(C) Alan Hilditch, 2013, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY 2.0)

Bei weiteren Protesten in der Türkei wurden nach Angaben des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan insgesamt vier Menschen getötet. Unter den Toten seien ein Polizist und drei junge Demonstranten, gab Erdogan vor Abgeordneten in Ankara zu verstehen.
Mit dieser offiziellen Information durch den Ministerpräsidenten starb während den seit Tagen anhaltenden Protesten ein Demonstrant mehr als bislang bekannt war. Der Istanbuler Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu hatte den Protestlern die Schuld an der jüngsten Eskalation gegeben.
Zuletzt war die Polizei auf den Istanbuler Taksim-Platz gestürmt. Dort ging sie Medienberichten zufolge mit Wasserwerfern, Tränengas, Schlagstöcken oder auch Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor. Verschiedene Personen hätten Molotow-Cocktails und Steine auf Sicherheitskräfte/Wagen geworfen.
Istanbuls Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu gab in Richtung der regierungskritischen Protestler zu verstehen, dass deren Anblick die Bevölkerung verärgere und zudem den Ruf der Türkei in der Welt schädigt. Die Zusammenstöße seien allein durch die gesellschaftlichen "Außenseiter" hervorgerufen worden.
Am bereits zwölften Tag der Proteste wurden Barrikaden niedergerissen, welche Protestler an Zufahrtsstraßen zum Taksim-Platz errichtet hatten. Im nahegelegenen Gezi-Park befinden sich zahlreiche Demonstranten, die dort ihre Zelte aufschlugen und gegen ein Bauprojekt protestieren.
Am Vorabend hatten sich auf dem Platz im Zentrum Istanbuls tausende Menschen versammelt, um gegen den nach eigenen Darstellungen autoritären Regierungsstil von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und gegen die unverhältnismäßige Polizeigewalt selbst gegen friedliche Demonstranten zu demonstrieren.
Im türkischen Ankara waren ebenfalls Proteste zu sehen. Hier gingen Sicherheitskräfte unter anderem mit Tränengas vor, um die Menge auseinanderzutreiben. Medienberichten zufolge ergriff ein Großteil der Protestler die Flucht und flüchtete sich u.a. in Restaurants.
Am Montag hatte Erdogan ankündigen lassen, dass er sich am kommenden Mittwoch mit einigen führenden Vertretern der Demonstranten treffen möchte. Man wolle diese über die "Fakten" informieren. Erdogans Stellvertreter Bülent Arinc sagte auch, dass man sich mit Vertretern anderer Gruppen treffen wolle, nannte jedoch keinen konkreten Zeitpunkt. Er fügte recht knapp hinzu, dass man "die illegalen Demonstrationen" nicht länger tolerieren werde.
Am vergangenen Sonntag bezeichnete der Regierungschef Erdogan selbst die seit mehr als einer Woche protestierenden Demonstranten als "Vandalen" und "Anarchisten". Erdogans Geduld habe "eine Grenze", gab er zu verstehen. In Istanbul, Ankara, Adana und Izmir protestierten am vergangenen Wochenende erneut Zehntausende.
Aus Deutschland hatte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), das Vorgehen der türkischen Polizei bei der Räumung des Taksim-Platzes in Istanbul kritisiert. "Mir macht das große Sorgen, wenn ich den Einsatz der Wasserwerfer und der großen Maschinen sehe", sagte er gegenüber n-tv.
