(C) net_efekt, 2007, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Da die Schwellenländer einen Aufschwung erleben, könnten die Preise für Lebensmittel bis 2022 nach oben getrieben werden, heißt es laut der Welternährungsorganisation FAO und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einer gemeinsamen Prognose.
Die ansteigenden Preise werden im kommenden Jahrzehnt sowohl für Vieh als auch Getreide zu erwarten sein, heißt es darin. Im Ausblick für 2013 bis 2022 schreibt man zudem, dass sich Fleisch, Fisch und Biokraftstoff stärker verteuern werden als Agrargrundstoffe.
Aus aktueller Sicht geht man davon aus, dass die Versorgung mit Gütern aus dem Agrarbereich mit der globalen Nachfrage Schritt halten wird. Künftig könnte es jedoch zu Produktionsausfällen, Preisschwankungen und Handelsunterbrechungen kommen, glaubt man.
In der gemeinsamen Studie heißt es zudem, dass solange die Nahrungsmittelvorräte in den großen Hersteller- und Verbraucherländern gering bleiben, solange herrsche auch ein verstärktes Risiko dafür, dass es volatile Preise gibt. Bei möglichen problembehafteten und großflächigen Ertragslagen wie im vergangenen Jahr könnten Nahrungsmittelbestände knapper werden und die Weltpreise um 15 bis 40 Prozent ansteigen.
Da es in einigen Teilen der Welt knapper werdende Anbauflächen geben würde und auch die Produktionskosten anstiegen oder Umweltbelastungen ebenfalls problematisch im Zusammenspiel seien, würde die weltweite Agrarproduktion bis zum Jahr 2022 nur noch um jährlich 1,5 Prozent wachsen, lautet es in der Prognose.
In den vergangenen zehn Jahren waren es noch um die 2,1 Prozent. Durch die anwachsende Weltbevölkerung steige die Nachfrage an Lebensmitteln. Dazu würden auch höhere Einkommen, die Urbanisierung und veränderte Ernährungsgewohnheiten kommen, welche die Lage angeblich verschlimmern könnten.
Mit Blick auf China erwartet man eine weiterhin sich erhöhende Nachfrage. Die Volksrepublik soll demnach ihre Fleischimporte jährlich um drei Prozent steigern und in 2022 dann bei 1,7 Millionen Tonnen liegen. Die Einfuhr von Rindfleisch könnte um sieben Prozent steigen.
Importprodukte wie Soja, Raps und Sonnenblumen würden laut der Studie um 41 Prozent auf 83 Millionen Tonnen steigen. Die Reisimporte sollen im kommenden Jahrzehnt aber fallen, um durchschnittlich 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr, da die wirtschaftlich bessergestellten Chinesen anders wie in den Jahren zuvor mehr auf Fleisch umsteigen würden.
Im November 2012 hatte die Weltbank davor gewarnt, dass die anhaltend hohen Lebensmittelpreise "das Leben von Millionen Menschen" gefährden könnten. Im Oktober vergangenen Jahres lagen die Preise sieben Prozent über denen vom Vorjahr. Mais war zum damaligen Zeitpunkt gar 17 Prozent teurer als noch zwölf Monaten zuvor. Getreide kostete 24 Prozent mehr. Zucker oder Reis waren jedoch günstiger.
Der Weltbank-Vizechef Otaviano Canuto erklärte im vergangenen Jahr: "Die Welt kann es sich nicht erlauben, [einen solchen] Trend hinzunehmen, während [um die] 870 Millionen Menschen immer noch hungern und Millionen Kinder jeden Tag an vermeidbaren Krankheiten sterben, die durch Unterernährung ausgelöst werden".
Im Vorjahr hatten Experten des Bundesverbandes der Deutschen Ernährungsindustrie laut "Bild"-Zeitung damit gerechnet, dass in den kommenden Jahren mit deutlich steigenden Lebensmittelpreisen zu rechnen ist. Der Schweizer Inflationsexperte Hanswolfgang Brachinger bestätigte mögliche Preisänderungen in dieser Höhe von etwa zehn Prozent in den kommenden drei Jahren (Stand: 10/2011).
Grund seien möglicherweise auch Naturkatastrophen wie z.B. ein durch Hochwasser verursachtes knapperes Angebot oder auch weiterhin steigende Nachfragen aus Ländern wie China und Indien. Laut dem Inflationsexperte Hanswolfgang Brachinger würden zweistellige Preiserhöhungen drohen und "zum Normalfall" werden". Die Globalisierung würde demnach zu einem "verschärften Verteilungskampf um Lebensmittel" führen.
