GEK Report: Zu viele Pillen für Kinder


(C) Fabio Hofnik, (symbolisch; kein Bezug), 2009, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

Laut dem aktuellen Arzneimittelreport der deutschen Krankenkasse Barmer GEK bekommen ältere Menschen und auch Kinder zu viele Arzneimittel mit teils gefährlichen Auswirkungen und ohne klaren medizinischen Grund. Der Report wurde zuletzt seitens der Barmer GEK in Berlin vorgestellt.

Darin heißt es unter anderem, dass Kinder besorgniserregend viele Psychopillen verordnet bekommen. Ein Drittel der Senioren in Deutschland schluckt mehr als fünf Arzneimittelwirkstoffe täglich. Schon in der Vergangenheit gab es aus verschiedenen Kreisen Kritik daran, dass Kinder mit „beruhigenden“ Arzneimitteln zugepumpt werden.

Begründet wird dies bei Kindern unter anderem auch damit, dass diese angeblich "unnatürlich" ihre kindliche Aktivität ausleben würden. Zappeln oder andere "unnatürliche" und negative Hyperaktivitäten eröffnen entsprechend neue Absatzmärkte, für passende Pillen. Laut dem Report stiegen die Verschreibungen von sogenannten Antipsychotika bei Kindern und Jugendlichen von 2005 bis 2012 um 41 Prozent weiter an.

Ebenfalls heißt es in dem Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer GEK, dass Kleinkindern bis vier Jahren Ärzte kaum noch derartige Medikamente verschreiben. Auf der anderen Seite steigen bei allen anderen die Verordnungen an, am stärksten bei den 10- bis 14-Jährigen, heißt es. Laut dem Bremer Gesundheitsexperten Gerd Glaeske würde sich eine medizinische Erklärung dafür nicht direkt herleiten lassen.

Studien zeigten demnach weder einen Anstieg psychiatrischer Störungen bei Jugendlichen oder Kindern, noch hätten sich die relevanten Therapieempfehlungen geändert. Ebenfalls hob man hervor, dass Antipsychotika zum Teil gravierende unerwünschte Wirkungen entfalten könnten.

Man verordnet die Antipsychotika bzw. auch die Neuroleptika speziell an Jugendliche und Kinder mit einer sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), an welche mit Depressionen oder auch mit Angststörungen.

Im neuen Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer GEK sieht man ebenfalls die Verschreibung von mehreren Wirkstoffen gleichzeitig für ältere Patienten kritisch. Demnach würde etwa ein Drittel der dort versicherten Personen über 65 Jahre täglich mehr als fünf Arzneimittelwirkstoffe zu sich nehmen.

Bei Personen zwischen 80 und 94 Jahren wirft sich demnach fast jeder Zweite entsprechende Arzneimittelwirkstoffe ein. Im Schnitt gesehen schlucken männliche Personen über 65 Jahre täglich 7,3 Wirkstoffe und weibliche Personen dieser Altersgruppe 7,2 Wirkstoffe.

Ebenfalls würden Demenzkranke zu viele Schlaf- und Beruhigungsmittel erhalten. In der Krankenkasse wurden die sog. Benzodiazepinen in 2010 an rund 23.500 Versicherte verschrieben, zu etwa 70 Prozent an weibliche Personen. Dem Gesundheitsexperten Gerd Glaeske zufolge, sei das Risiko, "Benzodiazepine verordnet zu bekommen", "bei Menschen mit Demenz um das 1,5-fache erhöht".

Mit der Zuführung des Wirkstoffs sei der Verlust kognitiver Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Erinnerung oder auch Lernen verbunden. Hier hob man hervor, dass außerdem viele ältere Menschen von derartigen Arzneimitteln abhängig wären. Der Report der Krankenkasse Barmer GEK basiert auf Daten von 2,1 Millionen Barmer-GEK-Versicherten über 65 Jahre sowie den Daten von rund einer Million Kindern und Jugendlichen.

  
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