Geheimes Dokument soll zeigen, dass Behörden schon seit 2000 vom NSU-Trio wussten


(C) slowafternoon, 2005, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Dem Report Mainz sei ein amtlich geheimes Dokument über die Zwickauer Zelle des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) zugespielt worden. Jenes Dokument konnte laut deren Angaben bislang nur in den sog. Geheimschutzstellen der Parlamente eingesehen und nicht kopiert werden. Es würde enthüllen, dass das NSU-Trio bereits im Jahr 2000 von Verfassungsschützern als Terrorgruppierung eingestuft worden sei.

Das Dokument sei auf den 28.04.2000 datiert. Darin soll es heißen: "Das Vorgehen der Gruppe (NSU-Trio) ähnelt der Strategie terroristischer Gruppen, die durch Arbeitsteilung einen gemeinsamen Zweck verfolgen". Der Zweck der Vereinigung wäre laut dem Dokument, "schwere Straftaten gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung zu begehen".

Man hätte damals bei dem Trio eine deutliche Steigerung der Intensität bis hin zu schwersten Straftaten feststellen können. Der Absender des Schreibens sei laut Report Mainz das Landesamt für Verfassungsschutz in Dresden. Es sei u.a. an den ehemaligen sächsischen Innenminister Klaus Hardraht (CDU) und mehrere Verantwortliche seines Hauses gerichtet gewesen.

Von dem besagten Brief würde es nur zwei Ausfertigungen geben. In dem Schreiben wurde eine sogenannte G10 - Beschränkungsmaßnahme gegen das NSU-Trio und vier weitere namentlich genannte Unterstützer beantragt. Laut Report Mainz geht es dabei um eine geheime Überwachung von deren Telefonen und Briefen.

Die praktisch spurlose und professionelle Flucht des Trios 1998 würde ein Anhaltspunkt dafür sein, dass dies „ohne die entsprechende Unterstützung [...] so nicht realisierbar gewesen wäre“. Hier geht man davon aus, dass nur durch engste Bindungen in einem abgeschlossenen Zirkel mit wenigen verschwiegenen Mitwissern eine solche Flucht möglich gewesen sei.

In dem Dokument soll als Unterstützerin u. a. Mandy S. genannt sein. Deren Identität hatte Beate Zschäpe nach ihrem Untertauchen benutzt. Ebenfalls sollen Jan W. und Thomas S. genannt sein. W. hätte die Waffen für das Trio besorgt und S. soll vor ihrem Untertauchen 1,4 Kilogramm Sprengstoff geliefert haben. Dieser war Ende 2000 als V-Mann tätig.

Der ehemalige Geheimdienstler Winfried Ridder befand, dass dieses nun aufgetauchte Dokument heute "eine Sensation" ist. Für ihn sei überraschend und neu, dass man bereits damals "vollumfänglich die Gesamtstruktur des Netzwerkes Nationalsozialistischer Untergrund zu diesem Zeitpunkt gekannt" hätte.

Dies noch bevor der erste Mord in Nürnberg im September 2000 geschah. Ein Regierungssprecher aus dem Kabinett Schröder, Uwe-Karsten Heye, sagte zur Thematik: "Alles, was wir heute wissen, steht da drin". Demnach sei er davon überzeugt, dass wenn die Behörden damals "dran geblieben wären, hätte es diese Mordserie nicht gegeben".

  
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