(C) ent h end, 2008, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC 2.0)

Nachdem sich die Deutsche Burschenschaft (DB) beim sog. "Burschentag" in Eisenach getroffen hatte, wird in den Medien erneut über einen "Ariernachweis" diskutiert. Laut internen Unterlagen, die dem "Spiegel" vorliegen sollen, würden diese zeigen, dass die Burschenschaft bislang kaum etwas aus ihrer seit geraumer Zeit kritisierten Haltung dazu gelernt hätte.
Es sollen laut diesen Informationen teils extremistische und rassistische Tendenzen vorliegen. Für den Dachverband sei eine Rückkehr zum Ariernachweis dabei besonders heikel. In dieser Thematik kam es bereits vor gut zwei Jahren zum Eklat. Es ging darum, wer "deutsch" genug sei, um so ein Burschenschafter zu werden.
Laut den Tagesunterlagen würde es nicht mehr nur eine neue Form der Einteilung zwischen "deutscher" und "nicht-deutscher" Abstammung geben, sondern auch zwischen "deutscher", "abendländisch-europäischer" und "nicht-abendländisch-europäischer" Abstammung. In dem Bericht von Spiegel sieht man ähnliche Kriterien vorliegen, wie damals bei den Nürnberger Rassegesetzen von 1935, welche auch als Ariergesetze bekannt wurden. (mehr hier)
Kritiker werfen den verbliebenen Verbindungen einen Rechtsruck vor, was auch die Tendenz zu einer Art von "Ariernachweis" zeigen würde. Der amtierende Sprecher Burkhard Mötz gab zu verstehen, dass der nun vorliegende Vorschlag der Kommission "gemäßigter" gewesen sei. In der Vergangenheit hatten zahlreiche eher liberal geltende Burschenschaften dem Dachverband den Rücken gekehrt. Im Hamburger Abendblatt hieß es zur Thematik, dass in den deutschen Burschenschaften nach wie vor diskutiert wird, wer ein "deutscher Student" sei. (mehr hier)
Der Pressesprecher der Deutschen Burschenschaft, Walter Tributsch, bestätigte gegenüber dem Magazin (Spiegel Online) ebenfalls, dass es entsprechende Anträge (Unterschiede zwischen der Abstammung) gebe. Den Vorwurf des Rassismus schmetterte er jedoch als "hanebüchen" ab. Ein Rechtsextremismusexperte von der Freien Universität Berlin, Hajo Funke, gab zu verstehen, dass aus derartigen Vorschriften ein offener, weißer, völkischer Rassismus sprechen würde. Dies hätte nichts mit Rechtsstaatlichkeit zu tun.
Im Vorfeld kam es bereits zu "Irritationen". So hätten laut "Welt Online" mutmaßliche Linksextremisten in Göttingen einen liberalen Burschenschafter hinterrücks mit einem Baseballschläger attackiert und am Kopf verletzt - der brutalste in einer Reihe ähnlicher Fälle. Der Verletzte soll dem Bericht zufolge eine Verbindung in die als politisch liberal geltende Burschenschaft der Bubenreuther Erlangen haben. (mehr hier)
Im Sommer 2011 hieß es in Medienberichten, dass die Studentenverbindung Deutsche Burschenschaft (DB) unter einem ernsthaften Mitgliederschwund leide. Ebenfalls würden rechtsextremen Umtrieben in den eigenen Reihen vorhanden sein. Durch innere Streitigkeiten sei der Verband geschwächt. Damals schätzte man die eigene Lage als "desolat" ein.
Allgemeine Literatur-Hinweise:
Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im 19. und 20. Jahrhundert
Politische Geheimverbände; Franz Schweyer
Verbündete Männer: Die Deutsche Burschenschaft
Europas radikale Rechte: Bewegungen und Parteien auf Straßen und in Parlamenten
Im Schatten der Schwarzen Sonne; Nicholas Goodrick-Clarke
Die Flucht vor der Vernunft: Politik, Kultur und Okkultismus im 19. Jahrhundert
Das Zeitalter des Irrationalen: Politik, Kultur und Okkultismus im 20. Jahrhundert
