Bisphenol A

Bisphenol A, welches in zahlreichen Plastikprodukten enthalten ist, kann laut einer aktuellen Studie direkt vom Mund ins Blut gelangen. Demnach hätten Tierversuche gezeigt, dass die Konzentration von Bisphenol A (eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Diphenylmethan-Derivate) im Blut einen fast um das hundertfache erhöhten Wert erreichte. Dies dann, wenn der Stoff über die Schleimhaut im Mund und nicht über den Verdauungstrakt absorbiert wurde, heißt es laut der Fachzeitschrift "Environmental Health Perspectives".
Man hatte die Versuche an Hunden vorgenommen. Bei diesen Tieren wird auch die Aufnahme von Medikamenten über den Mund ausgetestet, da deren Schleimhäute im Mund ähnlich wie beim Menschen beschaffen sind. Wie die französischen Forscher in einem in der Fachzeitschrift "Environmental Health Perspectives" veröffentlichten Aufsatz berichteten, zeigten durchgeführte Versuche, dass Bisphenol A (BPA) über die unter der Zunge liegenden und stark durchbluteten Schleimhäute direkt ins Blut gelangten.
Schon seit geraumer Zeit ist bekannt, dass BPA (Bisphenol A) hormonverändernd, nervenschädigend und krebserregend sein kann. Die chemische Verbindung aus der Gruppe der Diphenylmethan-Derivate kommt etwa in der Innenbeschichtung von Konservendosen und in Plastikflaschen oder Plastikverpackungen aus Polycarbonat vor. Diese Polycarbonate sind Kunststoffe aus der Gruppe der synthetischen Polymere und der Familie der Polyester (Polymere mit Esterfunktionen o.a. "Carbonsäureester").
Die Chemikalie kann aber auch auf Kassenbons und Fahrkarten vorhanden sein. Verschiedene Studien zeigten, dass bereits kleinste Mengen des Stoffs auch über einfachen Hautkontakt in den Organismus gelangen und Schäden anrichten können. In der EU ist der Stoff schon in Babyflaschen verboten. Mit Blick auf Frankreich ist er dort ab Anfang 2015 (für Kleinkinder unter drei Jahren bereits seit Anfang des Jahres) in allen Lebensmittelverpackungen verboten.
Im April hieß es, dass die französische Regierung ein europaweites Verbot von BPA in Kassenbons durchsetzen möchte. Der Umweltministerin Delphine Batho hatte Anfang April angekündigt, einen entsprechenden Vorschlag an die EU-Kommission zu richten. Im Vorfeld hatte die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Umwelt und Arbeitsschutz (Anses) vor allem Schwangere und Kassiererinnen vor der Chemikalie gewarnt.
Hier hatte die französische Behörde gleichsamt davor gewarnt, einen Ersatz durch andere Bisphenole zu schaffen, da wissenschaftliche Studien dazu fehlen würden. In Frankreich wurde auch über ein weitergehendes Verbot von Weichmachern wie Phthalaten (o.a. „Phthalsäureester“) diskutiert. Demnach stehen auch andere bestimmte Weichmacher im Verdacht, unter anderem die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
In Studien hätte sich etwa gezeigt, dass BPA ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirken und die Fortpflanzung und Gehirnentwicklung beeinflussen kann. Ebenfalls berichteten Forscher davon, dass man Indizien gefunden hätte, dass die Chemikalie die Reifung des Gehirns von Ungeborenen und Kleinkindern irreversibel schädigt.
Im vergangenen Jahr hatte auch der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) in Deutschland wegen des Voranschreitens in Frankreich schärfere Regelungen für Deutschland gefordert. Die BUND-Expertin Sarah Häuser hatte laut Medienberichten Anfang Oktober vergangenen Jahres zu verstehen gegeben, dass die Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) in der Frage immer auf Brüssel verwiesen hätte.
Mit Blick auf das Verbot der Chemikalie in Babyfläschchen sagte Häuser, dass dieser Schritt zwar ein guter sei, er jedoch nicht ausreicht. Hier hieß es auch, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Risiken von Bisphenol A für den Menschen im Mai 2013 noch einmal neu bewerten sollte.
Im März 2012 hieß es laut einer Studie (Umweltorganisation ChemTrust), dass Weichmacher und Flammschutzmittel auch zu Fettleibigkeit und Diabetes führen könnten. Derartige Weichmacher und Flammschutzmittel sind etwa in Plastikspielzeug, Elektrogeräten, PVC-Böden und in der Beschichtung von Konservendosen enthalten. Menschen könnten diese Stoffe über die Luft, Haut oder auch Nahrung aufnehmen. Bei der Untersuchung (Literaturstudie) der britischen Umweltorganisation ChemTrust fasste man rund 240 Untersuchungen zusammen.