(C) vorsprach, 2013, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

In Ostdeutschland hat sich die Hochwasserlage in einigen Regionen an der Elbe weiter zugespitzt. In Magdeburg (Sachsen-Anhalt) wäre der Pegel an der Strombrücke zuletzt weiter angestiegen, auf eine Höhe von über 7,40 Metern, heißt es laut Angaben der Stadt. In Magdeburg-Werder sei die Lage besonders kritisch. Es wurde auch schon ein Altenpflegeheim evakuiert. Andere Bewohner in diesem Bereich müssten sich wohl ebenfalls darauf einstellen, ihre Häuser zu verlassen. In einigen der Straßen musste auch der Strom abgestellt werden.
Im Stadtteil Rothensee laufen dabei die Aufforderungen an die dortigen Bürger weiter, ihre Häuser zu verlassen. Die Mitteilungen gehen Medienberichten zufolge über Radio, Fernsehen oder auch das Soziale Netzwerk Facebook raus. Einige Anwohner würden sich jedoch davor sträuben, ihre Häuser zu verlassen. Die Menschen müssten sich möglicherweise darauf einrichten, sich für eine Woche eine andere Unterkunft zu suchen.
Auch andere Ortsteile sind von der Räumung bedroht. Eine Flutwelle werde es aber nicht geben, heißt es nach letztem Stand. Das Hochwasser hält derzeit vor allem Brandenburg und Sachsen-Anhalt in Atem. In Magdeburg stand der Pegel zuletzt gar über 70 Zentimeter höher als bei der damaligen Jahrhundertflut im Jahr 2002. In brandenburgischem Wittenberge laufen ebenfalls Evakuierungsmaßnahmen. Dort müssten um die 1500 Menschen ihre Häuser verlassen. Insgesamt sieht man die Hochwasserlage an Saale und Elbe so schlimm an, wie noch nie in der Geschichte.
Im gesamten deutschen Bundesgebiet sind in den betroffenen Regionen rund 70.000 Feuerwehrleute und 11.000 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Nachdem das Elbe-Hochwasser Magdeburg erreicht hat, müssen auf einer Länge von 20 Kilometern mehrere Deiche verteidigt werden, teilten der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und der Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) mit. Der Oberbürgermeister von Magdeburg ging zuletzt davon aus, dass nicht alle Bereiche geschützt werden können und warnte vor einem "dramatischen Wochenende".
Die Hochwasserwelle verlagert sich indes weiter nach Norden, wobei die Lage in Teilen Ostdeutschlands weiterhin angespannt bleibt. Laut Angaben der Krisenstäbe sei die Situation auch im brandenburgischen Mühlberg sowie in Bitterfeld in Sachsen-Anhalt ernst. Wegen der vorherrschenden Hochwasserlage hatte auch der Landrat des Kreises Elbe-Elster die Räumung der Stadt angeordnet.
Mit Blick auf das bayerische Deggendorf teilte man durch das Technische Hilfswerk (THW) mit, dass hier die Pegel kontinuierlich sinken. Hier seien nach Abpump- und Aufräumarbeiten unter anderem auch Abstützarbeiten an hochwassergeschädigten Gebäuden notwendig. Man zeigte sich besorgt, da in letzten Wettervorhersagen vor kommendem Starkregen für die Mitte und den Süden Deutschlands gesprochen wurde.
Unterdessen hatte sich mit Blick außerhalb Deutschlands am Samstag die ungarische Hauptstadt Budapest auf die Scheitelwelle der Donau mit Rekordpegelständen vorbereitet. Hier arbeiteten, wie auch in Deutschland, tausende Freiwillige, Behördenmitarbeiter und Katastrophenschutz daran, die Deiche zu verstärken. Der Budapester Bürgermeister Istvan Tarlos ging zuletzt davon aus, dass die ungarische Hauptstadt letztlich glimpflich davon kommen wird.
An der Elbe könnte Medienberichten zufolge eine zweite Hochwasserwelle drohen. Für das deutsche Nachbarsland Tschechien werden laut Wetterprognosen in den nächsten Tagen wieder starke Regenfälle erwartet. Diese könnten die Elbe erneut anschwellen lassen. Hydrologen sagen aktuell, dass die Regenfälle die Hochwasserlage an dem Fluss nicht verschärfen werden. Es könnte aber den Ablauf des Wassers verzögern.
Aus dem politischen Spektrum konnte durch den Vorsitzenden der Umweltministerkonferenz, Thüringens Ressortchef Jürgen Reinholz (CDU), vernommen werden, dass dieser fordert, dass man in von Überschwemmungen gefährdeten Gebieten nicht mehr bauen sollte. "Grundsätzlich sollten für Flächen, die von Überschwemmungen gefährdet sind, keine Baugenehmigungen mehr gegeben werden", gab er gegenüber "Welt am Sonntag" zu verstehen.
Der Ministerpräsident von Bayern, Horst Seehofer (CSU), hatte zuletzt angekündigt, dass die finanziellen Mittel für den Hochwasser-Schutz verdoppelt werden sollen. Der "Bild am Sonntag" sagte der bayerische Politiker: "Wir haben bereits 1,6 Milliarden Euro verbaut und werden nach meiner Einschätzung noch einmal dieselbe Größenordnung brauchen. In 14 Tagen wird meine Regierung die detaillierten Pläne dafür vorstellen".
Andere deutsche Politiker hatten wegen des Jahrhunderthochwassers eine Beschleunigung der Verfahren zum Bau von Schutzvorkehrungen vorgeschlagen. Der Ministerpräsident von Sachsen, Stanislaw Tillich (CDU), sagte der "Welt am Sonntag": "Wir brauchen deutlich kürzere Planungszeiten. Manche Verfahren ziehen sich zehn bis 15 Jahre hin, vor allem wenn als letztes Mittel Enteignungen nötig sind. Die Möglichkeiten der Einsprüche müssen gesetzlich begrenzt werden".
Rainer Robra (CDU), Staatsminister im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt, forderte einen Wiederaufbaupakt wie im Jahr 2002. Der Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) forderte, den Flüssen wieder mehr Platz zu geben. "Wir müssen dafür sorgen, dass das Wasser seinen Raum hat, damit andere Gegenden wie Städte nicht so stark bedroht werden", sagte er dem "Straubinger Tagblatt".
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fürchtet derzeit für die deutsche Volkswirtschaft insgesamt einen Flut-Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe. Der Hochwasserschaden für Bauern könnte enorm sein, so zumindest die letzten Einschätzungen. Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium würde sich der bundesweite Schaden für die Bauern derzeit bereits auf rund 172 Millionen Euro belaufen.
Für Bayern ging man zuletzt von einem Schaden für die Landwirtschaft von mehr als 74 Millionen Euro aus. Den Einschätzungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV) zufolge könnte der hervortretende Schaden für deutsche Landwirte gar auf mehr als 300 Millionen Euro ansteigen. Insgesamt könnten über 225.000 Hektar Ackerfläche betroffen sein.
