DDR

Bezüglich der Medienberichterstattung über Arzneimitteltests westlicher Pharma-Firmen in der DDR warnte nun der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), vor übertriebener Kritik.
Besonders warnte er vor Behauptungen, dass einzelne Tests zu Schäden oder zum Tod geführt hätten. "Dass Leute sterben, das kommt jeden Tag vor [...] Und wenn jemand nun in einer solchen Testserie drin war, dann muss man schon genau unterscheiden, ob er an seiner Grunderkrankung gestorben ist oder ob er tatsächlich als Folge dieses Medikaments gestorben ist. Letzteres zu beweisen, dürfte schwierig sein. Es einfach zu behaupten, ist die typische Darstellung der DDR-Geschichte aus westlicher Sicht", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung.
Auch für die Forderungen nach möglichen Entschädigungen gelte ähnliches. Seiner Ansicht nach müsse ein Ursache-Wirkungs-Verhältnis zwischen den getesteten Medikamenten und dem eingetretenen Schaden bestehen. Ist dies nicht der Fall, könne auch keine Entschädigung gezahlt werden.
Er plädierte dafür, den bekanntgewordenen Fällen nachzugehen. "Soweit das aufklärbar ist, sollte man es versuchen", gab Böhmer zu verstehen. Krankenunterlagen würden allerdings nach 30 Jahren vernichtet werden. Deshalb könnte nicht mehr alles aufgeklärt werden. Auch würden bislang Belege dafür fehlen, dass überhaupt etwas Verbotenes geschehen sei, merkte er an.
Im Vorfeld berichtete man, dass westdeutsche Pharmafirmen bis zum Mauerfall 1989 neue Medikamente an Krankenhauspatienten in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) getestet haben. Der Spiegel berichtete, dass Konzerne wie Bayer, Schering, Hoechst, Boehringer, Pfizer, Sandoz, Roche rund 600 medizinische Studien in mehr als 50 Kliniken in der DDR in Auftrag gaben. Das war den Arzneimittelherstellern bis zu 800.000 Westmark (umgerechnet 409.000 Euro) pro Studie wert. Betroffen waren demnach wohl "mindestens 50.000 Menschen".
Der CDU-Politiker und Mediziner Böhmer äußerte in einem Focus-Interview im Februar 2008, dass Kindstötungen in der DDR und heute in den neuen Bundesländern „für manche ein Mittel der Familienplanung sind“. Für diese Einstellung sei „vor allem“ eine „leichtfertigere Einstellung zum werdenden Leben“ in den neuen Bundesländern verantwortlich.
