UK: Ipsos Mori bietet Daten von 27 Millionen Nutzern an


(C) philcampbell, 2011, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY 2.0)

In Großbritannien seien der Metropolitan Police Service (MPS), privaten Unternehmen und anderen Einrichtungen die Daten von etwa 27 Millionen Handy-/Smartphone-Nutzern angeboten worden, mit denen auch Bewegungsprofile erstellt werden könnten.

Anbieter sei laut "Sunday Times" Ipsos MORI, eines der größten britischen Forschungsunternehmen. Mit deren Daten können Bewegungen von Individuen bis auf hundert Meter genau verfolgt werden, heißt es. Nachdem die Metropolitan Police Service von der Sunday Times in der Sache kontaktiert wurde, hätte man eine Abmachung mit Ipsos Mori zum Erwerb von Daten wieder (offiziell) aufs Eis gelegt.

Man berichtet, dass die Daten unter anderem das Geschlecht einer jeweiligen Person, das Alter, Postleitzahl, deren besuchte Webseiten, den Standort einer Person wenn diese z.B. einen Anruf tätigte und weitere enthielten. Auch hätte man laut der Zeitung eine Echtzeiterfassung des jew. Standorts mit den Aufzeichnungen der Bewegungsabläufe oder getätigter Anrufe und Textnachrichten der vergangenen sechs Monate verfolgen können.

An die Daten kommen würde Ipsos Mori durch einen "exklusiven Deal" mit EE, dem größten britischen Telefon-Anbieter. Würden Sicherheitsbehörden wie das MET (Metropolitan Police Service) jene Daten nutzen können, würde damit eine neue Schwelle der Überwachungsmöglichkeiten überschritten werden.

Experten sprechen gar, bei Nutzung derartiger Profildaten, von einer "Invasion in die Privatsphäre". Man schreibt, dass angeblich die Polizei, Kommunen oder auch große Unternehmen wie Google unter den potenziellen Kunden für derartige Daten sind.

Ende März hätte sich Bernard Hogan-Howe, der Polizeipräsident, mit Vertretern von Ipsos Mori getroffen, um Details zu dem Daten-Deal zu diskutieren. Ein weiteres Treffen fand in der vergangenen Woche bei Scotland Yard statt. Hier hätte Mark Rowley (Assistant Commissioner; Metropolitan Police Service) teilgenommen. Er ist u.a. auch für die Öffentliche Ordnung und Großveranstaltungen verantwortlich.

Seitens Ipsos Mori hieß es zur Thematik, dass man lediglich anonymisierte Daten ohne persönlich identifizierbare Informationen erhalten würde. Man hätte keinen Zugriff auf Namen, Adresse und andere persönliche Informationen. Man könne einsehen, was für Webseiten angesurft jedoch nicht was etwa dort für Daten publiziert/eingegeben wurden.

Man wolle es laut eigenen Angaben nie zulassen, derartige Daten zu liefern, womit eine individuelle Identifikation möglich sein könnte. Experten sehen jedoch, dass mit diversen "Reverse Engineering"-Praktiken hier "einiges möglich" ist.

Offiziell wolle man derartige Datensammlungen (Big Data) etwa dafür nutzen, um "Gesellschaften besser zu verstehen". Z.B. was allgemeine Bewegungsabläufe in einer Stadt anbelangt oder bei Verkehrsströmen.

Nicht nur für den Einzelhandel könnten hier "interessante Möglichkeiten" entstehen, auch für Stadtplaner und Co. würde man eine neue Möglichkeit zur Hand haben, ggf. "planvoller" zu gestalten. Befürworter von "Big Data" verlautbarten in der Vergangenheit immer wieder, dass man so "wirklich verstehen könnte", wie unsere Städte und Straßen funktionieren.

Ende Oktober vergangenen Jahres hatte mit Blick auf Deutschland der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, vor einer Verletzung der Privatsphäre durch Mobilfunkanbieter gewarnt. "Die Bildung von Bewegungsprofilen dürfte in der Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen", sagte Schaar der "Berliner Zeitung".

  
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