(C) Grumpy-Puddin, (symbolisch), 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Laut einem Medienbericht haben westliche Pharmakonzerne in der ehemaligen DDR hunderte Studien mit Medikamenten an mehr als 50.000 Patienten in Auftrag gegeben. In mehr als 50 Kliniken seien nach aktuellen Informationen unter anderem Antidepressiva und Herzmedikamente getestet worden. Dies sogar oft ohne Wissen der Betroffenen, an denen die Tests vollzogen wurden.
Bereits im vergangenen Jahr hatte "Arte" eine Sendung (Pharmalabor Ost) zum Thema ausgestrahlt. Hier hieß es, dass verschiedene Pharma-Chemiebuden aus dem Westen mit der ehem. DDR geheime Deals ausgehandelt hätten, bei denen Versuche mit Medikamenten ganz oben auf dem Plan standen. Dies erinnert dabei stark an entsprechende Machenschaften der I.G. Farben (etwa Auschwitz) im Dritten Reich.
Schon in den 1990er Jahren hatten Medien über Medikamententests in der DDR berichtet. Doch der Umfang der Versuche sei wohl deutlich umfangreicher als damals angenommen wurde, berichtet aktuell der Spiegel. Man beruft sich auf Akten des ehemaligen Gesundheitsministeriums der DDR. Auch Akten der Stasi und des Instituts für Arzneimittelwesen der DDR seien für Recherchen genutzt worden.
Aus den Informationen soll nun hervorgehen, dass Pharmahersteller mehr als 600 Arzneimittelversuche an DDR-Kliniken in Auftrag gaben. Es soll auch zu zahlreichen Todesfällen gekommen sein. Ebenfalls wurden verschiedene Tests durch Nebenwirkungserscheinungen abgebrochen.
Die beteiligten Pharmahersteller hätten bis zu 800.000 D-Mark pro Studie angeboten. Patienten ließ man über Risiken und Nebenwirkungen oft im Unklaren. Die betroffenen Unternehmen würden laut dem deutschen Magazin darauf hinweisen, dass die Vorgänge "weit zurücklägen".
Seitens der DDR-Opfer-Hilfe forderte man nun Entschädigungen von den Pharma-Unternehmen für betroffene Personen und eine umfassende Aufklärungen zu diesen menschenverachtenden Praktiken. Die Pharmakonzerne und die Krankenhäuser müssten zur Verantwortung gezogen werden.
Gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung sagte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Bergner (CDU): "Die vorliegenden Fakten müssen rückhaltlos untersucht und die Hintergründe aufgeklärt werden [...] Es wäre ein schwerer Skandal, wenn tausende DDR-Bürger - vermutlich sogar unter Verletzung von Rechtsvorschriften der DDR - zu billigen und wohlfeilen Versuchskaninchen gemacht worden wären".
