(C) thisisbossi, (symbolisch), 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

In den Vereinigten-Staaten ist nun ein Landwirt in einem Patentstreit mit Monsanto vor dem Obersten Gerichtshof von Washington gescheitert. Der Supreme Court entschied am vergangenen Montag, dass der Farmer Vernon Hugh Bowman aus dem US-Bundesstaat Indiana ein Soja-Saatgut von Monsanto widerrechtlich genutzt hätte.
Das Urteil hat dabei weitrechende Auswirkungen auf den Patentschutz für genetisch veränderte Pflanzen in den USA. Seitens Monsanto hatte man Bowman zum Vorwurf gemacht, dass er mit dem Kauf von überschüssigem Saatgut bei anderen Bauern die gehaltenen Patentrechte verletzt hätte.
Das gegen Unkraut-Vernichter gestählte Saatgut wird in den Vereinigten-Staaten laut offiziellen Angaben von mehr als 90 Prozent der Sojabohnen-Anbauer verwendet. Demnach soll auch der Farmer Vernon Hugh Bowman dieses Produkt von Monsanto bezogen haben. Für eine zweite Aussaat kaufte er jedoch Saatgut, das seine Kollegen aus der Landwirtschaft aus früheren Ernten übrig hatten, und nicht bei Monsanto direkt.
In den letzten Jahren ging der US-amerikanische Agrarkonzern Monsanto dabei gegen eine Reihe von Landwirten vor, welche ähnlich handelten und das Saatgut nicht direkt von Monsanto bezogen. Ein großer Teil von den Betroffenen hatte Schadenersatzforderungen akzeptiert. Doch der Farmer Vernon Hugh Bowman wollte sich das nicht gefallen lassen und zog vor Gericht.
Der Oberste Gerichtshof in Washington bestätigte nun allerdings die Entscheidungen aus niedrigeren Instanzen. Dort wurde Bowman zur Zahlung von 85.000 US-Dollar verurteilt. Laut dem Urteil dürfe genverändertes Saatgut nicht ohne die Erlaubnis des Patentinhabers per Aussaat/Ernte reproduziert werden. Ohne den strengen Patentschutz auf Saatgut würde Monsanto laut dem Gericht kaum Geld verdienen, da andere Firmen das Produkt nachahmen könnten.
Anfang vergangenen Jahres hatte in einem anderen Fall ein französisches Landgericht Monsanto für die Vergiftungserscheinungen eines Landwirts verantwortlich gemacht. Der US-Konzern müsse dem damals 47-jährigen Paul François Schadensersatz zahlen, urteilte das Landgericht im südostfranzösischen Lyon. Hierbei ging es um eine Sache mit dem Unkrautvernichtungsmittel Lasso. Der Landwirt hatte eine Ladung ins Gesicht bekommen. François litt daraufhin fast ein Jahr lang an Schwindel, Kopfschmerzen und Muskelbeschwerden und konnte nicht arbeiten. Monsanto kündigte danach Berufung an, da es "wissenschaftlich nicht ausreichend fundiert" sei, dass ein Zusammenhang zwischen einer möglichen Vergiftung und den Gesundheitsproblemen des Landwirts bestehe, hieß es.
Mit Blick auf die EU nahm hier der Widerstand bei zahlreichen Bürgern weiter zu, was den Anbau von Genpflanzen anbelangt. Man fordert unter anderem ein Anbauverbot von Gentech-Mais in der gesamten EU, da es teils erhebliche Gefahren für die Umwelt geben soll. In der EU sind dabei der Genmais MON810 des US-Agrarkonzerns Monsanto oder auch die Kartoffel Amflora des deutschen Unternehmens BASF für den Anbau zugelassen. Ebenfalls sind weitere Genpflanzen zur Verarbeitung in Lebens- und Futtermitteln erlaubt worden.
Im Jahr 2010 berichtete die Community Alliance for Global Justice, dass Bauern und Bürgerrechtsorganisationen weltweit erzürnt über die damals neuesten bekanntgewordenen Verbindungen zwischen der Bill und Melinda Gates-Stiftung und dem Biotech-Giganten Monsanto seien. Im Vorfeld wurde ein Investment-Portfolio der elitären Gates-Stiftung veröffentlicht, das zeigte, dass dieses 500.000 Anteile an Monsanto-Aktien im Wert von etwa 23,1 Millionen US Dollar beinhaltete. Laut diesen Angaben gekauft im zweiten Quartal 2010.
Dr. Phil Bereano, Professor Emeritus an der University of Washington und ein anerkannter Experte auf dem Feld der Gentechnik gab damals zu verstehen: "Zuallererst hat Monsanto in der Vergangenheit regelmäßig eine völlige Ignoranz bewiesen, hinsichtlich der Interessen und des Befindens kleiner Bauern weltweit, außerdem ist ihr bisheriges Verhalten gegenüber der Umwelt erschreckend. Die starken Bindungen zu Monsanto ziehen die umfangreiche Finanzierung von landwirtschaftlicher Entwicklung in Afrika durch die Stiftung stark in Zweifel sowie das erklärte Ziel, Armut und Hunger unter den kleinen Bauern zu verringern. Zweitens stellt dieses Investment einen enormen Interessenkonflikt dar". (mehr hier)
Rady Ananda von "Food Freedom" berichtete vor wenigen Jahren, dass der Gigant Monsanto, der Pflanzen via Gentechnik modifiziert um sie gegen die eigenen Pestizide resistent zu machen oder ihnen neue Eigenschaften zu verpassen, Dienste der Söldner-Firma Blackwater genutzt hätte, um so diverse Aktivisten, die gegen Monsanto-Praktiken waren, auszuspionieren. Jeremy Scahill berichtete, dass ehemals "Blackwater" (zwischenzeitlich auch "XE Services" und nun "Academi") durch ein Netz an Frontfirmen zwischen 2008 und 2010 Gruppierungen ausspioniert und/oder infiltriert hätte, die sich gegen Monsanto einsetzten.
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