(C) Eddie Codel, 2011, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Der zuletzt in HongKong untergetauchte Whistleblower (Enthüller) des US-amerikanischen spezifischen Überwachungsprogramms PRISM, Edward Snowden, wurde nun offiziell von seinem Arbeitgeber rausgeschmissen. Das Unternehmen Booz Allen erklärte, dass man Snowden nicht weiter beschäftigen wolle.
Der Computerfachmann war in den vergangenen Jahren u.a. für "The All-Seeing-Eye", die NSA (National Security Agency), tätig. Dort hätte er laut Medienberichten auch Zugang zu vertraulichen Dokumenten gehabt. Jene ihm zugänglichen Informationen wurden teils in der "Washington Post" und dem britischen "Guardian" veröffentlicht.
PRISM - USA Überwachung: NSA sammelt fleißig Daten
Die hochgejubelten "Enthüllungen" der Überwachungsmaßnahmen waren dabei schon seit Jahren für gewisse "Deep Researcher" bekannt und für diese nicht wirklich spektakulär, speziell mit Bezug zur NSA nicht. Deren Aufgabe ist u.a. im Rahmen der "Full-spectrum dominance" nicht Däumchendrehen, sondern Daten abgrasen.
Laut Booz Allen hätte Edward Snowden gegen den sog. "Ethikkodex" verstoßen und auch Richtlinien des Unternehmens verletzt. Offiziell heißt es von deren Seite, dass die Weitergabe derartiger geheimer Informationen "schockierend" sei. Würden die Medienberichte "zutreffen", wäre dies ein schwerer Verstoß gegen die geltenden "Verhaltensvorschriften und die innersten Werte unserer Firma".
Ebenfalls erklärte man, mit den Behörden eng bei der Aufklärung zusammenzuarbeiten. Das Arbeitsverhältnis mit dem 29-jährigen Snowden sei am vergangenen Montag beendet worden, heißt es. Er hätte zuletzt etwa 122.000 US-Dollar verdient. Laut "Guardian" hätte Snowden gesagt, sein Gehalt betrage 200.000 US-Dollar im Jahr.
Offiziell sei der Aufenthaltsort des mutmaßlichen Informanten angeblich unbekannt. Er hätte Medienberichten zufolge am Montag ein Hotel in HongKong verlassen. Er soll sich laut Guardian aber weiterhin in der chinesischen Sonderverwaltungszone aufhalten. Er wolle sich um politisches Asyl bemühen, als mögliches Ziel nannte er Island.
Wegen des bekanntgewordenen US-Spähprogramms PRISM (lt. Medien über Microsoft, Yahoo, Google, Facebook, PalTalk, AOL, Skype, YouTube oder auch Apple) hätte zuletzt wohl auch Russland Asyl für den Mann erwogen. Laut Medienberichten hieß es durch die russische Tageszeitung "Kommersant": "Falls wir solch einen Antrag erhalten, werden wir ihn einer Prüfung unterziehen", sagte demnach der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dimitri Peskow.
Kürzlich hatte die britische Zeitung Guardian berichtet, dass in der Affäre möglicherweise weitere Enthüllungen zu erwarten sein könnten. Angeblich hätte die Person Snowden "tausende Dokumente" übergeben. Laut dem Journalisten Glenn Greenwald hätten davon zahlreiche auch einen "nachrichtlichen Wert", sagte er der "New York Times".
In der Sache hätte auch die Schweiz zuletzt Aufklärung über die Spionageaktivitäten der USA verlangt. Das Außenministerium teilte demnach mit, dass an die US-amerikanische Botschaft eine diplomatische Note mit der Aufforderung übersandt wurde, Aufklärung zu leisten. Hier hatte man ebenfalls bestätigt, dass der PRISM-Enthüller Edward Snowden vom März 2007 bis Februar 2009 als diplomatischer Mitarbeiter der US-Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf akkreditiert war.
Glenn Greenwald hatte berichtet, dass die NSA direkt über Server großer Internetkonzerne Zugriff hat und im Internet aktive Personen weltweit überwachen kann. Im Guardian veröffentlichte man einen Gerichtsbeschluss, wonach auch wahllos Daten über die Handyverbindungen von Millionen Menschen "in den USA" gesammelt würden.
Snowden lebte wohl in Hawaii mit seiner Freundin. In einem Interview erklärte er gegenüber dem "Guardian" sein Motiv für die Weitergabe der "geheimen Informationen". Sein einziges Motiv war demnach, die Öffentlichkeit über die "massive Überwachungsmaschine" der USA zu informieren. Er hätte keine Absicht sich zu verstecken. Auf der anderen Seite haben China, Russland und andere Länder ebenfalls entsprechende „Überwachungsmaschinerien“ am Start, in Russland etwa als Teil davon über das sog. SORM (FSB).
Er sei eigenen Angaben zufolge zunächst im US-Bundesstaat North Carolina aufgewachsen. Danach sei er mit seiner Familie in die Nähe von Fort Meade in Maryland gezogen. Dort befindet sich auch das HQ der NSA. In Meade steht ebenfalls der Whistleblower ("Wikileaks") Bradley Manning vor Gericht. Snowden rechnete nach der "Enthüllung" nicht damit, dass er seine Heimat wiedersieht. Er hätte sich demnach auf eine Anklage in den USA eingestellt.
Den Zufluchtsort HongKong wählte er aus, da angeblich die ehemalige britische Kolonie eine "starke Tradition der freien Meinungsäußerung" hätte, glaubt er. Ebenfalls hatte er im Interview erklärt, dass er "kein guter Schüler" war. Er hatte die High School ohne Abschluss verlassen. Nachfolgend ging er zur Armee und heuerte bei den "Spezialkräften" an. Nach einem Unfall im Training sei er aus dem Dienst entlassen worden. Danach startete er als einfacher "Sicherheitsmann" bei der National Security Agency. Er wechselte in den Bereich IT-/Computersicherheit beim Skull and Bones und OSS Nachfolger CIA (u.a. auch aktiv über die Venture Capital-Firma In-Q-Tel).
Danach stieg er auch ohne Diplom schnell auf und war zwischenzeitlich im schweizerischen Genf aktiv. Dort seien ihm, laut eigenen Darstellungen, erstmals "moralische Bedenken" gekommen. Ihm sei klar geworden, dass er Teil von etwas ist, was mehr Schaden anrichtet als Gutes tut. Schließlich wechselte er in 2009 zur benannten Beratungsfirma, welche u.a. für die NSA tätig ist. Dort sei ihm dann "das ganze Ausmaß", nach seinem Kenntnisstand, der staatlichen Überwachung bewusst geworden. Im NSA-Büro auf Hawaii hätte Snowden vor seiner Absetzung nach HongKong die letzten Dokumente für seine Enthüllungen kopiert.
Sein nun ehemaliger Arbeitgeber Booz Allen Hamilton (Technologieberatung) zählt zu den führenden Technologieberatungen für die US-Regierung. Die Mehrheit an Booz Allen Hamilton gehört der Carlyle Group (eine der größten US-amerikanischen Private-Equity-Gesellschaften). Booz Allen Hamilton ist neben Halliburton ein führendes Unternehmen im Bereich der militärischen Dienstleistungen für das US-Verteidigungsministerium (United States Department of Defense, DoD - Sitz im Pentagon). Während der umstrittenen Weiterleitung von Bankdaten der SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) an die amerikanischen und europäischen Geheimdienste war die Firma als Kontrollorgan involviert.
