(C) Il Fatto Quotidiano, 2008, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Einem Medienbericht zufolge hätte die italienische Justiz im seit Monaten tobenden Streit um das Stahlwerk ILVA Vermögen der Eigentümerfamilie Riva beschlagnahmen lassen. Demnach ordnete man an, Besitztümer im Wert von 8,1 Milliarden Euro in Beschlag zu nehmen. Experten hatten die Summe ähnliche hoch eingeschätzt, die das Unternehmen Rivafire Spa in Umweltschutzmaßnahmen hätte stecken müssen, heißt es.
Bei dem Stahlwerk ILVA handelt es sich um das größte in Europa. Im Sommer vergangenen Jahres hatte ein Gericht angeordnet, Teile des Werks zu schließen. Schon im Jahr 2011 hatte ein vom Gericht in Auftrag gegebenes Gutachten ergeben, dass das Werk hohe Mengen Dioxin und anderer umwelt- und gesundheitsschädlicher Stoffe freisetzt.
Dies hätte zu einer hohen Zahl von Krebs-, Herz- und Luftweg-Erkrankungen in der Bevölkerung und bei den Arbeitern geführt. Die örtliche Sterblichkeitsrate lag demnach um zehn bis 15 Prozent höher als im Durchschnitt. Im August des vergangenen Jahres demonstrierten mehrmals tausende Arbeiter gegen die Schließung des Werkes.
Der ehemalige Chef des Stahlwerks, Emilio Riva, war mit der Schließung von Teilen des Werks im Juli 2012 unter Hausarrest gestellt worden. Im November vergangenen Jahres mussten mehrere Führungskräfte des Unternehmens ins Gefängnis. Der Sohn von Emilio Riva und Vize-Präsident der Firmengruppe, Fabio, floh zwischenzeitlich nach London.
Die Direktion des Stahlwerks hatte im August des vergangenen Jahres Berufung gegen die Schließung des Werks in Tarente eingelegt. Laut dem Geschäftsführer Bruno Ferrante sei die Schließung des Werks "juristisch nicht gültig". Im Vorfeld wurde ein Produktionsstopp verhängt. Die involvierte Richterin Patrizia Todisco hatte die Schließung eines der größten europäischen Stahlwerke angeordnet, weil eine Umweltkatastrophe drohe.
Die damalige Regierung in Rom wollte Medienberichten zufolge die Schließung des Stahlwerks verhindern. Man führte seitens des Unternehmens an, dass rund 20.000 Arbeitsplätze von dem Standort abhängen würden, der 9 der 28 Millionen Tonnen Stahl produziert, welche jährlich in Italien hergestellt werden.
Der Staatsanwalt Franco Sebastio erklärte laut EuroNews im November 2012, dass nicht nur eine wissenschaftliche Ermittlung laufe, sondern der Grund des Übels sei vielmehr "unmenschliches Verhalten". Man wirft den Beteiligten unter anderem Umweltkriminalität und Bestechung vor.