Ermordeter Soldat in London: Kritik an MI5


(C) Skinbops, 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

Nach dem Attentat auf einen Soldaten in London geraten britischen Medienberichten zufolge die Sicherheitsdienste zunehmend in Bedrängnis. Für Wirbel sorgen dabei Berichte, dass der MI5 (Britischer Inlandsgeheimdienst - historisch auch: "Military Intelligence, Section 5") den mutmaßlichen Täter rekrutieren wollte. Jene Berichterstattung bezog sich auf Aussagen eines angeblichen Freundes von Michael Adebolajo. Dieser wurde nach einem Interview mit der BBC festgenommen.

Der britische Inlandsgeheimdienst wollte demnach Adebolajo nach einer Reise gen Kenia als Informanten anwerben. Dieser sei in Kenia festgenommen und während der Haft misshandelt worden, schreibt man. Diese Reise hätte sein Leben verändert. Ob dabei direkt Foltermethoden zur Anwendung kamen, ist derzeit nicht bekannt. Diese Methoden stellen aber ein beliebtes Mittel dar, um auserkorene Individuen psychologisch über Folter "kleinzukriegen", um dieser danach wieder "passend aufzubauen", was ggf. auch als eine erweiterte Gehirnwäsche angesehen werden kann.

Nach seiner Rückkehr sei Adebolajo vom britischen Geheimdienst befragt worden, ob er verschiedene Personen kennt. Dies hätte er verneint. Danach soll er laut Medienberichterstattung gefragt worden sein, ob er für den Geheimdienst arbeiten wolle. Der angebliche Freund sagte BBC: "Er wurde vom MI5 bedrängt, das hat er mit klar gesagt".

Laut BBC sei die Person unmittelbar nach dem Interview festgenommen worden. Seitens der Polizei teilte man in der Sache mit, dass man einen 31-jährigen Mann festgenommen hätte, der unter dem Verdacht festgenommen worden sei, terroristische Taten in Auftrag gegeben oder vorbereitet zu haben. Ebenfalls wurden Räumlichkeiten in zwei Häusern im Osten Londons durchsucht.

In der Sache geht es um den Mordanschlag auf den 25-jährigen britischen Soldaten Lee Rigby. Dieser wurde im Londoner Stadtteil Woolwich vor einer Kaserne brutal ermordet. Der 28-jährige mutmaßliche Tatverdächtige und der mutmaßliche Komplize Michael Adebowale wurden nachfolgend von der Polizei angeschossen und liegen seither im Krankenhaus.

Die beiden Jugendlichen stammen laut Medienberichten von nigerianischen Einwanderern ab. Sie wären vom Christentum zum Islam konvertiert. Zusammen hätten sie sich radikalisiert. In Aktionen hätten sie zuletzt extremistische Flugblätter verteilt. Der Tatverdächtige Adebolajo soll außerdem versucht haben, nach Somalia zu reisen, um sich dort der Shebab-Miliz anzuschließen.

Die beiden Personen, Adebolajo und sein Komplize, seien vom MI5 etwa acht Jahre beobachtet worden. Adebolajo selbst galt laut Medienberichten als "Hochrisiko-Person". Dieser war wegen physischer Gewalt bereits in der Vergangenheit in Haft. Die Zeitung "The Sun" berichtete, dass der Hassprediger Anjem Choudary gesagt haben soll, dass der Islam Europa überrennen wird. Er wurde demnach "heimlich" bei dieser Aussage gefilmt.

Die "Gotteskrieger" werden Europa überrennen und die Sozialsysteme ausbeuten. David Cameron und der US-Präsident Barack Hussein Obama sollten getötet werden, soll er gesagt haben. Nachfolgend erklärte Choudary, dass dies ein Scherz gewesen sei - wie auch seine Äußerung, dass man Taschengeld für den Dschihad von den Ungläubigen holen wolle.

Er hätte nicht zu Gewalt aufgerufen. Die Behörden hatten kein Verfahren gegen die Person eröffnet. Er selbst kassierte laut der Zeitung etwa 25.000 britische Pfund Sozialgelder pro Jahr. Er wohne in einem Haus im Osten Londons, welches einen Wert von rund 320.000 Pfund haben soll. "Wir werden England übernehmen - die Moslems kommen – Brüssel ist zu 30, 40 Prozent muslimisch, und Amsterdam. Diese Leute sind wie ein Tsunami in ganz Europa", wird er u.a. zitiert.

Der getötete Soldat soll Medienberichten zufolge früher in Afghanistan gedient haben. Der Soldat Lee Rigby kämpfte dem britischen Verteidigungsministerium zufolge ab dem Jahr 2009 als Maschinengewehrschütze in der afghanischen Provinz Helmand gegen die Taliban. Danach war er im deutschen Bundesland Niedersachsen (Celle) stationiert. Seit 2011 war er für die britische Armee in London tätig.

Gegen den islamistischen Prediger Anjem Choudary forderte die Presse in Großbritannien zuletzt ein schärferes Vorgehen. Die britische Boulevardzeitung "The Sun" nannte Choudary, der den mutmaßlichen Täter Michael Adebolajo inspiriert hätte, das "Epizentrum des Bösen". Der Anführer der Gruppe Al-Muhajiroun dürfe weiterhin "Galle spucken", hieß es.

Laut der deutschen Polizeigewerkschaft "DPolG" könnten extremistisch motivierter Angriffe auf Soldaten auch auf die Bundeswehr zukommen. "Auch deutsche Soldaten sind ein potenzielles Anschlagsziel. Durch die Tat mit dem Fleischerbeil in London wächst die Gefahr von Nachahmern hierzulande", sagte der stellvertretender DPolG-Vorsitzende Hermann Benker der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

  
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