FR: Prozess um Mediator für mindestens ein Jahr ausgesetzt


(C) DES Daughter, 2011, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0)

Im französischen Mediator-Prozess gab es nun eine überraschende Wendung. Einem Medienbericht zufolge soll der Strafprozess für "mindestens ein Jahr" ausgesetzt worden sein. Das Gericht hatte erklärt, dass man im Betrugsprozess um das Diabetes-Medikament Mediator zusätzliche Informationen anfordern müsse, damit das Verfahren weitergehen könne.

Demnach soll wohl erst im Mai des kommenden Jahres (2014) über eine "mögliche" Wiederaufnahme des Prozesses entschieden werden, heißt es. Laut unterschiedlichen Schätzungen seien in Frankreich zwischen 500 bis 2000 Menschen an den Folgen des Medikaments gestorben.

Das Mittel soll demnach zum Abnehmen eingesetzt worden sein, auch bei Nicht-Diabetikern war es weit verbreitet. Die Einnahme konnte zu einer Verdickung der Herzklappen führen. Im Verlauf hätten rund fünf Millionen Menschen das Medikament Mediator (Servier) eingenommen. Es wurde Ende des Jahres 2009 in Frankreich vom Markt genommen.

In dem nun ausgesetzten Prozess müssen sich der 91-jährige Servier-Chef Jacques Servier und vier ehemalige Führungskräfte des Unternehmens wegen schweren Betrugs verantworten. Jene hätten laut derzeitigen Indizien und Mutmaßungen die Nebenwirkungen des Medikaments verheimlicht, obwohl sie diese kannten.

Parallel laufen in der Sache auch noch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Paris. Personen, welche dieses Medikament konsumierten, hatten auf einen vereinfachten Verfahrensweg gedrungen, um so den Prozess rascher zu gestalten. Bei diesem vereinfachten Verfahrensweg wäre keine Ermittlungstätigkeit von Staatsanwälten oder auch Untersuchungsrichtern notwendig.

Durch die vorherrschende Doppelung hatte Servier die Verfassungsmäßigkeit des Prozesses in Nanterre bei Paris angefochten. Der damals gestartete Prozess wurde vor einem Jahr wegen der Anfechtung in der Sache nur wenige Tage nach offiziellem Beginn ausgesetzt. Vor fast zwei Wochen hatte man das Verfahren wieder aufgenommen.

Rund 700 Betroffene treten in dem Prozess als Zivilkläger auf und hoffen auf Entschädigung. In Deutschland hatte das Medikament nie eine Zulassung erhalten. Servier und den Mitangeklagten könnten bis zu vier Jahre Haft drohen.

Im August vergangenen Jahres hatte der Oberste Gerichtshof Frankreichs den Antrag von Serviers Anwälten zurückgewiesen und machte damit den Weg frei für eine Wiederaufnahme des Prozesses in Nanterre (bei Paris).

Dieser war bis Mitte Juni angesetzt. Die Untersuchungsrichter in Paris würden laut Medien derzeit wohl nicht nur wegen Betrugs und Täuschung, sondern auch wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung ermitteln.

  
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