.

Ebenfalls sagte sie, dass die Polizei auch innerhalb des Hotels mit Tränengas geschossen hätte. So etwas habe sie noch nie erlebt, "man konnte nicht mehr atmen". Vom Divan-Hotel floh sie später ins Hilton-Hotel und von dort ins Marmara Hotel.

Laut Angaben der Demonstranten behinderte die Polizei außerdem die Arbeit von Ärzten. Nach tagelangen schweren Zusammenstößen hatte Erdogan zunächst teilweise eingelenkt. Die Taksim-Plattform erklärte, die Meinungsfreiheit in der Türkei sei in Gefahr.

  
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