NSA

In den Überwachungsbemühungen der US-Administration herrscht seit längerem reges Treiben hinter den Kulissen. Nur in wenigen Fällen kommt dieses ans Tageslicht. In einem nun aufgetauchten Dokument soll es Medienberichten zufolge heißen, dass der US-amerikanische Mobilfunkanbieter Verizon ebenfalls mit in die Überwachungsinfrastruktur eingebunden ist.
Das Unternehmen wurde durch einen Gerichtsbeschluss dazu aufgefordert, eine Kopie der Daten von allen Telefonanrufen täglich an die NSA (National Security Agency) zu übermitteln. Die britische Zeitung "The Guardian" berichtet, dass ihnen das entsprechende Dokument zugespielt wurde. Es würde demnach enthüllen, dass die NSA Daten von Millionen US-Bürgern, welche bei Verizon Kunde sind, sammelt.
Im April hatte man eine gerichtliche Anordnung erlassen, welche besagt, dass die Daten von Verizon-Kunden tagtäglich an die National Security Agency übermittelt werden müssen. Betroffen seien Telekommunikationsdaten zu Telefongesprächen, welche in den USA oder zwischen den USA und anderen Ländern, anfallen. Es handelt sich dabei auch um ortsbezogene Daten zur Zeit und Dauer des Anrufs, sowie auch die eindeutige Identifikation des Geräts (z.B. eines Smartphones).
Das Gerichtsurteil, welches vom Foreign Intelligence Surveillance Court (Fisa), ausgestellt wurde, gilt seit dem 25. April 2013. Es sei erst mal bis zum 19. Juli dieses Jahres befristet. Im Guardian heißt es dazu, das nun deutlich werde, dass es unter der US-Administration um Obama zu einer Ausdehnung der Telekommunikationsüberwachung gekommen sei, ganz ohne Verdachtsmomente. Man sammelt also auf Vorrat.
Auch unter der Vorgängerregierung von Bush-Junior war eine solche Praxis üblich. Das Ausmaß der Überwachungsmaßnahmen sei laut der britischen Zeitung "extrem ungewöhnlich", weil es die Masse betrifft und nicht einzelne Personen, welche unter Verdacht stehen könnten. Laut Guardian würden der NSA jedoch keine Gesprächsdaten zur Verfügung stehen, was einigen Insidern wohl aber eher ein breites Lächeln aufs Gesicht treiben wird. In verschiedenen Fällen zeigte sich in der Vergangenheit, dass nachträglich auf geführte Telefongespräche zurückgegriffen werden konnte, was dort gesagt wurde - es muss also eine Aufzeichnung geben, um aus einer entsprechenden Datenbank hier aus dem "Vollen" zu schöpfen – es sei denn, die NSA hat ihren Zauberstab geschwungen und sich in die Vergangenheit gebeamt.
Zusätzlich können mit den ortsbezogenen Daten freilich auch Bewegungsprofile erstellt werden. Auch hier könnten mit diversen Reverse-Engineering-Techniken interessante "Abläufe" in den Supercomputerrechenzentren der NSA nachvollzogen werden. In der Sache ist außerdem nur der Anbieter Verizon in den Blickwinkel geraten. Es kann davon ausgegangen werden, dass weitere involviert sind. Zumindest lässt der historische Verlauf der anfangs ultrageheimen NSA, welche dem "normalen Technologiesektor" um einige Generationen voraus ist, dies vermuten.
Gegenüber der Zeitung "The Guardian" wollte Verizon selbst keine Stellung zu dem Artikel beziehen, heißt es. Nach einem Statement der Electronic Frontier Foundation (EFF) würde diese Form der Massenüberwachung keineswegs ungewöhnlich sein. "Es gibt [demnach] keine Hinweise darauf, dass diese Gerichtsanordnung an [das Unternehmen] Verizon einzigartig oder neu ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es derartige Anordnungen für jeden Mobilfunkanbieter gibt, was bedeutet, dass die NSA über alle Telefonanrufe aus den USA Bescheid weiß".
