Desertec: Anteil von Wüstenstrom für Europa soll 2020 eine spürbare Größe haben


(C) Benderson2, 2006, Bild: Wikipedia (CC BY-SA 2.5)

Nach derzeitigen Einschätzungen soll das Wüstenstrom-Projekt Desertec (DII) schon bald das gesteckte Ziel verwirklichen, Strom vom Norden Afrikas nach Europa zu transportieren. Laut DII-Geschäftsführer Paul van Son würde man damit rechnen, dass der Nettostromexport nach 2020 schon eine spürbare Größe erreicht haben könnte.

Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeigte sich Van Son mit dem bisher Erreichten zufrieden, knapp vier Jahre nach der Gründung der DII. Die Länder im Norden Afrikas hätten heute bereits eine Strategie für industrielle Anlagen und auch für dazugehörige Netzerweiterungen im Bereich erneuerbare Energien.

Schon am weitesten fortgeschritten sei die 100-Megawatt-Anlage in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) und die Windparks in Marokko und Ägypten. Saudi-Arabien und Algerien möchten Milliardenbeträge in die Sonnen- und Windenergie bis 2030 investieren. Algerien will nach Italien exportieren, heißt es.

Ebenfalls in Abu Dhabi gibt es die „Ökostadt“ (Masdar). Bei diesem Vorstoß handelt es sich um ein Stadtbauprojekt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Als Kernstück des Projekts wird „Masdar City“ gesehen, eine geplante Ökostadt, in der Menschen künftig "grün und sauber" leben könnten. Mit dem Bau der "Stadt der Zukunft" wurde im Februar 2008 begonnen. Künftig soll dort auch der Hauptsitz der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) sein. Die sog. "IRENA" wurde im Januar 2009 mit der Unterzeichnung der Statuten durch 75 Staaten in Bonn gegründet. Offiziell vermittelter Grund sei der menschliche CO2-Ausstoß und damit verbunden die gemutmaßte Erderwärmung durch den Menschen.

Hinter dem Projekt Desertec (alle Arten der "Erneuerbaren Energien" werden dabei einbezogen, jedoch spielen sonnenreiche Wüsten eine besondere Rolle), um Strom nach Europa "zu transportieren", verbirgt sich die "Vision", auf dem Gebiet der nordafrikanischen Staaten vor allem solarthermische Kraftwerke zu errichten, die im Jahr 2050 etwa 15 Prozent des europäischen Energiebedarfs abdecken sollen.

Mitte 2009 hatte der Vattenfall-Chef Lars Josefsson gegenüber der "Financial Times Deutschland" verlautbart, dass er das Projekt zur Versorgung Europas mit Strom aus der Sahara für unrealistisch halten würde. Demnach seien auch die Transportkosten sehr hoch. Ebenfalls kritisierte zu dieser Zeit der Leiter der Deutschen Energieagentur (Dena), Stephan Kohler, die hohen Kosten für die Strom-Leitungen von Nordafrika nach Europa. Die für das Wüstenstrom-Projekt schon zur damaligen Zeit veranschlagten Kosten lagen bei etwa 400 Milliarden Euro, was "verdammt viel Geld" sei, sagte Josefsson.

Ende vergangenen Jahre hieß es, dass der Technologiekonzern Bosch aus dem Projekt aussteigt. Die Verträge mit der Initiative liefen nach drei Jahren Ende Dezember aus. Zuvor hatte bereits der Siemens-Konzern seinen Ausstieg aus dem Projekt verkündet. Das Wüstenstrom-Projekt Desertec war Ende des Jahres 2009 an den Start gegangen und gilt als das derzeit ehrgeizigste Infrastrukturprojekt der Welt. Nach "Irritationen" (wie Aufstände) in Afrikas Nordländern waren zwischenzeitlich "Probleme" auszumachen.

Noch im vergangenen Jahr berichtete die Süddeutsche-Zeitung, dass europäische und nordafrikanische Regierungen entschlossen an der Umsetzung des Wüstenstromprojektes Desertec in Nordafrika arbeiten. Man hätte durch die Länder Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko Gespräche über ein gemeinsames Abkommen begonnen, hieß es Ende Oktober 2012. Hier ging es um den Bau eines 600 Millionen Euro teuren Solarkraftwerks. Damals hatte der Desertec-Chef Paul van Son gegenüber der Zeitung erwähnt, dass das erste Referenzprojekt mit Wind- und Solarenergie zwischen 2014 und 2016 entstehen werde. Mit dem Zusammenschluss von mehr als 50 Unternehmen und Organisationen plane man demnach in Marokko ein erstes Kraftwerk mit einer Kapazität von 150 Megawatt.

Im Sommer vergangenen Jahres hieß es laut Berichtserstattung noch, dass Europa mithilfe von Wüstenstrom aus Nordafrika wie auch dem Nahen Osten seinen Strombedarf bis Mitte des Jahrhunderts "zum größten Teil" aus erneuerbaren Energien decken können wird. Demnach würde der Ökostromanteil in Europa, laut den damaligen Medienberichten im Juni 2012, von über "90 Prozent" bis 2050 erreichbar sein. In einer entsprechenden Studie der Desertec Industrial Initiative (DII) hieß es zur damaligen Zeit, dass dies "technisch möglich und wirtschaftlich machbar" sei.

  
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